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Mehr als nur ein halbes Leben

Mehr als nur ein halbes Leben

Titel: Mehr als nur ein halbes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Genova
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nicht, Schatz.«
    »Alle Ärzte scheinen zu glauben, dass ich, wenn ich bis zum Sommer nicht vollständig gesund sein werde, es vermutlich nie wieder sein werde.«
    »Sie wissen auch nicht alles.«
    »Aber sie wissen mehr als ich.«
    Sie kontrolliert ihre Reihe.
    »Ich möchte wetten, sie wissen nicht, wie man Snowboard fährt«, sagt sie dann.
    Ich lächle, während ich mir eine verängstigte und unsichere Martha vorstelle, die, auf ein Brett geschnallt, auf dem Fox Run alle paar Zentimeter hart auf ihr Gesäß fällt.
    »Nichts ist unmöglich«, meint sie.
    Die Ärzte und Therapeuten hätten mir vermutlich auch gesagt, dass ich noch nicht Snowboard fahren könnte, dass es nicht möglich wäre. Und doch tue ich es. »Nichts ist unmöglich.« Ich sitze still da und lasse die Worte meiner Mutter auf mich wirken, bis ich das Gefühl habe, dass sie selbst mein tiefstes Inneres durchdrungen haben, wo ich sie nicht mehr abschütteln kann. Meine Mutter klappert mit ihren Nadeln und ist vertieft in die Arbeit an ihrem Schal, daher bemerkt sie nicht, wie ich sie beobachte, wie sehr ich ihre schlichten und doch wunderschönen weisen Worte liebe, wie stolz ich darauf bin, dass sie getan hat, worum sie gebeten wurde, um hier zu sein, dankbar, dass sie überhaupt gekommen und dann geblieben ist, um mir zu helfen, selbst als ich ihr nicht sehr freundlich gesagt habe, sie solle nach Hause fahren. Gott sei Dank hat sie nicht auf mich gehört.
    Ich strecke einen Arm aus und drücke ihren Fuß in der Socke.
    »Was denn?« Sie sieht von ihrer Strickarbeit auf.
    »Nichts«, entgegne ich.
    Sie wendet sich wieder ihrem Schal zu. Ich schlürfe meinen Kaffee und sehe dem Feuer zu, genieße noch einen Wohlfühl-Moment. Ich bin mit meiner Mutter zu Hause.

VIERUNDDREISSIGSTES KAPITEL
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    Ein typischer winterlicher Nordoststurm hat ganz Neuengland am St.-Patrick’s-Tag heimgesucht. Doch während die dreißig Zentimeter Schnee in Welmont für alle über Achtzehnjährigen hauptsächlich ein lästiges Ärgernis waren – Schulausfälle, Flugverspätungen, verstopfte und matschige Straßen, Verkehrsunfälle –, wurde der gut einen halben Meter hohe Schnee hier oben in Cortland von allen als flockiges weißes Geschenk des Himmels begrüßt. Die Bedingungen auf dem Berg könnten an diesem sonnigen, windstillen Samstag gar nicht besser sein.
    Ich habe auf meinem Snowboard alle möglichen aufregenden Fortschritte gemacht. Letztes Wochenende hat Mike meine Fahrerstange abmontiert, und statt der Stange benutze ich jetzt nur noch einen einzelnen Stab mit meiner rechten Hand. Am unteren Ende des Stabs ist ein kleiner, kaum sichtbarer Ski befestigt, der mir durch die zusätzliche Stabilität und den Kontakt mit dem Hügel Sicherheit gibt – etwa so wie ein Ausleger bei einem Kanu oder mein Gehstock beim Laufen. Aber mein Ausleger-Stab ist eindeutig cooler als mein Gehstock. Er hat nichts Omahaftes an sich.
    Außerdem bin ich mit Mike – der jetzt auf einem Snowboard hinter mir fährt – durch eine Kordel verbunden, die von einer Metallschlaufe an der Spitze meines Bretts zu Mikes Händen läuft. Er muss wie der Weihnachtsmann aussehen, der die Zügel seines Rentiers in der Hand hält, was mich allerdings zu Dasher, Dancer oder Rudolph machen würde. Doch eigentlich ist es mir egal, wie wir für irgendjemand anders aussehen. Von dort aus, wo ich stehe, sehe ich nur ein normales Snowboard und eine herrliche Piste mit frischem Puderschnee. Von hinten steuert er mithilfe der Zügel meine Geschwindigkeit, ruft mir aufmunternde Worte zu, erinnert mich an meine Technik und warnt mich vor allem, was links von uns los ist. Er sagt, den Stab würde ich vielleicht behalten wollen, aber am Ende der Saison müsste ich in der Lage sein, allein Snowboard zu fahren, was aufregend und fast unvorstellbar zugleich ist. Aber im Augenblick kann ich vereiste Flächen, Kurven auf der Piste oder andere Ski- und Snowboardfahrer, die links von mir sind, noch nicht sehen, wenn Mike mich nicht auf sie aufmerksam macht (und manchmal selbst dann nicht), daher weiß ich, dass ich noch nicht bereit bin, nicht mehr an diesen Weihnachtsmann zu glauben.
    Inzwischen sind wir von der Rabbit Lane zu meinen bevorzugten mittelschweren Pisten aufgestiegen, und ich bin überglücklich, den Magic-Carpet-Lift und den Anfängerhügel hinter mir gelassen zu haben und auf dem eigentlichen Berg zu sein. Im Augenblick sind wir mitten auf dem Fox Run. Ich halte die Augen und Ohren nach

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