Mein bestes Stuck
durch zu viel Zucker oder Koffein, einem Alptraum, in dem sie permanent versuchte, ein Ziel zu erreichen, das eigentlich gar nicht existierte.
»Und wie kommen wir jetzt nach Monte Carlo?«, fragte sie schließlich. Trotz ihrer Müdigkeit, ihrem verletzten Arm und ihrer trübsinnigen Stimmung wegen Eleonores erneutem Abtauchen hörten sich die Worte »Monte Carlo« trotzdem noch sehr aufregend und glamourös an. Wie ärgerlich, dass sie gerade heute aussehen musste wie eine Stadtstreicherin an einem Bad Hair Day.
»Tja, dann werden wir wohl per Anhalter fahren müssen.«
»Oh, super.«
»Los, du musst das machen, du bist die Frau!« Der verschmitzte Tonfall in seiner Stimme besagte jedoch, dass er nur Witze machte. Er besagte außerdem, dass Luc sich trotz seines verletzten Knies und seiner Schmerzen alle Mühe
gab, die Stimmung an diesem richtig, richtig miesen Tag hochzuhalten.
Also setzte Julia bereitwillig ein Lächeln auf, brachte sich in Position und streckte den Daumen raus. Der Fahrer des ersten vorbeifahrenden Wagens hupte anerkennend, sauste jedoch vorbei.
»Nun, das war nur ein Test«, murmelte sie. »Den Nächsten hab ich in der Tasche!«
Das sich nähernde Auto war ein weiterer Sportwagen. Julia bewegte mit erhobenem Daumen den Arm vor und zurück, wie es die Leute im Film immer machten.
Wieder kein Glück.
Luc stand ein paar Meter hinter ihr und grinste. »Bist du überhaupt schon mal per Anhalter gefahren?«
»Oh, klar, schon tausend Mal!«, antwortete Julia.
»Bist du nicht, oder?«
Sie drehte sich um und verdrehte die Augen. »Natürlich nicht! Das ist unglaublich gefährlich! Wofür hältst du mich denn?«
Luc erwiderte nichts und ließ ihre Frage ohne Antwort stehen. Julia konnte spüren, wie sie rot anlief. Sollte sie sich geschmeichelt fühlen? Plötzlich fiel ihr aber wieder Eleonores Tagebuch ein, und ihr ging plötzlich auf, dass sein Schweigen ganz und gar nicht als Kompliment gemeint sein könnte.
Ein paar weitere Autos fuhren an ihnen vorbei. Schließlich humpelte Luc vor und stellte sich neben sie.
»Okay, mal sehen, ob du es besser hinkriegst!«, sagte Julia herausfordernd. »Wenn du ein bisschen auf Mitleid machst, könnte das vielleicht hinhauen.«
»Ich gebe mein Bestes. Wahrscheinlich warst du einfach nicht überzeugend genug.«
»Ach, Quatsch!« Julia trat zurück und setzte sich auf die Erde.
Nach einigen Minuten kam ein großer, silberner Citroën um die Kurve gebogen.
»So, pass gut auf, hier kannst du was lernen!«
Luc trat noch einen Schritt nach vorne, beugte sich ein wenig mit hochgerecktem Daumen vor und setzte eine so gequälte Miene auf, dass Julia sich die Hände vors Gesicht halten musste, um nicht laut loszulachen. Doch zu ihrer großen Überraschung hielt der Wagen tatsächlich an.
»Monsieur!«, rief ein älterer Mann und streckte den Kopf aus dem Fenster. In seinem Mundwinkel balancierte er eine Zigarette. »Monte Carlo liegt doch in dieser Richtung, oder?«
»Ja, das stimmt«, antwortete Luc. »Vielen Dank, dass Sie …«
»Großartig!«, der Mann drückte aufs Gas, düste davon und ließ Luc in einer mächtigen Staubwolke stehen. Ganz langsam drehte er sich zu Julia um. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos.
»Das ist doch ganz prima gelaufen«, brummte er, und nach einigen Sekunden des Schweigens brachen sie beide in schallendes Gelächter aus.
»Los, mach schon!«, feuerte Julia ihn an. »Da kommt ein Bus!«
Luc schnellte herum. »Okay, diesmal darf es aber nicht schiefgehen!« Er humpelte in die Mitte der Fahrbahn und wedelte wild mit den Armen.
»Pass auf!«, schrie Julia und hielt sich entsetzt die Hand vor die Augen.
Doch es funktionierte. Der klapprige blaue Minibus bremste ab und kam neben ihnen zum Stehen. Der Fahrer öffnete die Tür. Er war um die vierzig und sah ausgesprochen müde und desinteressiert aus.
»Irgendein Problem?«, fragte er.
Seine Mitfahrer, eine Gruppe älterer Damen mit ausladenden Frisuren in sämtlichen Schattierungen von blassblau bis weiß, beugten sich vor, um zu sehen, was da auf der Straße vor sich ging. Der ganze Kleinbus war auf einmal erfüllt von aufgeregtem Geschnatter.
»Bitte«, sagte Julia flehentlich, »können Sie uns bis Monte Carlo mitnehmen? Es ist ein Notfall!«
»Was für einen Notfall hat man denn in Monte Carlo?«, erwiderte der Fahrer und musterte sie von oben bis unten. »Ärger mit der Yacht?«
»Ach, zum Teufel, Jean-Paul, lass sie rein!« Die üppige Dame auf dem
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