Mein Auge ruht auf dir - Thriller
angerufen und gesagt, ich wisse, dass Jonathan es ihr gegeben hat, und würde das auch der Polizei erzählen. Sie hat mir geglaubt und schließlich zugegeben, im Besitz des Pergaments zu sein. Also habe ich ihr zwei Millionen Dollar dafür geboten.«
»Zwei Millionen Dollar! Woher haben Sie so viel Geld?«
»Mein Großvater hat für mich einen Fonds eingerichtet. Ich weiß , dass Lillian mindestens ein weiteres Angebot erhalten hat, aber ich habe ihr versprochen, niemandem zu erzählen, dass ich ihr Geld für das Pergament geboten habe. Ich sagte ihr, sie könne ja allen erzählen, dass sie das Richtige tun wollte und es für einen schrecklichen Fehler gehalten hat, das Pergament zu behalten. Sie hat nämlich Angst, weil sie der Polizei erzählt hat, dass sie nicht im Besitz des Pergaments sei. Ich sagte ihr, wenn sie es bald zurückgäbe, wäre ich mir sicher, dass die Staatsanwaltschaft die Sache nicht weiterverfolgen würde, und ich schwor ihr, das Pergament der Vatikanischen Bibliothek zu übergeben. Egal, wie sehr Jonathan sie verletzt hat, sie sei es ihm schuldig, dafür zu sorgen, dass es dahin zurückkehrt.«
»Wie sollte die Zahlung vonstattengehen?«, fragte Pater Aiden. »Müssten nicht Sie oder Lillian die Summe versteuern, falls die Zahlung offiziell erfolgt?«
Richard schüttelte den Kopf. »Nach den gegenwärtigen Steuergesetzen liegt der Freibetrag für Schenkungen bei fünf Millionen Dollar. Ich würde dem Finanzamt gegenüber zwei Millionen Dollar als Schenkung ausweisen. So könnte sie über das Geld verfügen und müsste sich keine Sorgen machen, wegen Steuerhinterziehung verurteilt zu werden, falls doch bekannt würde, dass sie das Pergament verkauft hat.«
Richard zögerte und nahm einen weiteren Schluck vom Kaffee. »Als ich gestern Abend bei Mariah aufgebrochen bin, rief Lillian an und sagte, sie wolle mein Angebot annehmen. Heute Morgen war ich bei meinem Finanzberater und habe alles Nötige in die Wege geleitet, um das Geld auf ihr Konto zu überweisen. Dann habe ich den ganzen Tag erfolglos versucht, sie zu erreichen.«
»Warum sollte sie nicht drangehen, wenn sie Ihr Angebot angenommen hat?«
»Vielleicht kam ihr ihre Habgier in die Quere. Vielleicht hat sie es sich anders überlegt und beschlossen, es für sehr viel mehr Geld einem Sammler auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Ich habe den ganzen Tag vor dem Büro meines Finanzberaters gewartet. Hätte ich sie nämlich erreicht, hätten wir uns sofort dort getroffen. Um fünf Uhr nachmittags habe ich es dann aufgegeben und bin zu meinen Eltern gefahren. Dort habe ich dann im Halbstundentakt weiterhin versucht, Lillian zu erreichen. Und dann habe ich beschlossen, zu Ihnen zu kommen.«
»Richard, ich verstehe nicht, warum Sie sich solche Vorwürfe machen. Sie sind bereit, eine beträchtliche Summe für das Pergament aufzuwenden, damit Sie es der Vatikanischen Bibliothek zurückgeben können.«
»Ich mache mir Vorwürfe, Pater, weil ich es hätte anders angehen müssen. Ich hätte einen Privatdetektiv damit beauftragen sollen, Lillian zu beschatten und her auszufinden, mit wem sie sich trifft. Sie hat zugegeben, dass sie das Pergament in ihrem Bankschließfach aufbewahrt. Ich fürchte, ist das Pergament erst einmal verkauft, wird es für immer verschwunden bleiben. Gehe ich jetzt zur Polizei, wird ihre Aussage gegen meine stehen. Und der Polizei gegenüber habe ich bereits beteuert, das Pergament nie gesehen zu haben.« Richard stockte. »Mein Gott, das habe ich glatt vergessen! Ich hätte heute von den Detectives befragt werden sollen. Das ist mir völlig entfallen. Gut, ich werde sie morgen anrufen. Folgendes, Pater Aiden: Sie sind Lillian einige Male begegnet, bevor die Fotos von ihr und Jonathan aufgetaucht sind, ich weiß, sie respektiert Sie. Wollen Sie versuchen, mit ihr zu reden? Ich gehe nämlich mittlerweile davon aus, dass sie meine Anrufe ganz bewusst nicht entgegennimmt.«
»Ich weiß nicht, ob es etwas nützt, aber natürlich werde ich das tun. Haben Sie ihre Nummer?«
»Hier auf meinem Handy«, sagte Richard.
Pater Aiden notierte sie sich auf einem Zettel, griff zu seinem Telefon, wählte und lauschte, als sich Lillians Mailbox anschaltete: »Hier ist Lillian Stewart. Ich bin im Moment nicht zu erreichen. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht, ich rufe dann umgehend zurück.«
Daraufhin verkündete eine Computerstimme, dass die Mailbox voll sei.
Richard hatte die beiden Ansagen mitgehört. »Vielleicht ist ihre
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