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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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allein seine Schuld, dachte Nicholas, weil er die Frau belogen hatte, als sie ihn fragte, ob Kit ihm schon das Geheimfach in Bellwood gezeigt habe. Sie hat ihm erzählt, Kit habe ihm, Nicholas, das Versteck in der Wand eine Woche vor seinem Tod gezeigt, aber er hatte ihre Warnung nicht beachtet. Ihm war nur aufgefallen, daß sie immer von Kit sprach. Seine Eifersucht hätte seinen Bruder fast das Leben gekostet.
    Nicholas lehnte sich gegen die Kissen am Kopfende der Bettstatt zurück. »Was weißt du noch?«
    Sie öffnete den Mund, um ihm von Lettice zu erzählen, aber sie brachte es nicht fertig - noch nicht. Es war noch zu früh dazu, er vertraute ihr noch nicht blind. Sie wußte, daß er Lettice liebte - so sehr, daß er ihretwegen das zwanzigste Jahrhundert verließ (und sie), um zu seinem geliebten Weib zurückzukehren. Sie brauchte Zeit, bis sie genügend Vertrauen zu ihm hatte, daß sie mit ihm über Lettice reden konnte. Das eilte nicht so wie bei Kit, dessen Leben von Anfang an bedroht gewesen war.
    »Ich werde dir alles später erzählen«, sagte Dougless, »aber dein Arm ist jetzt wichtiger.«
    Dougless fuhr fort, die Leinwandstreifen abzulösen, bis sie die tiefe Schnittwunde vor Augen hatte. Sie war noch nie besonders tapfer gewesen, was blutende Wunden betraf, aber ihr Lehramt an Grundschulen hatte sie dazu erzogen, ausgeschlagene Zähne,-gebrochene Knochen und blutende Wunden zu betrachten und dabei noch, des Kindes wegen, Munterkeit und Zuversicht zu zeigen. Sie wußte, daß Nicholas’ Wunde eigentlich von einem Arzt behandelt werden mußte, und wußte zugleich, daß sie der beste Arzt war, den er in seiner Zeit bekommen konnte.
    Honoria und die Mägde kamen mit allen Sachen zurück, die Dougless bestellt hatte. Honoria erlaubte nicht, daß die Mägde auch nur das geringste an dem, was Dougless ihnen anschaffte, auszusetzen hatten. Die vier Frauen entfernten gehorsam ihre äußeren Ärmel, rollten dann die Ärmel ihres leinemen Unterhemds bis über die Ellbogen hinauf und scheuerten sich dann minutenlang die Hände und Arme, während Dougless inzwischen die silbernen Nadeln und den Seidenfaden mit kochendem Wasser steril machte.
    Das einzige Betäubungsmittel, das sie in ihrer Reisetasche fand, waren ihre Librax, mit denen sie ihren Magen beruhigte, wenn sie Kummer hatte. Sie wünschte sich, sie hätte ein Packung Valium mitgenommen, wie sie das früher oft getan hatte. So konnte sie Nicholas nur zwei Librax verabreichen und hoffen, daß sie ihn wenigstens schläfrig machten.
    Binnen weniger Minuten war er eingeschlafen.
    Als Dougless alles so sauber und steril wie möglich gemacht hatte, gab sie Honoria Anweisung, die Schnittwunde an Nicholas’ Arm zu vernähen. Honoria wurde weiß wie ein Laken, aber Dougless bestand darauf, weil Honorias Stiche fein und akkurat waren.
    Dougless war sich nicht sicher, ob sie das Richtige tat, aber sie befahl Honoria, den klaffenden Schnitt in Nicholas’ Arm in zwei Schichten zu vernähen. Die inneren Nähte würden für immer in seinem Arm bleiben müssen, aber Dougless’ Vater hatte eine Stahlplatte in seinem Bein von einer Wunde, die ihm ein Granatsplitter im Zweiten Weltkrieg zugefügt hatte, und deshalb mutmaßte Dougless, daß Nicholas auch mit einem paar Gramm Seide im Arm gut leben könne. Sie hielt die Schnittenden der obersten Hautschicht aneinander, während Honoria sie sorgsam vernähte.
    Als die Wunde zugenäht war, legte Dougless mit sauberem Leinen einen frischen Verband an. Sie befahl den Mägden, das Leinen, das sie für den nächsten Tag brauchte, auszukochen und es dann nur noch mit sauberen - absolut sauberen! -Händen anzufassen. Honoria versprach Dougless, darauf zu achten, daß ihre Anweisungen strikt befolgt wurden.
    Dougless schickte dann die Frauen aus dem Zimmer, setzte sich in einen Sessel neben dem Kamin und wartete. Wenn Nicholas Fieber bekam, hatte sie kein Penicillin, keine Antibiotika-, nur ein paar Aspirin-Tabletten. Sie sagte sich, daß sie sich keine allzu großen Sorgen machen müsse, weil sie ja Nicholas’ Zukunft kannte. Aber hatte sie denn heute nicht die Geschichte verändert? Wenn Kit also nicht, wie es in ihren Geschichtsbüchern stand, ertrunken war, konnte sie nun nicht ausschließen, daß Nicholas an Kits Stelle trat und starb. Würde sie ins zwanzigste Jahrhundert zurückkehren und dort lesen, daß Kat ein gesegnetes Alter erreicht hatte, sein jüngerer Bruder jedoch in der Blüte seines Lebens an einer Schwertwunde

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