Mein Herz springt (German Edition)
vorstellen.«
Wir nehmen beide einen Schluck Champagner zu uns.
»Dann komm‘ mit! Lass uns einen netten Platz sichern, bevor wie nehmen müssen, was übrig bleibt.« Torben winkelt seinen rechten Arm an und fordert mich dadurch schweigend auf, mich unterzuhaken. Ich komme dieser Aufforderung gerne nach und betrete an Torbens Seite den festlich geschmückten Festsaal.
Ich bin beeindruckt von dem feierlichen Ambiente. Die Tischlandschaft baut sich vor mir wie ein Lichtermeer mit Hunderten von Kerzen auf. 40 bis 50 runde Tische sind festlich mit weißen Decken behangen und nicht nur mit Tellern, Besteck und Servietten eingedeckt, sondern mit frischen Tannenzweigen und goldenen Sternen weihnachtlich verziert.
Die Eindrücke überwältigen mich. Torben dagegen scheint diese Art der Veranstaltung bereits als gewohnt wahrzunehmen. Entsprechend zügig fragt er mich: »So, Betty, du hast die Wahl: An welchem der vielen Tische sollen wir Platz nehmen?«
»Gute Frage«, antworte ich. »Lass uns doch noch ein bisschen durch die Tischreihen schlendern. Vielleicht kennen wir ja noch Leute aus dem Team.«
»Gute Idee. Geh‘ du voran.«
Ich löse mich aus Torbens Arm und bahne uns den Weg durch die Tischlandschaft. Ich höre, wie Torben hinter mir den einen oder anderen Gast begrüßt. Es ist die Feier seines Arbeitgebers. Sicherlich wird er viele aus der Belegschaft kennen. Zumal Torben ein offener, lustiger und zugegebenermaßen attraktiver Mann ist. Vom Erscheinungsbild erinnert er mich an Hugh Grant, den ich seit »Vier Hochzeiten und ein Todesfall« vergöttere. Mittelgroß, schmal, dunkles, welliges Haar und strahlend blaue Augen. Also eigentlich genau mein Typ.
Wir haben Glück. Der Spaziergang durch die Tischreihen belohnt uns. Im vorderen Drittel des Saales treffen wir auf vier weitere Teamkollegen. Ich freue mich so sehr über deren Anblick, dass ich, ähnlich begeistert wie bei Torben, sie zur Begrüßung in den Arm nehme. Torben reicht ihnen, sichtlich amüsiert über meine ihm etwas übertrieben wirkende Wiedersehensfreude gegenüber den Kollegen, zwinkernd die Hand.
»Dürfen wir uns zu euch setzen?«, frage ich höflich. Und ohne auf eine Antwort zu warten, rückt Torben den nächstenfreien Stuhl nach hinten, um mir den Platz anzubieten. Ich bin glücklich und zufrieden mit meinen Tischnachbarn. Es sind vertraute Menschen in meiner Umgebung. Ich fühle mich sicher. Jetzt kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen.
Die Unterhaltung mit den Kollegen kommt schnell in Gang. Es geht, natürlich, erst einmal um den Job. Nach ein paar Schluck Rotwein wechselt Torben das Thema. Vor uns auf dem Tisch liegen kleine weiße Zettel mit der Überschrift »Hitlist – Deine Wünsche an den DJ«.
»So, meine lieben Kollegen«, meint Torben, »damit die Party heute Abend ganz nach unseren Vorstellungen verläuft, sollten wir mal unsere Musikwünsche zu Papier bringen.«
Er verteilt die Kugelschreiber in der Mitte des Tisches.
»Während ich die Herren am Tisch eher als 80er-Jahre Hardrocker einschätze, stecke ich Betty in die moderne Elektro-Ecke.« Torbens Einschätzung erntet großes Gelächter am Tisch. Nicht einmal so sehr wegen der Elektro-Episode, eher aufgrund der Einordnung der introvertiert und etwas weltfremd wirkenden männlichen Kollegen am Tisch.
»Da Musikwünsche etwas im Inneren Verborgenes eines jeden Menschen widerspiegeln, sollte man sie, ähnlich wie Bundestagswahlen, anonym behandeln«, schlage ich vor. Auch aus meinem Bedürfnis, Nicht-Musikliebhaber, wie es die Kollegen sein könnten, vor zu viel Druck und womöglich alberner Kommentare meines Tischnachbarn zu schützen.
Alle stimmen lachend zu und konzentrieren sich auf das Blatt Papier.
Nach einem kurzen Gong von der Bühne, die noch feierlich in einen weinroten Samtvorhang eingehüllt ist, nehmen nun auch die restlichen Gäste ihren Platz ein. Ich werde wieder nervös. Torben und die anderen hatten mich durch ihre unterhaltsameArt abgelenkt. Der dumpfe Gong kündigt den Ernst des Abends an. Wo ist Hanno gerade? An welchem Tisch hat er Platz genommen? Wird er gleich auf der Bühne erscheinen? Ich trinke einen Schluck meines zweiten Glases Rotwein und schaue mich im Saal suchend um.
»Nach wem hältst du denn Ausschau?« fragt Torben. »Ich gehe fest davon aus, dass du heute Abend nur Augen für mich haben wirst.«
»Ach, ich schaue nur, ob noch andere Kollegen aus unserem Team da sind.«
»Soweit ich weiß, haben einige abgesagt. Es
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