Mehr Bier
sind Sie?«
»Privatdetektiv.«
»Privatdetektiv. Sachen gibt’s!« Er grinste müde.
»Und Sie arbeiten für den Anwalt?«
»Mhm.«
Er ließ die Zigarette zwischen den Lippen und steckte die Hände in die Hosentaschen. Eine Weile paffte er so vor sich hin. Ich ging ihn an. »Mit wem haben Sie telefoniert?«
»Mit meiner Liebsten, Chef«, flüsterte er und grinste wieder. Schließlich zog er die Zigarette aus dem Mund, schnippte sie in den Aschenbecher und beugte sich über den Tisch.
»Na schön, Schlaumeier, vielleicht habe ich doch was zu erzählen.«
Und mit einem Blick zur Theke: »Aber nicht hier. Warten Sie draußen.«
Er drehte sich um und ging zu den Bleichgesichtern. Während ich an der Theke zahlte, verließ er dann den Laden. Die Bedienung drückte mir das Wechselgeld in die Hand und meinte: »Ich will’s Ihnen nicht versprechen, aber Schmidis Vorhut scheint sich für Sie zu interessieren.«
Im Spiegel über der Theke sah ich, wie die drei mich regungslos betrachteten. Ich fand Schmidi eine Ecke weiter an eine Straßenlaterne gelehnt. Es schüttete, seine Haare waren klatschnaß. Er fuhr sich mit dem Handrükken übers Gesicht und fragte: »Gehn wir ‘n bißchen?«
»Weils Wetter so schön ist?«
»Weil so niemand zuhören kann.«
Wir platschten stumm nebeneinander durch den Regen Richtung Westbahnhof.
»Viel zu hören gibt’s aber nicht.«
Ohne mich anzusehen, nuschelte er: »Warten Sie’s ab, Mann. Muß mir das erst im Kopf zurechtlegen.« Er spuckte aus. »Außerdem habe ich ein Photo, dürfte Sie interessieren. Sowas guckt man sich besser im Trockenen an. Ich kenn da eine Fußgängerunterführung, nicht weit von hier.«
Ich glaubte weder an das Photo noch daran, daß er mir etwas erzählen wollte. Aber irgendwas mußte passieren. Wir bogen in eine schmale Straße ein und liefen schließlich die Treppe zur Unterführung hinunter. Sie war mit allen möglichen Parolen beschmiert und schlecht beleuchtet. Es stank streng nach Pisse. Ein Einkaufswagen lag umgestürzt an der Wand. Unsere Schritte hallten wider. Ich blieb stehn.
»Jetzt sind wir in der Unterführung.«
Wir sahen uns an. Er steckte sich eine Zigarette in den Mund und nickte. Am anderen Ende des Ganges tauchten Leute auf. Drei. Drei Milchgesichter. Schmidi grinste an der Zigarette vorbei und fragte: »Feuer?«
Ich langte ihm eine und rannte los.
»Den holen wir uns!«
Ich hechtete die Stufen hoch, sprang über ein Geländer, rutschte aus, rollte mich ab und jagte die Straße hinunter. Sie waren dicht hinter mir. Die Beretta zwischen den Unterhosen im Schrank fiel mir ein. Die Straße gabelte sich, und ich lief nach links. Eine Sackgasse. Wohnhäuser standen zu beiden Seiten, ich rannte auf eine Haustür zu, und warf mich auf die Klinke. Abgeschlossen, wie es sich gehört. Ehe ich auf die Klingel drücken konnte, hatten sie mich. Sie keuchten, zerrten mich auf die Straße und drückten mich gegen einen Laternenpfahl. Schmidi zischte zwischen zusammengebissenen Zähnen: »So, du Bullenschwein…«
Er zog meinen Jackettkragen hoch, während die anderen drei an den Ärmeln hingen. Wie Gummiband wickelten sie mich um die Laterne. Dann der eine: »Das ja ‘n Türke, oder?«
»Trotzdem Bulle!«
Er schob seine Faust unter mein Kinn. »Na Bulle, immer noch eiskalt?«
»Sag deinem Kindergarten, meine Arme sind lang genug.«
Er holte aus und schlug mir die flache Hand ins Gesicht.
»Bist genauso ‘n Arsch wie wir. Der Unterschied is, du verkaufst dich an die Schweine, verstehst du?!«
»Nein.«
»Du bist ‘n Türke, okay, is’n Bonus, Kanacke… aber, wenn du versuchst, uns an die Bullen zu liefern, hört das Verständnis auf. Klar?«
»Hör zu, ich bin zu alt für deine Partei.«
Der nächste Schlag war fällig, dann hielt er mir den Zeigefinger unter die Nase. »Zum letzten Mal, ich weiß nichts von der Sache mit Böllig, und den fünften Mann kenne ich auch nicht! Und noch was: Du wirst nie wieder bei uns rumschnüffeln. Kapiert?!«
Die drei hingen wie Einkaufstüten an mir. Ich hatte die Nase voll.
»Wenn der fünfte Mann kein Spitzel ist, lade ich euch zu ‘ner Fanta ein.«
Seine Faust flog durch die Luft, ein weißer Blitz durchzog meinen Schädel, dann wurde es grau. Ich versuchte, um mich zu schlagen, aber sie ließen es nicht zu und droschen auf mich ein.
»Verräter, verdammter!« Dann lag ich auf dem Pflaster, und wehrte mich nicht mehr. Es war zwecklos. Wie im Karussell sah ich Gesichter über mir
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