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Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Eriksson
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sein kümmerlicher Kommentar.
    »Jeder Mensch ist anders, nicht wahr?«, meinte sie frohgemut. »Donald war ein Ordnungsfreak. Bei ihm lag niemals etwas herum. Er beschwerte sich ständig über meine Unordentlichkeit. Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, ihm zu sagen, dass er die verdammte Bude selbst aufräumen soll.« Sie lachte leise in sich hinein. »Und Thomas. Hoffnungslos, alles ein einziges Durcheinander, überall auf dem Boden Kleidungsstücke und Bücher. Er machte nie lang genug Pause, um aufzuräumen. Es ist ein Wunder, dass wir uns nie die Knochen gebrochen haben, wenn wir durch unsere Wohnung liefen. Hör auf, die Fußböden zu wischen, und lass uns tanzen gehen, hat er gesagt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Lustig, nicht wahr? Ich war die gleiche Frau, habe die gleichen Dinge genauso gemacht, wie ich sie immer gemacht hatte, aber für jeden dieser beiden Männer war ich ein anderer Mensch. Martin und ich haben die Hausarbeit zusammen erledigt, was sehr viel mehr Spaß machte. Vergessen Sie das nie. Ich hoffe, Sie und Angela werden die Hausarbeit immer zusammen erledigen.«
    »Hm, ich werde versuchen... das nie zu vergessen«, murmelte er. Angela war mit ihrem Umfeld ebenso nachlässig wie mit ihrem äußeren Erscheinungsbild. An dem Abend, an dem sie einander kennengelernt hatten, waren sie spät in der Nacht in ihre Parterrewohnung im Südwesten von Calgary gegangen. Während sie Knöpfe aufgeknöpft, Reißverschlüsse aufgezogen und sich gegeneinandergepresst hatten, hatte sie mit dem Fuß Kleidungsstücke und Papiere aus dem Weg ihres leidenschaftlichen Tanzes über den Fußboden zum Bett geschubst. Sie hatte sich nur aus der Umarmung gelöst, um sich kurz mit nackten Brüsten vorzubeugen und weitere Bücher, einen Stapel ungefalteter Wäsche und einen Teller mit einem angenagten Muffin auf den Boden zu werfen, bevor sie ihn auf das Gewirr aus Laken und Decken gezogen hatte. Seither hatte er immer dafür gesorgt, dass sie am Ende zu ihm nach Hause gingen. Er wusste nicht genau, warum er sich immer wieder mit ihr traf. Toller Sex? Sie hatte keinerlei Sinn für Mode, ihr Haar war immerzu zerzaust und fiel ihr ins Gesicht, und ihre Fingernägel waren kurz geschnitten. Er nahm nicht an, dass sie ein Bügeleisen besaß. Eines Abends, als er angeregt hatte, sie solle ein wenig Make-up auflegen und ein Kleid anziehen, hatte sie ihm scharf erklärt, mit Mascara und tiefem Ausschnitt gewinne man weder Gerichtsverfahren noch das Herz eines Mannes, und sollte sich das jemals ändern, würde sie beides aufgeben. Was alles noch schlimmer machte, war ihre Vorliebe für seltsame Speisengemische. Nach ihrem ersten Sex war sie in der Küche verschwunden und mit einem Mischmasch aus Erdnussbutter und Käse auf Brot zurückgekehrt. Als er so getan hatte, als müsse er würgen, hatte ihr Gesicht zu seinem Erstaunen einen enttäuschten Ausdruck angenommen.

    »Hallo... kleiner Träumer«, sagte Constance bei dem Versuch, Trevors Aufmerksamkeit zu erregen; der Mann schien Meilen entfernt zu sein. Als er sich ihr endlich wieder zuwandte, sah er aus, als habe sie ihm sein Lieblingsspielzeug weggenommen. »Das Abendessen kommt.« Sie wies auf die Flugbegleiterin, die mit ihrem Essen im Gang stand. »Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen war, aber ich hatte seit heute Morgen nichts als süßen Tee, Halva und Scotch.«
    Trevor reichte ihr das Tablett. »Nicht zu vergessen, dass Sie auf eine fünfzig Stockwerke hohe Pyramide geklettert sind«, fügte er hinzu. »Wer ist als Nächster dran?«
    »Um auf die Pyramide zu klettern?«
    »Nein, welcher Ehemann?«
    »Donald«, erwiderte sie. »Er war mein zweiter Mann. Ich weiß nur nicht, wo. Er war der Schwierige.«
    »Schwieriger als Tom?«
    »Sehr... viel schwieriger.« Sie hielt der Flugbegleiterin zwei Finger entgegen. »Könnten wir wohl bitte noch mehr Scotch bekommen?« Sie wollte nicht weiter über Donald sprechen. Sie hatte bereits zu viel über seine Grausamkeit gesagt, den körperlichen Missbrauch. Bis jetzt hatte sie noch keiner Seele von seinen Schlägen erzählt, nicht einmal Iris. Vielleicht wäre ja alles weniger schlimm gewesen, wenn er nicht in diesen Krieg gezogen wäre. »Er tanzte nicht«, sagte sie. »Wie konnte ich nur einunddreißig Jahre mit einem Mann verheiratet bleiben, der nicht tanzte?«
    »Sie haben ihn aber verlassen«, sagte Trevor.
    »Ja, das habe ich.« Diese vier kleinen Worte klangen so simpel. Ja , das habe ich. Nur hatte es Jahre gedauert, bis

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