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Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Titel: Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kaessmann
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Kornbauern:
    Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte gut getragen. Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wohin ich meine Früchte sammle. Und sprach: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin sammeln all mein Korn und meine Vorräte und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast? So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott
    (Lk 12,16–20).
    Der Narr! Er arbeitet, ist erfolgreich, baut neue Scheunen – alles ganz nach dem Geschmack unserer Zeit. Sinnvoll und vorausschauend vermehrt er sein Vermögen, erwirtschaftet Eigentum und generiert Wachstum. Aber er verliert am Ende seine Seele. Das ist bei allem Wirtschaften und Schaffen im Blick zu behalten: dass wir unsere Seele nicht verlieren und den Blick auf die Gemeinschaft, die Verantwortung vor Gott und den anderen, ja, auch vor uns selbst in unserem Handeln. Wenn wir uns in den Segenskreislauf von Geben und Nehmen hineinbegeben, sehen, dass alle eine Gabe haben, um sich zu beteiligen, bleibt niemand auf der Strecke oder am Rande.
    Wie lässt sich das ganz praktisch umsetzen? Sicher auch mit einer „Politik mit dem Einkaufskorb“: Ich kann bewusst Produkte aus fairem Handel kaufen. Das mögen manche eine Nummer zu klein finden, aber es verändert viel.
    Ein weiteres Beispiel ist für mich die „clean clothes campaign“ 48 , die 1989 in den Niederlanden als Reaktion auf Berichte über skandalöse Arbeitsbedingungen in Zulieferbetrieben von C&A gegründet wurde. Heute besteht sie aus einem Netzwerk von mehr als 300 Gruppen und Organisationen in fünfzehn europäischen Ländern. Die Kampagne setzt sich für die Rechte von Arbeiterinnen und Arbeitern ein, die – meist in den Ländern des Südens – in der internationalen Bekleidungs- und Sportartikelindustrie tätig sind. Es geht um eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen, indem in den Ländern, in denen die Produkte konsumiert werden, Druck auf die Vertreiberfirmen und von dort auf die Herstellungsbedingungen ausgeübt wird. Seit fünf Jahren konfrontiert die Kampagne beispielsweise den Lebensmitteldiscounter Lidl mit Arbeitsrechtsverletzungen in der Textilproduktion bei seinen Zulieferern in Bangladesch und traf sich am 13. März 2012 zu einem weiteren Gespräch mit dem Vorstand des Unternehmens. Besonders in den Fokus der Öffentlichkeit kam die Kampagne durch das Feuer in einer Textilfabrik am Rande von Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, bei dem im November 2012 mehr als 100 Menschen starben. Die Missstände aber sind schon lange bekannt:
    „In Bangladesch gibt es etwa 5000 Textilfabriken. Dort herrschen in der Regel sehr schwierige Arbeitsbedingungen. Der gesetzliche Mindestlohn wird den Textilarbeitern vorenthalten. Es gibt in den Fabriken wenige Sicherheits- und Gesundheitsvorkehrungen, oft arbeiten viele Menschen auf sehr engem Raum. 2006 waren bei einem Brand in einem Hafen der Stadt Chittagong 84 Menschen gestorben. Damals konnten die Türen der Notausgänge nicht geöffnet werden.
    Textilien sind das wichtigste Exportprodukt des Landes: Durch den Verkauf von Textilien vor allem an die USA und nach Europa nimmt Bangladesch jährlich 15,5 Milliarden Euro ein. Zu den Kunden gehören unter anderen H&M, Wal-Mart, JC Penney, Carrefour und Tesco. (…) Die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) kritisierte schlechte Arbeits- und Sicherheitsbedingungen in vielen Textilfabriken in Bangladesch. Sie begünstigten verheerende Unfälle, sagte CCC-Koordinator Lars Stubbe. Sehr häufig gebe es keine vernünftigen Notausgänge; mögliche Fluchtwege seien mit Waren vollgestellt und versperrt. Nach Angaben von CCC starben seit 2006 über 470 Menschen, vor allem Frauen, aufgrund von Bränden in den Textilfabriken Bangladeschs.“ 49
    Vielleicht ist es auch nur eine Frage der Haltung, zu überlegen, was ich in meiner kleinen Welt tun kann: die Obdachlosenzeitung kaufen. Protestieren, wenn über „Sozialschmarotzer“ abfällig gesprochen wird. Bei Wahlen fragen, wie Sozialprogramme aussehen, im Fairkaufhaus kaufen, bei „Oikokredit“ investieren, fragen, was „genug“ ist, überlegen, ob Kleidung nur „billig“ sein muss. Wenn

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