Meeres-Braut
die Arbeit.«
»Aber…« sagten die drei im Chor.
»Der Gute Magier hat zu uns gesprochen«, sagte Sofia sanft. »Mit dem ist nicht zu streiten, wenn er so ist. Ihr werdet jetzt gehen müssen.«
»Einen Augenblick noch«, erwiderte Mela zornig. »Wir mußten die ganzen Herausforderungen bestehen und sind in eurem stinkigen Süßwassergraben völlig naß geworden. Dann sag uns wenigstens einen besseren Weg.«
Der Magier ignorierte sie. »Bitte, verärgert ihn nicht«, drängte Sofia. »Er ist ohnehin schon schwierig genug.«
»Wenigstens einen Hinweis«, warf Ida ein. »Ich bin mir sicher, daß er soviel für uns übrighaben müßte.«
»Allerdings«, meinte auch Okra.
Der Magier hob den Blick, sagte aber nichts.
»Ja, einen Hinweis«, sagte Mela. »Sonst…«
Humfrey runzelte die Stirn. »Sonst was?«
»Sonst zeige ich dir mein Höschen«, drohte Mela. Sie drehte sich um und legte eine Hand an ihren Rock. »Dann kippst du in Ohnmacht.«
»Oh!« rief Sofia entsetzt.
Der Gute Magier schien fast zu lächeln. »Dann geht und sucht Nada Naga auf.« Er wandte sich wieder seinem Buch zu.
Sofia drängte sie hinaus. »Was für eine Katastrophe«, murmelte sie.
»Na ja, wenigstens haben wir unseren Hinweis bekommen«, meinte Ida.
»Aber jetzt wird er eine Woche lang völlig unerträglich sein!« beklagte sich Sofia. »Ach, warum mußte das ausgerechnet während meiner Wache passieren?«
»Das tut mir leid«, entschuldigte sich Mela. »Ich denke, ich hätte ihm wahrscheinlich nicht drohen sollen. Aber er war auch nicht besonders nett zu uns.«
»Er ist niemals nett. Und er hat auch immer einen Grund dafür. Wahrscheinlich würde irgendeine Katastrophe passieren, wenn ihr drei eure Antworten bekämt.«
»Was ist denn daran verkehrt, wenn ich einen Prinzen zum Heiraten bekomme?« wollte Mela wissen.
»Und wenn ich mein Glück finde?« fragte Ida.
»Und wenn ich Jenny Elfe loswerde?« meldete sich Okra zu Wort.
Sofia musterte sie. »Diese letzte Frage kann ich wohl beantworten, denke ich. Jenny ist ein nettes Mädchen. Sie hat es nicht verdient, schlecht behandelt zu werden.«
»Ich will sie auch gar nicht schlecht behandeln«, versprach Okra. »Ich will sie nur loswerden, damit ich eine Hauptfigur werden kann. Vielleicht kann sie ja dorthin zurückkehren, wo sie herkommt.«
»Ich weiß nicht«, meinte Sofia. Dann komplimentierte sie die drei aus dem Schloß. Sie hatten ihr Gastrecht ganz eindeutig überstrapaziert.
10
Gobbel
Godiva führte die Gruppe beim Marsch in den Koboldberg an. Che und Gwenny waren in den vergangenen beiden Jahren schon häufig hier gewesen, doch diesmal war es anders, denn er bemerkte eine unterdrückte Feindseligkeit bei den Kobolden, die es damals noch nicht gegeben hatte. Sie wußten, daß er Gwennys Gefährte war und daß sie in der Erblinie für das neue Häuptlingsamt an erster Stelle stand; und die Koboldmänner fürchteten und verabscheuten diesen Gedanken. Die Koboldfrauen mochten vielleicht anders empfinden, würden es aber nicht einmal wagen, auch nur den Hauch einer Unterstützung erkennen zu lassen, weil sie die Rache fürchteten, unter der sie zu leiden hätten, sollte Gwenny das Amt dann doch nicht antreten. So stand Gwenny im Augenblick im Prinzip allein da, bis auf ihre Mutter, Che und Jenny Elfe.
In Godivas gemütlichen Gemächern nahmen sie ein Essen zu sich, während Godiva sie mit der Lage vertraut machte. »Als mein Mann starb, scheint es Gobbel in der allgemeinen Verwirrung gelungen zu sein, sich in die Gemächer seines Vaters einzuschleichen. Das tat er natürlich, um dort alles, was von Wert war, zu stehlen, weil er davon ausging, daß es niemand bemerken würde. Doch er bekam noch etwas sehr viel Heimtückischeres in die Hände als bloße Wertgegenstände. Gichtig besaß nämlich ein Drachenohr.«
»Ein Drachenohr!« rief Che.
Sie musterte ihn. »Ich sehe, daß du mich verstehst. Ein Drachenohr kann bei richtigem Gebrauch dazu eingesetzt werden, auf magische Weise zu hören. Was man damit genau hört, hängt von der jeweiligen Gattung und manchmal auch von dem Drachen selbst ab. Natürlich weiß man nur sehr wenig darüber, weil Drachenohren schwer zu bekommen sind. Jedenfalls fangen manche Ohren alles auf, was über den mit dem jeweiligen Ohr Lauschenden gerade irgendwo gesagt wird. Mit anderen lassen sich Gespräche in einem bestimmten Umkreis belauschen. Wiederum andere richten sich auf eine bestimmte Person und geben wieder, was diese sagt, aber
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