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Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Titel: Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Mortimer!“
    Ray Mortimer war so aufgeregt, daß er kaum Worte finden konnte. Sein Atem ging rasch und fiebrig. „Zeigen Sie mir die Stelle“, forderte er ungeduldig. „Wo habe ich das Paket verborgen?“
    „Unten“, erwiderte Cilly Saddler lakonisch. „In dem Winkel hinter der Treppe. Kommen Sie mit!“ Sie stiegen hastig die Stufen hinunter. In der Ecke hinter der Treppe blieben sie stehen. Es war dämmerig. Schwer drückte die dumpfe Luft auf den Boden nieder.
    „Hier war es“, sagte Cilly Saddler leise. „Ich stand damals an Ihrer Seite. Sie verbargen das Paket unter den Fliesen.“
    Ray Mortimer stellte keine weiteren Fragen mehr. Er ging sofort an die Arbeit. Mit einem Taschenmesser kratzte er die Fugen aus und hob dann vorsichtig die Fliesen ab. Schon nach kurzer Zeit merkte er, daß Cilly Saddler nicht gelogen hatte. Ein schmaler Hohlraum tat sich unter seinen Händen auf. Seine Finger zitterten, als er in die lehmige Grube griff. Ein paar Sekunden später brachte er ein schimmeliges Paket zum Vorschein. Ein Kuvert lag obenauf. Hastig erbrach er den Briefumschlag. Banknoten quollen daraus hervor. Es waren nur große Scheine. Eine ungeahnte Menge Geld.
    „Wem gehört das?“ fragte Ray Mortimer rau.
    „Ihnen“, erwiderte Cilly Saddler leise. „Sie waren ja nicht arm, als Sie damals in London ankamen. Es ist Ihr Geld, Mr. Mortimer. Sie können mir ruhig glauben.“
    Ray Mortimer steckte die Scheine achtlos in die Tasche. Dann machte er sich über das Paket her. Er riß eine Kante auf und prüfte sorgsam das kostbare Pulver. Es war tadellos erhalten. Die Feuchtigkeit hatte ihm nicht geschadet.
    „Hören Sie“, flüsterte Cilly plötzlich. „So horchen Sie doch!“
    Draußen im Hof waren gedämpfte Geräusche zu vernehmen. Es klang geradeso, als schliche jemand wie auf Katzenpfoten um das Haus.
    „Die Gelben“, sagte Cilly Saddler furchtsam. „Es sind die Gelben. Kommen Sie mit! Wir müssen weg. Hier sind wir in größter Gefahr.“
    Ray Mortimer folgte ihrem Rat. Er holte nur rasch einen Koffer, um das Paket darin zu verstauen. Dann schloß er sich ihr an. Dicht nebeneinander legten sie den gefährlichen Weg bis zum Hoftor zurück. Bei jedem Schritt erwarteten sie einen hinterhältigen Überfall. Die Gelben mußten in nächster Nähe sein. Man hörte sie leise miteinander tuscheln. Aber sie griffen nicht an. Sie ließen die beiden ungehindert passieren.
    „Wohin jetzt?“ fragte Ray Mortimer ratlos. „Ich muß das Pulver wieder verbergen. Wissen Sie ein Versteck?“
    Cilly Saddler drehte sich unruhig um. Sie sah, daß die beiden Gelben hinter ihnen herkamen. Ihre verschlagenen Gesichter flößten ihr Furcht und Grauen ein. Sie spürte eine heiße, würgende Angst vor dem Tod. Sie wollte nicht sterben. Auf keinen Fall wollte sie der Rache Sam Lupins ausgeliefert sein. Sie mußte ihn täuschen. Sie mußte Zeit gewinnen. Vielleicht fand ihr gemartertes Hirn noch rechtzeitig einen Ausweg.
    „Wohin jetzt?“ fragte Ray Mortimer ein zweites Mal.
    „Zum Hafen!“ erklärte sie tonlos. „Wir gehen zum Hafen. Es ist nicht weit.“
    Es war wirklich nicht weit. Schon nach fünf Minuten hatten sie den gepflasterten Kai erreicht. Die Themse lag unmittelbar vor ihnen. Zwei, drei plumpe Schiffe quetschten sich am Pier. Daneben ein paar flache Kähne. Das schwarze Wasser raunte dumpf und geheimnisvoll. Ray Mortimer blickte sich argwöhnisch um. Der Nebel umgab sie wie graue Watte. Sie konnten kaum drei Meter weit sehen. Die Werften und Laderampen verdämmerten hinter bleichen Schwaden. Und dann plötzlich Schritte in der Nähe! Schleichende, gefährliche Schritte. Sie kamen unaufhaltsam näher.
    „Was soll das?“ fragte Ray Mortimer in rasch aufdämmerndem Argwohn. „Wir gehen doch geradeswegs in eine Falle. Merken Sie das denn nicht? Oder haben Sie es absichtlich so gewollt?“
    Im Herzen Cilly Saddlers klaffte ein Abgrund. Sie war kaum noch bei klarem Verstand. Sie hatte nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder selbst das schwarze Los zu ziehen, oder Ray Mortimer ans Messer zu liefern.
    Ich muß ihn warnen, dachte sie. Jetzt noch, in dieser Sekunde. Sonst ist es zu spät.
    „Wir gehen tatsächlich in eine Falle“, gestand sie mit kraftloser Stimme. „Wir müssen sofort umkehren. Sehen Sie dort drüben die Laternen? Das ist die Ferry Lane. Wenn wir diese Straße erreichen, sind wir gerettet.“
    Ray Mortimer tat zwei, drei zögernde Schritte. Dann blieb er wieder stehen. Er entdeckte einen dunklen

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