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Mehr Bier

Mehr Bier

Titel: Mehr Bier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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zündete mir eine Zigarette an.
    »Könnte es sein, daß einer der vier nochmal umgekehrt war und von Ihnen zum zweiten Mal gesehen wurde?«
    »Da hätte er verdammt schnell sein müssen.«
    »Gut. Und dann?«
    »Wir haben etwa fünfzehn Minuten vorm Zelt gewartet, dann kam die Polizei.«
    Düli hielt es nicht mehr aus und schmiß sich in die Brust.
    »Ich wollte ja hinterher, mir die Typen vorknöpfen. Hab mir gleich gedacht, daß da was faul ist. Aber Anita, wie Frauen sind, bekam Angst, und so…«
    »Ja, gut«, und wieder zu dem Mädchen, »wurden Sie verhört?«
    »Man hat unsere Personalien aufgenommen, und am nächsten Tag mußten wir uns auf der Wache melden. In zwei Wochen sind wir als Zeugen vors Gericht geladen. Das ist alles.«
    »Kannten Sie die Familie Böllig?«
    »Nein.«
    »Das war’s. Vielen Dank.«
    Ich stand auf und schüttelte beiden die Hand. Alf Düli bewies noch einmal, welch klasse Bursche er war, und drückte mir fast die Hand zu Brei. Ich rief Anastas, und er begleitete die beiden zur Tür. Carla Reedermann kam herein und setzte sich auf die Tischkante. Mit ihrem knappen Rock machte sich das ausgezeichnet. Die langen Beine wippten leicht. Ich sah zu und fragte mich, was für ein Test das sein mochte.
    »Und, was Neues erfahren?«
    »Warum fragen Sie? Sie haben doch sicher alle Ohren an der Tür gehabt, stimmt’s?« Sie vergaß das Wippen und zuckte mit den Schultern. »Stimmt.«
    Ich blätterte in herumliegenden Papieren. Dann kam Anastas zurück und stellte ein Bier auf den Tisch.
    »Über Bölligs Privatleben haben Sie nichts?«
    »Nur das Übliche. Geboren, verheiratet mit, und so weiter. Warum?«
    »Das Aufschlußreichste über einen Mord ist sein Motiv.
    Und das Aufschlußreichste über das Motiv ist der Ermordete. Ganz einfach.«
    Ich trank das Bier aus und verabschiedete mich mit der Versicherung, von mir hören zu lassen.

7
    Ich parkte am Bauzaun und ging zum Haus Nummer fünf hinüber. Ein nasser Wind wehte durch die Straßenschlucht und lief mir wie kaltes Wasser den Nacken runter. Nummer fünf war ein Fünfziger-Jahre-Bau mit geriffelter Glastür. Ich drückte auf die Klingel und wartete. Heinzel, Lechmann und Schmidi. Heinzel und Lechmann saßen mit zwei Kumpeln hinter Gitter und pflegten das gute Verhältnis zu ihrem Anwalt Anastas. Blieb also Schmidi, wenn er da war. Es summte, und ich drückte die Tür auf. Parterre. Schmidi stand in Unterhose und T-Shirt im Türrahmen. Er war kein Fettsack, aber viel fehlte auch nicht. Dennoch, die strammen Schenkel sahen nicht nach Macroschlabberei aus.
    Ich tippte mir an die Stirn: »Guten Abend.« Er machte das gleiche, machte aber keine Anstalten, den Türrahmen freizugeben.
    »Wassen los?«
    »Kayankaya. Ich arbeite für Doktor Anastas.«
    Er kratzte sich den behaarten Bauch und betrachtete mich.
    »Für den Anwalt?«
    »Richtig. Hätten Sie Zeit für ein paar Fragen?«
    »…na, gut.«
    Er führte mich durch einen kurzen Flur, der mit Plakaten und Zeitungsausschnitten tapeziert war, in die Küche. Ein zerfetzter Papiermond sorgte für gelbes Licht. Es roch nach Mülleimer. Ich setzte mich an den Tisch Marke Bastelkeller und sah Schmidi zu, wie er Kaffeetassen abräumte. Dann lehnte er sich an die Spüle und steckte beide Daumen hinter den Gummi seiner Unterhose.
    »Fangen Sie an.«
    »Hatten Sie mit Lechmann und Heinzel guten Kontakt?«
    »Was solln das heißen?«
    »Alles mögliche. Zum Beispiel, ob Sie sich Gedanken über die Geschichte Böllig gemacht haben.«
    Er bearbeitete seine Bartstoppeln.
    »Was denken Sie denn? Wir wohnen seit zwei Jahren zusammen.«
    »Und was meinen Sie, warum die vier so fix von der Polizei gefaßt wurden?«
    »Weiß man doch. Rasterfahndung, Computer und son Kram. Klar, daß die gleich Bescheid kriegten.«
    »Waren Sie dabei, als die Sache geplant wurde?«
    »Nicht doch, Chef. Ich wußte damals nichts, und heute weiß ich nur, was in der Zeitung stand.« Er verzog den Mund. »Sie sind nicht zufällig ‘n Bulle?«
    »Seh ich so aus?«
    »Na, ja, ihr seid doch diktaturmäßig trainiert.«
    Er grinste. Ihm gefiel sein Witz. Ich zündete mir eine Zigarette an und wartete. »Haben Sie schon mal daran gedacht, daß der fünfte Mann ein Spitzel sein könnte und seine Kumpels hat hochgehen lassen?«
    Er beugte sich vor, machte ein kluges Gesicht und sagte: »Sie sprechen in Rätseln, Meister. Weiß nicht, was das ist, der fünfte Mann.«
    »Stand in allen Blättern. Fünf Leute waren es bei Böllig. Einer

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