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Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition)

Titel: Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Miscavige Hill , Lisa Pulitzer
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Kinder für ihre Organisation zu gewinnen, aber er hatte immer abgelehnt, weil er eigentlich Schauspieler werden wollte.
    Für das College war Dallas nach seinem Highschool-Abschluss mit sechzehn Jahren noch zu jung, und er hätte auch gar nicht gehen wollen, wie er sagte. Viele Scientologen sahen einen Collegebesuch als reine Zeitverschwendung. Seine Eltern waren Teilhaber eines großen, umsatzstarken Schmuckladens in San Diego, also begann er dort zu arbeiten, um sich das nötige Geld für einen Umzug nach L. A. und den Start seiner Schauspielerkarriere zu verdienen. Er sparte außerdem sechstausend Dollar für die Kurse im Celebrity Center zusammen. Auf diese Weise konnte er Scientology-Kurse belegen und zugleich mit berühmten Leuten in Kontakt kommen, die ihm beim Einstieg in die Branche womöglich helfen würden. Sein Traum war es, Schauspieler zu werden, nicht Sea Org-Mitglied. Er konnte sehr gut singen, aus dem Stegreif in irgendwelche Rollen schlüpfen und sogar steppen.
    In der San Diego Org hatte er erstmals am eigenen Leib erfahren, dass Scientology funktionierte. Damals nahm er gerade Auditing-Sitzungen und ließ eine ausfallen, da ihn eine Erkältung erwischt hatte. Der Auditor rief an, flippte aus und erklärte ihm, er müsse gerade jetzt unbedingt kommen, da die Krankheit ein Zeichen dafür sei, dass etwas falsch gelaufen war. Am nächsten Tag ging er also trotz der Beschwerden in die Org, und es folgte die beste Sitzung, die er jemals hatte, wie er mir sagte. Noch während der Sitzung verließ die Krankheit seinen Körper, und in diesem Moment war ihm klar, dass Scientology für ihn funktionierte.
    Mit achtzehn ging er zum Celebrity Center in L. A. und zahlte sechstausend Dollar für seinen Key to Life- und Life Orientation-Kurs, die ich beide schon einige Jahre zuvor auf der Flag absolviert hatte. Als Zwilling wurde ihm der fünfzehnjährige Dylan Purcell zugeteilt, der Sohn der Schauspielerin Lee Purcell. Dallas meinte, Dylan sei ein echter Spaßvogel gewesen, dessen Albernheiten auch ihm ständig Besuche beim Ethics Officer eingebracht hätten. Er hing damals mit zahlreichen angehenden Schauspielern zusammen, von denen inzwischen einige Karriere in der Branche gemacht hatten. Abends nahm er Schauspielunterricht bei einem Schauspieler und Scientologen, der auch Juliette Lewis und Giovanni Ribisi unterrichtet hatte, beide ebenfalls Angehörige von Scientology.
    Häufig stellte Dallas mir Fragen über meine Familie. Als er wissen wollte, ob er meine Eltern einmal kennenlernen könne, erfand ich Ausreden, die er mir aber nicht abkaufte. Vor allem Mr. H erinnerte mich tagtäglich daran, dass ich ihm auf keinen Fall etwas vom Austritt meiner Eltern sagen dürfe. Sie übte mit mir sogar, wie ich mich am besten verhielt, wenn er zu beharrlich nachbohrte. Dann übernahm sie seine Rolle und stellte Fragen, denen ich möglichst geschickt ausweichen musste. Allerdings machten es diese Übungen nie einfacher, ihm offen und ehrlich zu antworten, wenn er nachfragte.
    Eines Tages entschloss ich mich, alle Warnungen von Mr. H zu ignorieren und Dallas alles über meine Eltern zu erzählen. Er zeigte sehr viel Mitgefühl mit mir. Immerhin verstand er nun, warum ich immer so komisch reagiert hatte, wenn das Gespräch auf meine Eltern gekommen war. Natürlich musste ich nun lügen, wenn Mr. H sich erkundigte, ob ich das Geheimnis gewahrt hatte. Aber ich konnte nicht anders, sonst hätte ich das Gefühl gehabt, Dallas zu betrügen.
    Im Unterschied zu den meisten Sea Org-Mitgliedern besaß Dallas ein Auto, das es uns ermöglichte, an Sonntagvormittagen die Base zu verlassen und draußen zu frühstücken, wenn wir unsere Dienste erledigt hatten. Morgens mussten nämlich die Quartiere ordentlich aufgeräumt und gesäubert werden und anschließend die Inspektion überstehen. Dafür hatten wir eigentlich Zeit bis mittags, also beeilten wir uns, damit wir in der restlichen Zeit etwas unternehmen konnten.
    Einmal fuhren wir bei dieser Gelegenheit – ungeachtet der Bedenken von Mr. H – ins Celebrity Center, wo wir uns im Renaissance Restaurant mit Dallas’ Mom zum Brunch treffen wollten. Dallas hatte dort nicht nur vor seiner Sea Org-Zeit die Kurse absolviert, er hatte in den späten Neunzigern vor seinem Highschool-Abschluss auch dort im Hubbard Communication Office gearbeitet. Daher wusste er aus erster Hand, dass mit Prominenten in der Church ganz anders umgegangen wurde. Leute wie John Travolta, Kirstie Alley,

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