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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihm auch alles Gute, natürlich auch seinen Nachkommen.«
    In diesem Augenblick packte Okra eines der kleinen Skelette am Fußknöchel, während Ida das andere am Handgelenk erwischte. Sie leisteten zwar Widerstand, waren aber zu klein, um sich losreißen zu können.
    »Und ihr müßt die Kinder von Mark und Grazi sein«, sagte Mela. »Wie hübsch ihr ausseht! Wie heißt ihr denn?«
    »Ich bin Nager Knochen«, sagte das eine. »Ich bin Marks Sohn.«
    »Und ich bin Gelenki«, ergänzte das andere.
    »Nun, ihr scheint mir doch zwei prächtige Jungen zu sein«, bemerkte Mela.
    »Ich bin kein Junge, ich bin ein Mädchen«, widersprach Gelenki. »Ich bin Grazis Tochter.«
    »Hoppla. Das konnte ich nicht erkennen…« Mela hielt inne, dachte anscheinend an die Erwachsenenverschwörung.
    »Ich habe eine zusätzliche Rippe«, erklärte Gelenki. Sie schnippte mit einem knochigen Finger gegen eine Rippe, die daraufhin einen hellen Ton von sich gab.
    »Und ihr leistet hier euren Dienst für eine Antwort ab«, fuhr Mela fort. »Und das habt ihr auch sehr gut getan. Aber ich denke, jetzt sollten wir durch einen dieser Schränke gehen können, ohne daß wir uns dabei erschrecken müssen.«
    »Wir wollten nur etwas von Papas großen Taten hören«, sagte Nager.
    »Und von Mamas Prozeß«, ergänzte Gelenki.
    »Nun, dazu bin ich noch gar nicht gekommen.« Und so erzählte Mela ihnen alles über Grazis Gerichtsverhandlung wegen Vereitelung eines Alptraums. Offensichtlich hatten sie das alles schon früher gehört, wurden der Erzählung aber nicht müde, wie es eben Kinderart war.
    Und während Mela sprach, erhob sie sich und überprüfte den nächstgelegenen Schrank. Tatsächlich, jetzt spukte es darin nicht mehr, und er führte auch ins Innere des Schlosses. Sie hatten ihre dritte Aufgabe gelöst.
     
    Im Innern des Gebäudes fanden sie Humfreys mundanische Frau Sofia. Sie war zwar alt, aber sehr forsch. »Ihr müßt euch sofort saubermachen!« rief sie. »Ihr seid ja von oben bis unten mit Grabenmoos beschmiert! Und ihr müßt auch etwas mehr anziehen als nur diese Höschen. Ich fürchte, daß ich etwas überfordert damit bin, euch alle drei anzukleiden. Meine Spezialität sind eher die Socken.«
    »Es tut uns leid«, sagte Mela, und sie klang dabei genauso verschämt, wie sich Okra fühlte.
    »Ich werde mit Rose tauschen müssen«, entschied Sofia. »Die ist Expertin auf dem Gebiet der Kleidung.«
    »Wir wollten keine Umstände«, warf Ida ein. »Wir sind nur gekommen, um ein paar Antworten zu erhalten.«
    »Nicht in diesem Aufzug!« sagte Sofia streng. »Was ist, wenn euch jemand sieht? Und jetzt ab unter die Dusche, während ich mich um den Diensttausch kümmere.«
    Gehorsam marschierten sie in die Dusche. Dabei handelte es sich um einen Raum, an dessen Decke eine dichte kleine Regenwolke schwebte. Sobald sie eingetreten waren, begann die Wolke, sie von oben zu beregnen. Das Wasser war kalt, doch das ließ sich nicht ändern. Mühsam zogen sie ihre verschmutzte Kleidung aus und standen verschämt und nackt da und ließen sich vom Wasser reinigen.
    Okra, die stark zitterte, hatte plötzlich eine Idee. »Wenn wir die Wolke wütend machen, läuft sie vielleicht heiß.«
    »Ja, das klingt sehr vernünftig!« rief Ida.
    »Wer von uns kann denn am besten Wolken beleidigen?« fragte Mela erheitert.
    »Laßt mich es versuchen«, erbot sich Okra. »Ich werde so tun, als wäre es Fracto.« Sie atmete tief durch. »Wolke, hör mir zu. Ich finde, du bist das häßlichste Stück Nebel, dem ich je begegnet bin.«
    Die Wolke zuckte. Offenbar hörte sie tatsächlich zu.
    »Ich habe schon große Wolken gesehen und kleine Wolken«, fuhr Okra fort. »Aber du bist wirklich der erbärmlichste Witz dieser Gattung.«
    Die Wolke lief an den Rändern rosa an. Sie wurde offensichtlich zornig!
    »Ich habe befriedigende Wolken und ärgerliche Wolken erlebt, aber an die ärgerlichen Wolken kommst du ja nicht einmal im Traum heran.«
    Kleine Lichtblitze durchzuckten die Wolke. Jetzt wurde sie richtig sauer. Ja, und auch das Wasser wurde schon wärmer.
    »Genau genommen…« setzte Okra wieder an.
    »Genug«, flüsterte Mela. »Das Wasser wird langsam zu heiß.« Sie fuhr sich mit einem geschnitzten Seifenstein über den Leib, der überall den Schmutz abrieb. Eine derartige Magie hatte Okra noch nie gesehen, aber sie gefiel ihr.
    »Genau genommen finde ich dich ganz in Ordnung«, sagte Okra.
    Der Zorn des kleinen Gewitters ließ nach. Das Wasser verwandelte

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