Mein Geliebter aus den Highlands
sagen.
»Dann müsst Ihr meine Schwester Keira finden, oder vielleicht eine meiner Cousinen, Gillyanne oder Elspeth. Es geht mir wirklich nicht sehr gut, und sie werden wissen, was zu tun ist.«
»Ich werde nach ihnen suchen. Du ruhst dich jetzt lieber wieder aus und versuchst, ein bisschen zu schlafen. Das brauchst du im Moment am dringendsten.«
»Aye. Schlaf ist immer gut, aber einer ihrer Heiltränke wäre besser.«
Als sie verstummte, hoffte Gregor, dass sie wieder eingeschlafen war. Und außerdem hoffte er, dass sie sich nicht an das erinnerte, was er gesagt hatte. Von ihr bei einer Lüge ertappt zu werden, wäre ihm sehr unangenehm gewesen.
Einer der Namen, die sie genannt hatte, war ihm bekannt: Sein Bruder Ewan war mit einer Frau verheiratet, deren Schwägerin Gillyanne hieß. War das ein Zufall? Eigentlich war dieser Name sehr selten. Wenn man bedachte, dass es Alana um eine Heilerin gegangen war, und die Gillyanne, die er kannte, eine Heilerin war, könnte es sich tatsächlich um ein und dieselbe Person handeln. Wenn dies zutraf, dann war Alana eine Murray. Warum streift ein Murray-Mädchen allein durch die Gegend und gibt vor, ein Kind zu sein?, fragte er sich stirnrunzelnd.
Doch die Antwort auf diese Frage würde wohl noch ein Weilchen warten müssen. Gregor holte seinen Umhang, der mittlerweile trocken war, legte sich neben Alana auf die Matratze und beschloss, ein bisschen zu schlafen. Ein Fieber wurde oft noch schlimmer, bevor es endlich abklang. Wenn das bei Alana der Fall war, dann würde er in den nächsten Tagen wenig Zeit zum Schlafen haben.
Fluchend zuckte Gregor zusammen, als eine kleine Faust auf seinem Kinn landete. Alana war wirklich sehr viel stärker, als sie aussah. Nur mit Mühe gelang es ihm, sie festzuhalten. Er hatte es geschafft, ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, bevor Alana in einen Fieberwahn gefallen war. Seitdem hatte er nur ab und zu ein Stündchen geschlafen. Nach zwei langen Tagen und Nächten war er erschöpft und zutiefst besorgt. Er hasste es, einem Menschen beim Sterben zuzusehen, solange es nicht einer seiner Feinde war. Doch der Gedanke, dass Alana ihrem Fieber erliegen könnte, machte ihm so schwer zu schaffen, dass er es sich gar nicht erklären konnte. Erleichtert atmete er auf, als sie endlich ruhiger wurde. Dann begann sie zu weinen.
»Ich muss Keira finden«, schluchzte sie.
»Deine Schwester?«, fragte er. Er schob den Arm unter ihre Schulter und hob sie ein wenig hoch, um ihr einen Schluck Wasser einzuflößen.
»Aye, meine Zwillingsschwester. Sie braucht mich, aber meine Familie wollte nicht, dass ich sie suche.«
»Aha. Und deshalb bist du alleine losgezogen.« Gregor setzte sich neben sie und drückte sie an sich.
»Ich kann sie finden, das weiß ich ganz genau.«
»Heißt das, dass ein anderes kleines Mädchen ganz allein im Land umherstreift? Eine wie du?«
»Nay. Keira ist wunderschön und klug und gütig, und sie hat heilende Hände. Ich bin nur ein unscheinbares, kleines braunhaariges Mädchen.«
»Du bist ein hübsches kleines Mädchen.«
»Nay, ich bin völlig unscheinbar. Keira ist die Hübsche. Alle lieben Keira, und ich kann sie nicht finden.«
»Du wirst sie finden. Du musst nur dieses Fieber bezwingen. Wenn du wieder gesund bist, suchen wir sie gemeinsam.«
Sie murmelte etwas von törichten Brüdern und stinkenden Gowans, dann schlief sie wieder ein. Gregor legte sie behutsam zurück auf die Matratze und deckte sie fürsorglich mit der Decke und seinem Umhang zu. Während er aufstand und sich streckte, betrachtete er sie eingehend. Sie war blass bis auf ein paar scharlachrote Fieberflecken, und die Krankheit hatte ihren Haaren den Glanz geraubt. Die vollen Lippen sahen aus, als wären sie von der Sonne verbrannt worden. Ihre Schönheit hatte wahrhaftig gelitten, aber es fiel ihm nicht schwer, sie dennoch zu sehen. Wer hatte ihr bloß die Vorstellung in den Kopf gesetzt, sie sei ein unscheinbares, kleines, braunhaariges Mädchen? Am liebsten hätte er den Schuldigen verprügelt, bis dìeser seinen Irrtum einsah, auch wenn er nicht wusste, warum er diesen Drang verspürte.
Er schüttelte diese Gedanken ab und deckte Alana noch einmal fürsorglich zu. Er musste sie ein Weilchen allein lassen, um nach Nahrung zu suchen und etwas Holz zu sammeln. Ein Eimer, ein paar Meter Seil, Holzteller und Becher waren zwar hilfreich, doch in dem winzigen Küchengarten hatte er auf den ersten Blick nur wenig Essbares entdecken können. Nicht nur
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