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Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Titel: Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kaessmann
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macht einen Menschen wenig liebenswert. Wer von uns würde jemals sagen: „Schatz, ich liebe dich, weil du so wunderbar geizig bist“?
    Das neunte und zehnte biblische Gebot (nach Luthers Zählung) können da durchaus Orientierung geben. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus: Raffen, Haben-Wollen, Habgier – wer mit solchen Prämissen lebt, verliert jeden Blick auf ein Miteinander, auf Rücksicht, auf die soziale Verpflichtung, die Eigentum mit sich bringt. Wenn alle nur noch versuchen, Schnäppchen zu machen, gibt es keine Solidarität mehr.
    Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was sein ist – das zehnte Gebot. Die Gier nach dem, was andere haben, die sogenannte Neidgesellschaft – dass das dem Gemeinsinn nicht zuträglich ist, bleibt bis heute offensichtlich. Das Auseinanderklaffen von Habenden und Verschuldeten in unserem Land wie in der großen weiten Welt zerstört Leben. Ein Bewusstsein für Bescheidenheit ist gefragt. Nichts, was wir haben, werden wir halten können. Die Frage ist, was wir brauchen zum guten Leben. Und was nur Ballast ist oder dem Gefühl der Sicherheit dient. Sich trennen vom „Zuviel“ ist gar nicht so leicht. Aber es schafft Freiräume. Die Münchener Regionalbischöfin Susanne Breit-Kessler schreibt: „Haben und nicht brauchen ist Diebstahl. Diese harsche, in Wahrheit freiheitliche Devise schafft in meinem Leben Raum.“ 42 Gier und Geiz aber machen unsympathisch und einsam. So wird schon in der Bibel vor Geiz gewarnt. „Geizige werden das Reich Gottes nicht erben“ , schreibt Paulus im ersten Korintherbrief (6,10). Der Grund ist wohl wiederum, dass das Reich Gottes eine Kontrastgesellschaft abbildet: Da stehen die Sanftmütigen im Vordergrund, die Barmherzigen, die mit der Sehnsucht nach Gerechtigkeit. Ganz andere Kategorien als die Erfolgsgaranten unserer Tage Durchsetzungsvermögen, Steigerung der Aktienkurse, Einkommensverbesserung. Da ist eine junge Frau absolut deprimiert, weil ihre Stelle so wenig abwirft. Andererseits ist es eine Stelle, in die sie all ihre Kompetenz einbringen kann, die eine tiefe soziale Bedeutung hat. Aber andere sagen: „Warum rackerst du für so wenig Geld?“ Das verleidet ihr ein gutes Leben, das mit einer sinnvollen Arbeit, die sie ernährt, doch wunderbar sein kann.
    Was wirklich frei macht
    Haben- und Halten-Wollen, diese Gier nach Besitz macht zuallererst unfrei. Es bedeutet eine enorme Freiheit, geben zu können, ja frei-giebig zu sein. Es geht um die Freiheit loszulassen. Die Freiheit auch von den materiellen Dingen. Gewiss, materielle Dinge sind schön, können das Leben erleichtern – selbst wir Protestanten trauen uns inzwischen, zu genießen! Wer aber innerlich frei bleibt, solche Freiheit lebt, setzt nicht auf vermeintliche Sicherheit durch Geld und Besitz, sondern darauf, dass Gott es richten wird und andere Menschen für mich mit-sorgen. Um Gottvertrauen und Menschenvertrauen geht es.
    „Von allem, was mir gehörte, blieb mir nur das Verschenkte“, hat die Schriftstellerin Gertrud von le Fort (1876–1971) einmal gesagt. Das sitzt tief. Und zeigt eine große innere Unabhängigkeit! Du fällst nicht ins Bodenlose, wenn du loslässt. Du bist gehalten.
    Das hat gerade nicht Kargheit zur Folge, sondern Freude an den Dingen. Es geht um Liebe zum Leben und zu den Menschen, statt um Egoismus, Angst und Abgrenzung. Wer freigebig ist, lebt in der Tat glücklicher. Dann musst du nicht zwanghaft festhalten, sondern stehst in einer Art Segenskreis, in dem du wieder empfängst von denen, denen du gibst. Denn das wissen wir doch auch: Jemandem etwas geben, schenken zu können ist ja nicht nur ein Abgeben, sondern immer auch ein Empfangen. Es bereitet mir doch Freude, die Freude der anderen zu sehen. Wir können geradezu dankbar sein, wenn wir geben können. Es ist manchmal wesentlich schwerer, zu empfangen, Zuwendung anzunehmen, weil das oft mit Scham verbunden ist, mit dem Wissen, ich bin auf andere angewiesen, muss dankbar sein. Wem fällt es schon leicht, um Hilfe zu bitten?
    Wer geben kann, ist gesegnet. Und wer etwas einbringen kann in die Gesellschaft, etwas leisten darf, legt wahrhaftig einen nachhaltigen Lebensstil an den Tag. Allzu viele sehen Leistung als etwas Selbsterschaffenes und nicht als Geschenk. Das Unwort „Macher“ ist ein Synonym dafür. Da wünsche ich mir ein anderes Bewusstsein. Ja, ich weiß um die vielen Belastungen in der Arbeitswelt, gerade in leitender

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