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Mein glaeserner Bauch

Mein glaeserner Bauch

Titel: Mein glaeserner Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Hey
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Eltern in dieser hoch belasteten Situation hinzuweisen auf ihren Rechtanspruch auf psychosoziale Beratung. Im Gesetzestext heißt es:
    Sprechen nach den Ergebnissen von pränataldiagnostischen Maßnahmen dringende Gründe für die Annahme, dass die körperliche oder geistige Gesundheit des Kindes geschädigt ist, so hat die Ärztin oder der Arzt, die oder der der Schwangeren die Diagnose mitteilt, über die medizinischen und psychosozialen Aspekte, die sich aus dem Befund ergeben, unter Hinzuziehung von Ärztinnen oder Ärzten, die mit dieser Gesundheitsschädigung bei geborenen Kindern Erfahrung haben, zu beraten. Die Beratung erfolgt in allgemein verständlicher Form und ergebnisoffen. Sie umfasst die eingehende Erörterung der möglichen medizinischen, psychischen und sozialen Fragen sowie der Möglichkeiten zur Unterstützung bei physischen und psychischen Belastungen. 82
    Darüber hinaus haben Gynäkologen und Gynäkologinnen den Eltern Kontaktadressen von Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und Behindertenverbänden zur Verfügung zu stellen sowie Kontakte zu Eltern behinderter Kinder zu ermöglichen. Informationsmaterial dazu stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Verfügung.
    Auf die Nachricht des Arztes oder der Ärztin, dass ihr Kind vielleicht mit einer schweren Beeinträchtigung zur Welt kommen wird, reagieren werdende Eltern mit großer Bestürzung und mit Angst vor dem, was auf sie zukommt.
    Sie haben das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Zwischen Besorgnis, Wünschen und Hoffnungen müssen sie ihren Weg finden, die neue Situation zu bewältigen. Welche Möglichkeiten stehen ihnen offen? Was bedeutet das Leben mit einem behinderten Kind? Welche Entwicklungschancen hat ihr Kind? Wer kann sie jetzt und in Zukunft unterstützen, wenn sie Hilfe brauchen? Welche Entscheidungen sind zu treffen? 83
    Außerdem heißt es in Paragraph 2, Absatz 3 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes ausdrücklich, dass zum Anspruch auf Beratung auch die Nachbetreuung nach einem Schwangerschaftsabbruch oder nach der Geburt des Kindes gehört.
    Es gibt Methoden der Beratung, mit denen Menschen in ihrer Entscheidungsfindung bei lebenswichtigen Fragen unterstützt werden können. Mit denen sie bei schweren Entscheidungen professionell begleitet werden. Behutsamer Beistand für Menschen in Not, ohne sie zu etwas zu zwingen oder sie, vielleicht sogar aus eigener Überforderung, in einer Krise allein zu lassen.
    Schon aus zeitlichen Gründen sind Mediziner zu solcher Art von Beratung kaum in der Lage. Doch lässt sich leider bei vielen von ihnen eine diffuse Angst davor feststellen, mit dem Hinweis auf psychosoziale Beratungsangebote eigene Kompetenzen abzugeben. Diese Angst vor der Konkurrenz der anderen Berufsgruppe lässt allerdings fraglich erscheinen, ob diese Ärzte Schwangeren gegenüber die psychosozialen Beratungsangebote als ernst zu nehmend und hilfreich darstellen.
    Erst seit wenigen Jahren wird in Modellversuchen die Kooperation von Medizinern mit Beratungsstellen nach und nach erprobt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich noch viel an der Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Gynäkologen und Gynäkologinnen mit psychosozial Beratenden verbessern ließe. 84 Häufig wissen Ärzte und Ärztinnen gar nicht, was psychosoziale Beratung heißt und was diese von ihrer eigenen fachlichen Beratung unterscheidet. Und vor allem wissen sie nicht, was Schwangerschaftsberaterinnen als Partnerinnen der Mediziner in der Betreuung von Schwangeren leisten können.
    Auch nach einem Schwangerschaftsabbruch.

U nsere Sprachregelung hieß, wir haben unser Kind verloren. Die Wörter Abtreibung oder Schwangerschaftsabbruch kamen Klaus und mir nicht über die Lippen. Down-Syndrom, Trisomie 21 und Ödeme auch nicht. Wir versteckten unsere Trauer. Und wir versteckten unsere Scham.
    Wir haben unser Kind verloren. Verloren. Was für ein Wort. Es stimmte und es stimmte auch wieder nicht. Man kann alles Mögliche verlieren. Einen Schlüssel. Die Orientierung. Den Überblick. Das Gesicht. Die Ehre.
    Das verlorene Paradies. Der verlorene Sohn. Wir hatten einen Euphemismus gewählt. Hatten unsere Trauer verschleiert. Das Entsetzliche verbrämt.
    Ja, wir hatten ihn verloren. Aber wir wussten auch, wir werden ihn nicht wiederfinden. Er wird nicht zu uns zurückfinden. Niemals.
    Den Anforderungen des Alltags zu genügen ging oft über meine Kräfte. Schlafen, schlafen, schlafen, und dann aufwachen aus dem

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