Mehr als nur Traeume
Seite, als das Haus vor ihnen auftauchte. Einer von den Rittern war vorausgeritten und hatte im Haus gemeldet, daß Kit fast sein Leben verloren hätte. Lady Margaret wartete nun mit all ihren Damen vor dem Tor, um die Heimkehrenden zu begrüßen. Dougless schluckte schwer.
Lady Margaret eilte auf Kit zu, als dieser sich aus dem Sattel schwang, und umarmte ihn heftig. Dann wandte sie sich Dougless zu.
»Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Madam«, sagte Dougless, »daß ich mich in so einer Verfassung Euch präsentieren . ..«
Lady Montgomery nahm Dougless’ Gesicht in beide Hände und küßte sie auf beide Wangen. »In meinen Augen könnt ihr nicht schöner aussehen«, sagte sie, und Dougless spürte, wie ihr Gesicht rot anlief vor Verlegenheit und Freude.
Lady Margaret drehte sich dann Nicholas zu, sah seinen blutigen Verband und rief: »Die Blutegel!«
Dougless schob sich zwischen Mutter und Sohn. »Bitte, Mylady, darf ich mich um seinen Arm kümmern? Bitte«, flüsterte sie, »Honoria wird mir helfen.«
Lady Margaret war unschlüssig, was sie tun sollte. »Habt Ihr denn auch eine Pille für Wunden?« fragte sie.
»Nein, nur Wasser, Seife und ein Desinfektionsmittel. Bitte, Mylady, lassen Sie mich seine Wunde versorgen.«
Lady Margaret blickte über Dougless’ Schulter hinweg ihren Sohn an. Dann nickte sie zustimmend.
Sobald Dougless mit Nicholas in dessen Schlafgemach war, gab sie Honoria eine Liste von Sachen, die sie benötigte. »Die stärkste Seife, die Ihr habt. Eine, die Lauge enthält. Einen Kessel mit Wasser. Und dann brauche ich noch Nadeln - silberne Nadeln - weißen Seidenzwirn, Bienenwachs, meine Segeltuchtasche, und das sauberste weiße Leinen, das Ihr im Haus auftreiben könnt.«
Drei Mägde eilten davon, um Dougless das Gewünschte zu besorgen.
Als Dougless mit Nicholas allein war, bat sie ihn, den bandagierten Arm in eine lange, mit sauberem Wasser gefüllte Kupferwanne zu legen. Er war von der Taille aufwärts nackt, und so sehr sich Dougless auch bemühte, sich auf das Verarzten seiner Wunde zu konzentrieren, spürte sie dennoch seinen heißen Blick auf ihrer Haut.
»Erzähle mir, was wir einmal gewesen sind - wir beide.«
Dougless stellte den Kessel mit Wasser auf den Rost des Kaminfeuers, um das Wasser zum Kochen zu bringen. »Du bist zu mir in meine Zeit gekommen.« Jetzt, wo er bereit war, ihr zuzuhören, hatte sie Hemmungen, ihm von ihren gemeinsamen Erlebnissen in der modernen Welt zu berichten. Der Nicholas, der sie beschuldigt hatte, eine Hexe zu sein, besaß keine Macht über sie; aber dieser Nicholas, der sie mit brennenden Augen ansah, jagte ihr heiße Schauer über den Rücken.
Sie trat zu ihm und sah, daß das gestockte Blut sich vom Verband gelöst hatte. Sie holte eine kleine Nähschere, bat ihn, seinen Arm auf den Rand des Kupferbeckens zu legen, und begann den mit gestocktem Blut verklebten Verband aufzutrennen.
»Waren wir ein Liebespaar?« fragte er leise.
Dougless sog geräuschvoll die Luft ein. »Wenn du nicht stillhältst, kann ich dir den Verband nicht abnehmen.«
»Ich habe mich ja gar nicht bewegt, sondern du«, sagte er und beobachtete sie eine Weile. »Waren wir lange zusammen? Haben wir uns oft geliebt?«
»O Nicholas«, sagte sie, und sie schämte sich, weil ihr die Augen wieder naß wurden. »So war es nicht. Du bist aus einem ganz bestimmten Grund zu mir gekommen. Man hatte dich des Hochverrats für schuldig befunden, und dann bist du in meine Zeit gekommen, weil man inzwischen Lady Margarets Aufzeichnungen gefunden hatte. Du und ich, wir stellten Nachforschungen an, wer dich bei der Königin verraten hat.«
Sie begann vorsichtig die blutigen Leinenstreifen von seinem Arm zu lösen.
»Haben wir die Wahrheit gefunden?«
»Nein«, sagte sie leise. »Wir nicht. Ich entdeckte die Wahrheit, nachdem du schon wieder in deine Zeit zurückgekehrt warst. Und nachdem man dich . ..«, sie blickte zu ihm hoch, »dich enthauptet hatte.«
Nicholas’ Gesicht veränderte sich, seine Augen verloren den heißen Blick. Er konnte es sich nicht länger erlauben, die Worte dieser Frau als Hirngespinste abzutun. Sie hatte gewußt, daß Dienstboten im Schrank versteckt waren, als er mit Arabella auf dem Tisch schäkerte. Und sie hatte gewußt, was Kit zustoßen würde. Sein Herz hämmerte in seiner Brust, als er daran dachte, daß Kit um ein Haar ums Leben gekommen war. Wäre diese Frau nicht bei ihm gewesen, würde Kit jetzt tot sein.
Und das wäre dann ganz
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