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Meeres-Braut

Titel: Meeres-Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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versuchten es, und es ging. Die Umrisse der Eisenhandschuhe sahen nun weicher aus, und Okras Hände und Arme wirkten beinahe ebenso vollständig menschlich. Es war schon richtig peinlich.
    »Und jetzt müßt ihr Hunger haben«, meinte Rose. »Sofia kann besser kochen als ich, deshalb werde ich wieder mit ihr tauschen.«
    »Ihr könnt einfach so tauschen, wie ihr wollt?« erkundigte sich Okra.
    »Oh, gewiß. Solange immer eine von uns hier in Xanth bleibt.«
    »Aber bekommt ihr denn nie Streit, wer gerade an der Reihe sein soll?« fragte Ida.
    »O nein. Wir kennen uns sehr lange und sind alle Freunde. Wir haben sehr viel gemeinsam.«
    »Gemeinsam?« fragte Mela.
    »Humfrey.«
    Ach so. Okra fiel ein, daß es wahrscheinlich peinlich wäre, wenn mehr als eine der Ehefrauen gleichzeitig zugegen sein sollte.
    Da erschien ein merkwürdiges Tier in der Türöffnung, »Iiiieeehh, ein Ungeheuer!« kreischte Ida.
    Rose lachte. »Nein, das ist nur Canis Major. Der stammt vom Hundsstern, seine Rasse nennt man Transmuto«, erläuterte Rose. »Jeden Tag gehört er zu einer anderen Rasse. Als unsere letzten Besucher hier waren, war er immer unsichtbar, deshalb ist er ihnen nie aufgefallen. Heute ist er unscheinbar; und morgen – wer weiß? Laßt euch von ihm beschnüffeln, damit er euch kennenlernt.«
    Canis kam näher. Er beschnüffelte sie der Reihe nach. Dann wackelte er mit dem Schwanz. Sie stellten fest, daß es Spaß machte, ihn zu streicheln. Keine von ihnen hatte jemals eine solche Kreatur gesehen.
    »Jetzt müßt ihr aber wirklich Hunger haben«, sagte Sofia von der Tür aus.
    Sie zuckten zusammen. Für einen Augenblick schien es, als habe sich Rose in eine andere Gattung verwandelt, doch Okra erkannte, daß sie nur einmal mehr mit der anderen Frau die Plätze getauscht hatte. Das war wirklich ein merkwürdiger Haushalt!
    Sie führte sie in den Speisesaal und servierte ihnen hausgemachtes Hirtenbrot aus einem alten schwarzen Eisenkessel im großen Steinofen. Sie schnitt das Brot in Scheiben und machte daraus Käseröstbrote, zu denen sie Kürbiskernsoße, frische Rasselbeeren und Sahne in Glasschalen servierte, Feigen von einem Ohrfeigenbaum und Wassermelonenschalen voll frischem Wasser.
    Okra hob ihr Brot an den Mund und hielt inne. Das Brot musterte sie mit mürrischer Miene.
    »Einfach hineinbeißen«, sagte Sofia.
    »Aber ich habe Angst, daß es mich zurückbeißt.«
    »Nein, ich bin aus Mundania. Mein Essen ist zum größten Teil unmagisch. Meine belegten Brote sind nicht wirklich belebt.«
    Okra stach mit einem Finger nach dem Gesicht der Brotscheibe, und es reagierte nicht. Sie erkannte, daß es nur wie eins angerichtet war, also biß sie hinein, und es schmeckte zauberhaft gut.
    Zum Nachtisch gab es Käsekuchen mit Limonensaft und Zitronat. Es gab auch etwas, das Sofia als Schokoladenglück bezeichnete: frischer Schokoladenkuchen, serviert auf einem Teller aus weißer Schokolade und Preiselbeersoße. Er war garniert mit kandierten Pusteblumen, die mit ihrem Gebläse die Sahne ordentlich durchschlugen.
    Endlich protestierte Mela. »Ihr seid alle furchtbar nett zu uns. Aber eigentlich sind wir gekommen, um dem Guten Magier unsere Fragen zu stellen. Wir haben soviel Aufmerksamkeit gar nicht verdient. Und wir sind auch darauf eingestellt, für unsere Antworten die entsprechenden Dienstjahre abzuleisten.«
    »Das ist kein Grund, euch nicht höflich zu behandeln«, erwiderte Sofia. »Ich habe schon viele Jahre mit Humfrey zusammengelebt, und wir haben die Petitenten stets gut behandelt. Wenn sie das Durchhaltevermögen besitzen, die Herausforderung zu überwinden, dann haben sie auch etwas Respekt verdient.«
    Das leuchtete ein. »Aber wir sollten jetzt besser dem Guten Magier unsere Fragen stellen und die Sache hinter uns bringen«, meinte Ida.
    »Ich fürchte, ihr werdet euch wohl bis morgen früh gedulden müssen«, antwortete Sofia. »Der Magier ist heute indisponiert.«
    »Du meinst, er ist gruffig?« fragte Okra. Sofort bedauerte sie ihre Frage, weil sie an den Reaktionen der anderen merkte, daß sie sich wieder verhalten hatte wie ein Oger im Porzellanwald.
    Aber Sofia lächelte nur. »Das ist sein Wesen«, stimmte sie zu. »Es wird jedes Jahrzehnt ein wenig schlimmer. Aber natürlich hat er auch viel um die Ohren. Ich bin jedenfalls sicher, daß er euch am Morgen empfangen wird.«
    Der Raum, den sie für die Nacht zugewiesen bekamen, war mit Kissen ausgelegt. Mit ihrer empfindlichen Ogernase witterte Okra die

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