Mein bestes Stuck
geschlüpft.«
Julia konnte es nicht glauben. »Was? Sie ist schon wieder abgehauen?«
Luc nickte. »Scheint so. Der Manager des Casinos hat gesagt, sie habe ihn gebeten, ihr ein Taxi zu rufen. Er hatte sich geweigert, sie weiterspielen zu lassen.«
»Oh Luc.«
»Die Situation ist jetzt bitterernst, Julia. Eleonore ist außer Kontrolle.« Erschöpft rieb er sich mit den Händen das Gesicht.
»Wo kann sie hingegangen sein?«, fragte Julia.
»Simon war sich nicht sicher, ebenso wenig der Manager, aber es scheint da einen Ort zu geben, wo die Leute … wo Spieler häufig hingehen.«
»Wo ist das?«
»Ein Etablissement namens Bonne Chance offenbar.«
»Kennst du es?«
Er schüttelte den Kopf. »Simon sagte, es sei eine Art Klub unten am Yachthafen. Wahrscheinlich ist es auch ein Casino. Oh Eleonore …«
Der Bus bahnte sich seinen Weg ins funkelnde Stadtzentrum.
»Also gut.« Julia versuchte, so zuversichtlich zu klingen wie möglich. »Dann werden wir wohl dorthin gehen.« Sie erhob nun die Stimme und wandte sich an die Damen: »Entschuldigen Sie, aber wo werden Sie als Erstes Station machen?«
»Im CoCo -Casino, meine Liebe! Sind Sie sicher, dass wir Sie nicht doch noch überreden können, uns zu begleiten?« Wie alle anderen hatte auch Hettie inzwischen angefangen, ihre Frisur und ihr Make-up wieder aufzufrischen, um sich auf die feindliche Übernahme von Monte Carlo vorzubereiten.
Durch einige strahlend weiße Gebäude hindurch erblickte Julia plötzlich ein paar Masten, die sanft im Wasser schaukelten. Der Yachthafen.
»Oh, Jean-Paul, könnten Sie uns bitte hier rauslassen?«
»Was, Sie wollen uns schon verlassen?«, rief Marion. »Wir haben doch gerade erst angefangen, uns ein wenig kennenzulernen.«
Sie verabschiedeten sich herzlich von Hettie, Gloria und allen anderen und traten dann aus dem Bus auf den erhitzten Asphalt der Straße.
Und noch im Vorrüberfahren war Glorias Stimme glasklar durch ein offenes Fenster zu hören: »Also, dem Kleinen hätt ich gern sein letztes Hemd abgenommen.«
Kapitel 11
D ie Bonne Chance stellte sich als prunkvolle, atemberaubende Superyacht heraus. Ein so herrliches, schnittiges, strahlend weißes Boot hatte Julia bislang nur in Filmen gesehen. Oder vielleicht noch in ihren Träumen. Nahezu arrogant thronte die Yacht inmitten des edlen Hafens zwischen anderen, kleineren Booten, versprühte Glamour und streckte ihre elegante, stromlinienförmige Silhouette der gleißenden Sonne entgegen.
Luc sagte nichts. Seine Stirn glänzte vor Schweiß; die aufregende Jagd mit stets neuen Zielen forderte ihren Tribut. Ganz offensichtlich tat er sein Möglichstes, sein Humpeln zu kaschieren und seine Schmerzen im Zaum zu halten, doch mit jedem mühevollen Schritt wurde Julia seine Anstrengung deutlicher. Sie hatte ihm ihren Arm als Stütze angeboten, doch er war nicht darauf eingegangen. Eine Gangway, überdacht mit einem schweren blauen Baldachin, führte zum Passagiereingang der Yacht. Ohne einander anzusehen, hielten Luc und Julia einige Sekunden inne, ehe sie auf den Anleger zusteuerten. Julia hielt Eleonores Tasche fest unter ihren Arm geklemmt. Ihr Herz pochte nun wieder wild vor Aufregung.
»Luc! Gott sei Dank!« Julia blickte auf und sah in die Richtung, aus der die fremde Stimme gekommen war. Ein
großer, sportlich aussehender junger Mann lief ihnen von der anderen Straßenseite her entgegen.
»Simon!«, Luc lächelte seinem Freund zu. »Es tut so gut, dich zu sehen!«
»Was ist mit deinem Bein passiert?«, fragte Simon, während er Lucs Hand schüttelte.
»Kleiner Unfall mit der Vespa, erzähle ich dir später.« Er deutete mit dem Kopf auf die Yacht. »Ist Eleonore da drin?«
Simon nickte.
Mit einem Mal zeichnete sich große Erleichterung auf Lucs Gesicht ab. Er schloss die Augen für einen Moment und atmete dann lang und hörbar laut aus.
»Mademoiselle?« Simon wandte sich nun an Julia. Diese öffnete den Mund, um sich vorzustellen, als Luc ihr auch schon zuvorkam. Simon hatte einen warmen, festen Händedruck und sah ihr direkt in die Augen. »Sehr erfreut.«
Simon hatte eine ähnlich athletische Figur wie Luc, doch sein dunkles, fast schwarzes Haar bildete das komplette Gegenteil zu Lucs hellen Locken. Die dunklen Stoppeln an seinem Kinn standen Simon gut, und seine Augen waren weniger forsch als Lucs, dennoch aber warm und freundlich. Trotz ihrer Müdigkeit und Aufregung konnte sie nicht anders als selbstzufrieden festzustellen, dass sie sich nunmehr
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