Mein Herz gehört nur dir (Nobility) (German Edition)
Sie etwas dagegen, wenn ich heute nachmittag mit Tobias einen Ausflug mache?" Sie wollte mit Tobias etwas durch die Umgebung fahren, damit er endlich einmal aus dem Garten herauskam.
"Nein, ich habe nichts dagegen", sagte Richard Lang.
Nur der Rollstuhl hinderte Tobias daran, Laura um den Hals zu fallen, als sie ihm von dem Ausflug erzählte. Noch nie war er so unaufmerksam bei seinen Aufgaben gewesen, wie an diesem Vormittag. Immer wieder schaute er zur Uhr.
Laura hatte vor, in die Richtung von Schloß Paulshof zu fa hren. Obwohl sie es sich nicht eingestand, hoffte sie darauf, bei ihrer Fahrt durch den Wald vielleicht Baron Michael zu treffen. Sie sehnte sich nach einem Wiedersehen mit ihm. Zweimal hatte sie schon auf Paulshof angerufen, aber stets war nur Baronin Anna am Telefon gewesen. Bei ihrem letzten Anruf war es ihr vorgekommen, als sei die Baronin seltsam reserviert.
"Fahren wir am See entlang", schlug Tobias vor, als Laura in die zum Paulshofer Wald führende Straße einbiegen wollte.
Die Straße, die Tobias gewünscht hatte, führte in Serpentinen am Seeufer entlang und war überaus reizvoll, aber Laura konnte die Fahrt nicht recht genießen, weil sie immer an Michael denken mußte. Als Schloß Paulshof am anderen Seeufer auftauchte, fuhr sie den Wagen von der Straße hinunter zu einem kleinen Parkplatz, der neben dem Anlegesteg für die Fähre lag. Sie nahm den zusammenklappbaren Rollstuhl aus dem Kofferraum, stellte ihn auf und half Tobias, in ihm Platz zu nehmen.
Tobias blickte sehnsüchtig dem Fährboot nach, das auf dem Weg zum anderen Ufer war. "Ich würde auch gerne mit dem Boot fahren, Laura."
Die Lehrerin wollte schon ablehnen, als sie sich sagte, daß die Fahrt mit der Fähre für Tobias völlig ungefährlich war. Außerdem wollte sie selbst gerne ans andere Ufer.
Zwanzig Minuten später befanden sie sich bereits auf dem Wasser. Von der Reling aus konnten sie in den Schloßpark hinein sehen, doch dann machte die Fähre einen Bogen. Schloß und Park verschwanden hinter hohen Bäumen. Wilde, heiße Musik drang an ihr Ohr. Rechts des Anlegestegs bemerkte Laura an die zwanzig junge Leute, die sich teilweise um einen Grill geschart hatten, zum Teil aber auch einige Meter en tfernt tanzten.
"Da scheint ein Fest stattzufinden", meinte eine ältere Frau, die neben ihnen an der Reling stand. "Heutzutage ist man doch ni rgends mehr vor Krach sicher."
"Wir fahren gleich wieder mit der Fähre zurück, Tobias, oder?" fragte Laura. Sie konnte es sich zwar nicht erklären, aber die vi elen jungen Leute beunruhigten sie.
"Oh nein!" protestierte der Junge. "Die nächste Fähre geht schon in einer halben Stunde. Nehmen wir die." Flehend sah er zu ihr auf. "Bitte, Laura."
"Also, gut", gab sie nach, weil es ihr unmöglich war, ihm einen Wunsch abzuschlagen. Sie hielt den Rollstuhl fest, damit er beim Anlegen nicht nach vorne rollte.
* * *
"Ich bin verrückt nach dir, Susi." Claus Lang preßte das Mädchen, das er beim Tanzen in den Armen hielt, fester an sich. "Wir beide..."
"Claus, ist das dort nicht dein Bruder?" Susanne Kiel, Tochter eines Hellheimer Bankiers, hielt mitten in der Bewegung inne. Sie nahm ihren rechten Arm von Claus' Nacken und wies zum Anl egesteg.
"Da brat' mir doch einer..." Ein hämisches Grinsen entstellte Claus' Gesicht. Er versetzte Susanne einen leichten Schlag aufs Hinterteil. "Wir tanzen später weiter, Darling. Ich habe jetzt zu tun."
"Aber Claus." Susanne schmollte.
"Nichts da, Darling." Der junge Mann ließ seine Freundin ei nfach stehen, glättete mit der Hand seine Haare und ging auf den Anlegesteg zu.
Laura machte es keine Mühe, Tobias' Rollstuhl vom Anleg esteg auf den Uferweg zu schieben, trotzdem sah sie Claus erst, als er direkt vor ihr stand. "Oh!" stieß sie verblüfft hervor.
"Wie kommst du denn hierher?" fragte Tobias e rstaunt.
"Welch nette Überraschung", sagte Claus, ohne seinen Bruder zu beachten. "Hat es Ihnen jetzt die Sprache verschlagen, oder tun Sie nur so, Laura?" Er lachte gekünstelt.
"Hätte ich gewußt, daß wir Sie hier treffen, wäre ich kaum mit Tobias über den See gefahren", antwortete sie und ließ flüchtig sie ihren Blick über den nur mit einer Badehose bekleideten jungen Mann gleiten. Sein Körper wies alle Anzeichen eines zu üppigen Lebens auf.
"Ist das nicht nur eine Ausrede, meine liebe Laura?" fragte Claus. "Ich lud Sie heute morgen ein, jetzt sind Sie hier." Er machte eine ausholende Handbewegung. "Ich bin glücklich,
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