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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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nach Uddevalla gefahren, um mit Kenneth zu reden. Bis sie zurückkommen, könnte es also etwas länger dauern.«
    Â»Sag Patrik, wenn er kommt, er soll sich sofort bei mir melden«, sagte Mellberg. »Und bitte ihn, diesmal laut an die Zimmertür zu klopfen.«
    Â»Ich werde es ihm ausrichten und besonders betonen, dass er fester klopfen soll. Falls du wieder so in die Arbeit versunken bist.«
    Annika sah ihn ernst an, doch Mellberg konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie sich über ihn lustig machte.
    Â»Kannst du nicht mitkommen? Wieso willst du hierbleiben?« Wahllos warf Sanna ein paar Pullover in den Koffer.
    Dass Christian nicht reagierte, regte sie nur noch mehr auf.
    Â»Antworte mir endlich. Willst du etwa allein im Haus bleiben? Du bist doch total verrückt, vollkommen …« Wütend schleuderte sie eine Jeans in Richtung Koffer. Die Hose verfehlte ihr Ziel und landete vor Christians Füßen. Sanna ging zu ihm, um sie aufzuheben, legte aber stattdessen die Hände um sein Gesicht. Sie versuchte, ihm in die Augen zu sehen, aber er weigerte sich, sie anzublicken.
    Â»Bitte, Christian, Liebster. Ich verstehe das nicht. Warum kommst du nicht mit? Hier bist du nicht sicher.«
    Â»Da gibt es nichts zu verstehen.« Er nahm ihre Hände weg. »Ich bleibe hier, das ist einfach so. Ich laufe nicht davon.«
    Â»Vor wem denn? Wovor? In der Hölle sollst du schmoren, wenn du weißt, wer es ist, und das für dich behältst.« Tränen strömten ihr über die Wangen. In den Handflächen spürte sie noch immer die Wärme von Christians Gesicht. Er ließ sie nicht an sich heran, und das tat weh. In solchen Situationen hatten sie sich immer gegenseitig unterstützt. Doch er wies sie ab. Ihre Wangen glühten vor Demütigung. Sie blickte zur Seite und packte weiter.
    Â»Wie lange müssen wir wohl dort bleiben?« Sie legte einige Slips und eine Handvoll Strümpfe aus der obersten Schublade in den Koffer.
    Â»Woher soll ich das wissen?« Christian hatte sich den Bademantel ausgezogen, die rote Farbe von der Brust gewischt und war in Jeans und T-Shirt geschlüpft. In ihren Augen war er immer noch der schönste Mann, den sie je gesehen hatte. Sie liebte ihn so sehr, dass es weh tat.
    Sanna schob die Lade mit der Unterwäsche wieder zu und warf einen Blick in den Flur, wo die Jungs saßen und spielten. Sie waren stiller als sonst. Ernster. Nils schob seine Autos hin und her, und Melkers Actionfiguren kämpften gegeneinander. Weder machten die Jungen die üblichen Geräusche, noch fingen sie an zu streiten, was normalerweise unausweichlich war.
    Â»Glaubst du, dass sie …« Wieder schnürte es ihr den Hals zu. Sie nahm erneut einen Anlauf: »Glaubst du, dass sie Schaden genommen haben?«
    Â»Sie haben doch noch nicht einmal einen Kratzer.«
    Â»Nicht körperlich.« Sanna begriff nicht, wie er so ruhig sein konnte, so kalt. Heute Morgen hatte er genauso geschockt, verwirrt und verängstigt reagiert wie sie. Nun tat er, als wäre nichts oder zumindest nichts Schlimmes passiert.
    Jemand war in ihr Haus eingedrungen, während sie schliefen, war ins Zimmer ihrer Kinder gegangen, hatte ihnen vielleicht für immer Angst und Unsicherheit eingeflößt und ihnen die Gewissheit geraubt, dass ihnen zu Hause in ihren Betten nichts passieren konnte. Dass ihnen nichts passieren konnte, wenn Mama und Papa in ihrer Nähe waren. Vielleicht hatten sie diese Geborgenheit für immer verloren. Trotzdem saß ihr Vater ruhig und distanziert da, als ginge ihn das alles nichts an. In diesem Moment hasste sie ihn.
    Â»Kinder vergessen doch rasch.« Christian blickte auf seine Hände.
    Sie sah, dass er sich die eine Handfläche aufgekratzt hatte. Sie überlegte, wie das passiert sein mochte, aber sie fragte ausnahmsweise nicht nach. War das vielleicht das Ende? Wenn Christian ihr nicht einmal nahe sein und sie lieben konnte, wenn etwas Bösartiges und Grauenerregendes sie bedrohte, war es vielleicht an der Zeit, endlich aufzugeben.
    Sie warf weitere Sachen in den Koffer, ohne genau hinzusehen. Vor Tränen verschwamm alles. Achtlos riss sie Kleidungsstücke von den Bügeln. Am Ende quoll der Koffer beinahe über, und sie musste sich daraufsetzen, um ihn schließen zu können.
    Â»Warte, ich helfe dir.« Christian stand auf und drückte den Kofferdeckel mit seinem Gewicht so weit

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