Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
Pearmans Urteil vertraut. Ihn hielt nur eins zurück, die Sorge um Elizabeth Jardine. »Ja, gut, ich gehe gleich zu ihr.«
    Während er sich einen Kaffee eingoss, bemerkte er in einer mit Alufolie ausgeschlagenen Box auf der Arbeitsplatte einen großen, halb gegessenen Karottenkuchen. Er bekam Appetit. Er hatte seit sieben Uhr morgens operiert und noch nicht mal gefrühstückt.
    »Wem gehört der?«
    »Sandra – sie hat Geburtstag. 37. Sie sieht jünger aus, aber das weiß sie natürlich nicht, das arme Ding.«
    Es gab in der Klinik die Tradition, dass man Mitarbeitern an ihrem Geburtstag einen Kuchen ausgab. Sandra Billington war die Verwaltungsleiterin. Ross schnitt sich ein Stück ab und nahm es in die Hand. Es war klebrig und zerkrümelte zwischen den Fingern.
    »Wie ich höre, geht Sandra mit Roger Houghton aus, Verwaltung, Konten, langweiliger Bursche; aber wer weiß, vielleicht passen sie ja zusammen.« Tommy Pearman spielte den Heiratsvermittler und Tratsch-Dirigenten der Klinik.
    Ross überhörte die Bemerkung, so wie er allen Klatsch ignorierte, denn er interessierte ihn nicht, und schob sich ein Stück Karottenkuchen in den Mund. »Tommy, was weißt du über die Lendtsche Krankheit?«
    Der Anästhesist hegte eine Leidenschaft für Medizingeschichte. Er hatte zwei Bücher über die Entwicklung moderner Arzneien geschrieben und arbeitete zurzeit an einer Geschichte der Anästhesie. Wegen seines kleinen Wuchses, der gebückten Haltung und dem Eifer, anderen zu Gefallen zu sein, erinnerte er Ross oft an Ratty aus
Der Wind in den Weiden
.
    »Kommt mir bekannt vor. Ich habe kürzlich etwas darüber gelesen – vielleicht in
Nature
. Eine Viruserkrankung, glaube ich. Symptome wie bei einer Entzündung. Greift die Neurochemie des Gehirns an. Sehr selten. Ich kann ein wenig darüber nachforschen, wenn du möchtest.«
    »Ich wäre dir sehr dankbar. Im Internet findet man eine ganze Menge – ich habe gestern Abend ein bisschen recherchiert.«
    »Ja, es ist wirklich eine aufregende Krankheit«, meinte der Anästhesist enthusiastisch.
    »Aufregend?«
    Als er die Missbilligung in Ross’ Stimme hörte, fügte er abwehrend hinzu: »Na ja. Ich finde neue Krankheiten eben aufregend – ohne sie wäre der Arztberuf doch ziemlich langweilig. Aber wieso interessierst du dich dafür?«
    »Eine Verwandte – eines Freundes hat sie.«
    »Ich will mal sehen, was ich herausfinden kann.«
    »Ja, das wäre nett.«
    Plötzlich wirkte Pearman besorgt. »Weißt du, das mit Maddy Williams begreife ich noch immer nicht.«
    Maddy Williams war die junge Patientin, die bei dem kleinen Eingriff gestorben war, mit dem Ross ihre Nasenflügel korrigieren wollte.
    Ross tat so, als beschäftigte er sich mit dem Karottenkuchen. »Ja, und?«
    »Ist schon ein Termin für die Obduktion festgesetzt?«
    »Ja, in drei Wochen.«
    »Ich meine, wirklich, das war furchtbares Pech.« Pearman zuckte hilflos mit den Schultern. »Ihr Herzproblem war nicht in unseren Unterlagen verzeichnet, obwohl, der Hausarzt hat dir davon geschrieben, um dich zu warnen, aber du hast den Brief nie bekommen. Ich wusste das nicht. In unserem System gibt es offensichtlich einen Fehler, wenn ein wichtiger Brief verschwindet, findest du nicht?«
    Ross sah ihn an. Der Kuchen schmeckte gut, und er schnitt sich noch ein Stück ab.
    »Die einzige Möglichkeit ist«, sagte Pearman, »– aber das ist natürlich reine Spekulation –, dass irgendwer den Brief ganz bewusst verschwinden ließ oder Details daraus im Computer gelöscht hat. Aber wer macht denn so was?«
    Ross gab ihm keine Antwort.

[home]
    20
    I ch dachte, du wärst vollkommen. Ich dachte, du würdest in einem Haus wohnen, das ganz weiß und makellos rein ist, und dass Licht um dich herum schimmern würde, wenn du gehst. Ich dachte, du würdest weiße Pelze tragen und den ganzen Tag auf einem weißen Sofa liegen, wie die feine Dame, die ich mal in einer Fernsehwerbung gesehen habe.
    Die Tür zum Schlafzimmer stand gerade so weit offen, dass er hineinschauen und sehen konnte, dass die Frau auf dem Rücken lag, die Beine um die nackte Taille des Mannes geschlungen, während sein knochiges weißes Gesäß zwischen ihren Schenkeln auf und ab zuckte. Das Gesicht des Mannes konnte er nicht erkennen, was ihn aber nicht störte. Nicht der Mann war ihm wichtig. Sondern die Frau. Er sah einen Teil ihres Gesichts, und das genügte ihm.
    Du hast mich verlassen, weil du die Unordnung nicht ertragen konntest, die ich angeblich

Weitere Kostenlose Bücher