Mein Herz gehört nur dir (Nobility) (German Edition)
letzten Jahr so eine dumme Geschichte. Hat man I hnen darüber etwas erzählt?"
"Sie meinen den tödlichen Unfall Frau von Angers?" Laura sah ihm ins Gesicht. "Ja, ich habe davon g ehört."
"Leider ist es uns nicht gelungen, die Paulsens davon zu übe rzeugen, daß mein Sohn Claus völlig unschuldig an der ganzen Sache ist", sagte ihr Arbeitgeber. Als die junge Frau nicht sofort antwortete, fuhr er fort: "Das Ganze war ein Zusammentreffen unglücklicher Umstände. Mein Sohn mag sich zwar nicht immer an die Verkehrsregeln halten, aber er hätte niemals Unfallflucht begangen."
"Wie ich hörte, hielt sich Ihr Sohn zur Zeit des Unfalls bei e inem Freund auf."
"Dann hat man es Ihnen also nicht verschwiegen." Richard Lang schien erleichtert. Laura fragte sich, ob er seinen Sohn ta tsächlich für unschuldig an diesem Unfall hielt, oder dessen Schuld nur einfach nicht wahrhaben wollte.
Der Bauunternehmer wechselte ziemlich rasch das Thema. Er fragte die Lehrerin nach ihrem Studium und ihrer Arbeit und kam dann auf seinen Sohn Tobias zu sprechen.
"Wie Sie bereits wissen, stürzte Tobias vor einem halben Jahr von seinem Pferd und schlug mit dem Rücken auf das Gatter der Koppel auf. Er lag wochenlang im Krankenhaus und verbrachte dann drei Monate in einem Rehabilitierungszentrum im Allgäu. Der Unterricht, den er während dieser Zeit bekam, war völlig ungenügend und ich wollte auch nicht, daß man ihn zu sehr mit dem Lernen quält. Tobias hat vor einem Monat eine Prüfung abgelegt. Jetzt steht fest, daß er im neuen Schuljahr die Abiturklasse besuchen kann, aber ob er das Abitur dann auch schaffen wird, ist eine andere Frage. Deshalb habe ich Sie engagiert. Es muß Ihnen gelingen, Tobias Leistungen zu steigern und ihn zu motivieren, sein Bestes zu geben."
"Wäre es nicht besser, er würde die letzte Klasse wiederholen und das Abitur ein Jahr später ablegen?" fragte Laura. "Tobias ist ohnehin erst achtzehn."
"Nein, das möchte ich nicht." Der Unternehmer stand auf. "So, und nun stelle ich Ihnen Tobias erst einmal vor", sagte er.
Zu Tobias' Zimmer gelangten sie durch einen langen Gang, der von der Halle abzweigte. Richard Lang öffnete eine weiße Tür und ließ Laura den Vortritt.
"Tobias, hier bringe ich dir deine Lehrerin", sagte er zu dem jungen Mann, der in einem Rollstuhl vor einer riesigen Eisenbahnanlage saß, die einen großen Teil des Zimmers einnahm. Eine ältere Frau, die bei ihm stand, wandte sich um. Der Unternehmer stellte sie als Helga Waigel, Tobias' Pflegerin, vor.
"Schön, Sie kennenzulernen, Frau Hofmann." Tobias bot Laura die Hand. "Es wird allerhöchste Zeit, daß ich mich wieder mehr in meinen Büchern vertiefe."
"Gut, daß du es einsiehst", bemerkte sein Vater.
"Ich bin überzeugt, daß wir gut miteinander auskommen we rden, Tobias", sagte Laura. Der Junge gefiel ihr. Er machte einen offenen, sympathischen Eindruck.
Tobias blickte zu ihr auf. "Mein Bruder Claus drohte mir d amit, daß Sie mir notfalls den Hosenboden versohlen würden", meinte er lachend, "aber dazu gehören immer zwei. Einer, der schlägt und einer, der es sich gefallen läßt."
"In der Tat", erwiderte Laura. "Und du siehst mir nicht so aus, als würdest du es dir gefallen lassen."
"Womit Sie recht haben könnten", erklärte er. "Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Sie Laura nenne? Frau Hofmann, das klingt so steif, so unnahbar."
"Nein, ich habe nichts dagegen, Tobias", erwiderte die junge Frau. Sie wandte sich an ihren Arbeitgeber: "Das heißt, falls Sie..."
"Was immer Tobias wünscht, es soll mir recht sein", fiel ihr Richard Lang ins Wort und legte eine Hand auf die Schulter seines Sohnes. "Ich möchte dich nur um eines bitten. Gib dir redlich Mühe alles zu lernen, was dir Frau Hofmann beibringen kann."
"Das werde ich, Vati", versprach Tobias. "Schließlich möchte ich nicht, daß mich Laura für dumm hält." Vergnügt zwinkerte er ihr zu.
* * *
Claus Lang lernte Laura erst eine Woche später kennen. Sie gab Tobias gerade Mathematikunterricht, als er ins Zimmer trat. Wie Tobias besaß er weißblonde Haare und blaue Augen, aber damit hörte jede Ähnlichkeit zwischen den Brüdern auf. Obwohl Claus noch keine dreißig war, wirkten seine Züge verlebt, zudem schien er getrunken zu haben.
"Sieh an, unsere Neuerwerbung", sagte er mit näselnder Stimme.
"Das ist Claus", stellte Tobias seinen Bruder vor, kümmerte sich aber nicht weiter um ihn, sondern widmete sich wieder seiner Arbeit.
"Und Sie sind Laura",
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