Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern
anderen keinen Schaden zufügen. Niemand stehle sich mit dem Argument aus der Verantwortung, gegenüber den systemimmanenten Zwängen habe der einzelne Unternehmer oder Manager, Politiker oder Verbraucher keinen Handlungsspielraum. (…) Daneben lässt sich eine klare ethische Verantwortung auf der Ebene der Unternehmen festmachen. Das hat spätestens die Diskussion um die falschen Anreize gezeigt, die mit der Koppelung von Boni oder Managergehältern an die kurzfristige Ertragshöhe verbunden waren. Unternehmen müssen sich in ihren inneren Strukturen so ausrichten, dass sie am Markt erfolgreich sind. Aber niemand sage, der Markt könne ethische Verantwortung und eine ihr entsprechende langfristige Orientierung ersetzen.“Kriterium christlicher Gerechtigkeit und daher auch für Wirtschaften in biblischer Perspektive ist und bleibt die Lage der Armen im eigenen Land und auch der ganzen Welt. Wie es ihnen geht, daran misst sich, ob eine Gesellschaft gerecht ist oder eben nicht. Hier hat der Globalisierungsgedanke eine neue Dimension zu gewinnen. Nicht die Gewinnmaximierung von Unternehmen ist entscheidend, sondern die Frage, ob globales Handeln die Lage derer in der Welt verbessert, die wahrhaftig im Elend leben. Natürlich werden manche Wirtschaftsexperten wiederum sagen, das sei nicht möglich und Wachstum werde schon überall langfristig Wohlstand erzeugen. Aber diese Experten haben einen anderen Blick. Als Christin sehe ich: Die Lebenssituation der Armen hat Auswirkungen auf den gesamten Gesellschaftskörper. Ein Christ, eine Christin kann nicht glücklich und zufrieden sein, wenn um ihn, um sie herum Menschen im Elend versinken. Wir können uns nicht ablenken lassen vor der Realität nach dem Motto: Der Markt wird schon alles regeln. Auch der Markt wird von Menschen bestimmt und verantwortet.
Reden wir über Wirtschaft, muss daher auch Wachstum als oberstes Gebot hinterfragt werden. Die Initiative „anders wachsen“ fragt deshalb, ob nicht nach dem Maß gefragt werden muss. Für viele Jahrzehnte war „soziale Marktwirtschaft“ ein gutes, solides, die Gesellschaft befriedendes Leitbild. Heute sehen wir, dass es bei Gerechtigkeit darum geht, Nachhaltigkeit zum zentralen Ziel politischer Wirtschaftskonzepte zu machen. Nachhaltigkeit bedeutet, Ökonomie, Ökologie und Soziales in einen Einklang zu bringen, und dafür brauchen wir ein neues Leitbild. Es wird die Erkenntnis beinhalten müssen, dass nicht das Kapital alles bestimmt, sondern das „Humankapital“. Es geht um reale Menschen und nicht um abstrakte Märkte. Es geht um Ressourcen für Generationen statt um Wachstum allein mit Blick auf heute. Natürlich ist das eine Vision oder schlicht eine Hoffnungsperspektive. Sie wird von Fachleuten in klare Schritte umgesetzt werden müssen. Aber wir müssen doch Ideen für die Zukunft haben, statt im Jetzt und Hier ohne Alternative herumzudümpeln, obwohl wir längst sehen, dass so, wie wir jetzt leben, viel zu viele Menschen unter die Räder geraten.
Und hängt mit Wachstum nicht auch unsere Überforderung bis hin zum Burn-out zusammen? Wer immer mehr braucht, stetig ein Plus erwirtschaften muss, bleibt irgendwann erschöpft zurück. Wer sich immer schneller und mobiler bewegen muss, kann nicht mehr entschleunigen und fährt schlimmstenfalls gegen die Wand …
Ethik der Grenze
In Zeiten, in denen Wachstum zum alles überragenden Ziel zu werden scheint, ist eine Ethik der Grenze oder auch eine Ethik des Genug , von der die Initiative „anders wachsen“ 47 oder auch „Brot für die Welt“ sprechen, ein gutes Gegenbild. Und zwar für die Armen wie für die Reichen. Die Menschen werden in ihrem Gerenne nach Mehr ja ganz offensichtlich nicht glücklicher.
Es geht darum, energisch dafür einzutreten, dass das Ziel von Globalisierung nicht in Kategorien von Shareholder Value und Börsengewinnen definiert wird, sondern in Kategorien der sozialen Gerechtigkeit im Sinne von Nahrung, Obdach, Gesundheitsversorgung, Bildung und Arbeit für alle. Als Christinnen und Christen glauben wir, dass es nur eine Welt gibt, von Gott geschaffen, in der alle Menschen gleich viel wert sind. Ressourcenverschwendung, Konsumorientierung und Überfluss auf der einen Seite, Armut, Hunger und Wassermangel auf der anderen – diese Diskrepanz ist nicht nur menschenverachtend, sondern auch lebenszerstörend für den gesamten bewohnten Erdkreis.
In der Bibel gibt es unter den Gerechtigkeitsgleichnissen auch die Geschichte vom reichen
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