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Mein Herz so weiß

Mein Herz so weiß

Titel: Mein Herz so weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marías
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sie mit meiner Verspätung verängstigt und mit meiner stummen Beobachtung vom Balkon aus beleidigt hatte, noch immer beleidigte. Aber ich kannte niemanden in Havanna, mehr noch, es war das erste Mal, dass ich mich in Havanna befand, auf meiner Hochzeitsreise mit der, die erst so kurze Zeit meine Frau war. Ich wandte mich schließlich um und sah Luisa, die sich im Bett aufgerichtet hatte, die Augen starr auf mich geheftet, aber noch ohne mich zu erkennen oder wiederzuerkennen, wo sie sich befand, die fiebrigen Augen des Kranken, der erschrocken aufwacht, ohne dass ihm im Schlaf zuvor sein Erwachen angekündigt worden wäre. Sie saß aufrecht, ihr Büstenhalter hatte sich verschoben, während sie schlief, oder bei der heftigen Bewegung, mit der sie sich soeben aufgerichtet hatte: er saß schief, eine Schulter und fast eine Brust waren entblößt, er musste in ihre Haut schneiden, sie hatte ihn wohl durch die Bewegungen des eigenen, des im schläfrigen Unwohlsein vergessenen Körpers hinuntergestreift.
    »Was ist?«, sagte sie furchtsam.
    »Nichts«, sagte ich. »Schlaf weiter.«
    Ich wagte jedoch nicht, zu ihr zu gehen und ihr über das Haar zu streichen, um sie wirklich zu beruhigen und damit sie in ihren tiefen Schlaf zurückfände, wie ich es in jeder anderen Situation getan hätte, denn ich wagte in jenem Augenblick nicht, meinen Posten auf dem Balkon zu verlassen, noch den Blick auch nur kurz von jener Frau zu wenden, die überzeugt war, sich mit mir verabredet zu haben, noch länger dem unvermittelten Dialog auszuweichen, der mir von der Straße her aufgezwungen wurde. Es war schade, dass wir dieselbe Sprache sprachen und dass ich sie verstand, denn das, was noch nicht Dialog war, wurde bereits heftig, vielleicht weil es keiner war, weil es kein Dialog war.
    »Ich bring dich um, du Mistkerl! Ich schwör dir, ich bring dich an Ort und Stelle um!«, rief die Frau von der Straße.
    Sie rief es vom Erdboden aus und ohne mich ansehen zu können, denn genau in dem Augenblick, da ich mich umgewandt hatte, um ein paar Worte zu Luisa zu sagen, hatte die Mulattin einen Schuh verloren und war hingefallen, wobei sie zwar keinen Schaden nahm, sich aber sogleich den weißen Rock beschmutzte. Sie rief »Ich bring dich um«, und als sie sich aufrichten wollte, rutschte sie aus, die Tasche stets am Arm, sie hatte sie nicht losgelassen, diese Tasche würde sie nicht loslassen, auch wenn man ihr das Fell gerben würde, sie versuchte, mit einer Hand den Rock abzuklopfen oder zu säubern, und ein Fuß, ohne Schuh, schwebte in der Luft, als wollte sie ihn auf keinen Fall auf den Boden setzen und sich auch noch die Sohle oder auch nur die Spitzen der Fußzehen beflecken, der Fuß, den der Mann sehen könnte, den sie bereits gefunden hatte, aus der Nähe sehen würde, oben, und anfassen, später. Ich fühlte mich schuldig ihr gegenüber, für das Warten und für ihren Sturz und für mein Schweigen, und auch schuldig Luisa gegenüber, meiner frisch angetrauten Frau, die mich zum ersten Mal seit der Zeremonie brauchte, und sei es auch nur eine Sekunde, genug, um ihr den Schweiß abzuwischen, der ihre Stirn und ihre Schultern bedeckte, und ihr den Büstenhalter geradezurichten oder auszuziehen, damit er nicht in ihre Haut schnitt, und sie mit Worten wieder in den Schlaf zu wiegen, der sie heilen würde. Diese Sekunde konnte ich ihr in diesem Augenblick nicht geben, wie war das möglich, ich spürte mit Macht beider Anwesenheit, die mich beinahe lähmte und zum Verstummen brachte, die eine draußen und die andere drinnen, vor meinen Augen und in meinem Rücken, wie war das möglich, ich fühlte mich beiden gegenüber verpflichtet, da musste ein Irrtum vorliegen, ich konnte mich meiner Frau gegenüber doch nicht wegen einer Nichtigkeit schuldig fühlen, wegen einer minimalen Verzögerung in einem Augenblick, da es galt, ihr zu helfen und sie zu beruhigen, und weniger noch gegenüber einer beleidigten Unbekannten, sosehr sie auch glauben mochte, dass sie mich kannte und dass ich es war, der sie beleidigte. Sie balancierte, um sich den Schuh wieder anzuziehen, ohne mit dem bloßen Fuß den Boden zu berühren. Der Rock war ein wenig zu eng, um diese Prozedur erfolgreich durchführen zu können, ihre Füße hatten zu lange Knochen, und während sie es versuchte, rief sie nicht, sondern murmelte vor sich hin, wir können den anderen nicht unsere volle Aufmerksamkeit schenken, während wir versuchen, die Haltung zurückzugewinnen. Ihr blieb

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