Mein Herz tanzt Tango
stieg auf die Bühne. Dort übernahm er das Mikrofon von seinem Vater: „Alice Craigmoore.“
Ungläubige Blicke.
Leises Raunen.
Erstaunte Ausrufe.
Dann brach ein Beifall los, der beinahe die Wände zum Wackeln brachte.
Dalton warf seinen verblüfften Eltern einen entschuldigenden Blick zu und sagte leise: „Entschuldige bitte, Dad. Aber ich kann einfach nicht mit dieser Lüge leben. Wenn die Bank mich braucht, werde ich immer gerne aushelfen, aber ich kann dort nicht den Rest meiner Tage verbringen. Ich möchte der Kunst eine Chance geben und mein Glück damit versuchen. Alice ist bestimmt genauso qualifiziert als Präsidentin der Bank, und im Gegensatz zu mir will sie diesen Job auch. Meiner Meinung nach ist sie die perfekte Besetzung dafür.“
„Mein Sohn“, erklärte William Montgomery und klopfte Dalton überraschend freundlich auf die Schulter. „Ich bin stolz auf dich. Natürlich muss ich zugeben, dass ich auch etwas enttäuscht bin, aber es gehört ganz schön viel Mut dazu, sich hier auf die Bühne zu stellen und einen solchen Job abzulehnen. Wenn du dir also so sicher bist, dass dich etwas anderes glücklicher macht, dann will ich dir dabei nicht im Weg stehen.“
„Danke, Dad.“ Dalton war noch nicht ganz sicher, ob er seinen Ohren traute. „Es bedeutet mir sehr viel, dass du das sagst. Das hätte ich nicht erwartet.“
Inzwischen umarmte Daltons Mutter Alice, die frisch gebackene Präsidentin. Auch Alice hatte Tränen der Rührung in den Augen, doch sie lächelte und war um mindestens zehn Zentimeter gewachsen.
„Vielen Dank für diese freundliche Begrüßung“, sagte Alice in das Mikrofon. „Ich kann aufrichtig sagen, dass dies – von meinem Hochzeitstag und den Geburten meiner Kinder abgesehen – der schönste Tag in meinem Leben ist. Ich arbeite schon so lange bei dieser Bank, dass ich gar nicht mehr weiß, wann ich dort angefangen habe. Meine Mitarbeiter und die Mitglieder der Gründer- und Besitzerfamilie Montgomery stehen mir sehr nahe. Ich werde mein Möglichstes tun, um meine neue Aufgabe mit größter Loyalität und Integrität zu erfüllen.“
Für diese kurze Ansprache erntete Alice erneut herzlichen Applaus.
Dalton fühlte sich inzwischen wie auf einer Achterbahn der Gefühle. Er war erleichtert, dass sein Vater die Neuigkeit so gefasst aufgenommen hatte. Gleichzeitig freute er sich für Alice, die diesen Job wirklich verdient hatte.
Genauso wie er es wahrscheinlich verdient hatte, dass Anna und Rose seiner Einladung nicht gefolgt waren. Zumindest waren sie nirgends zu sehen. Er hatte Rose mit seiner Ankündigung verblüffen und sie danach mit Tanz, Champagner und ehrlich gemeinten Entschuldigungen zurückgewinnen wollen.
In den vergangenen Tagen hatte er mit erschreckender Klarheit realisiert, wie sehr er Rose und ihre Tochter liebte. Eine Liebe, die er so dringend brauchte wie die Luft zum Atmen. Rose und Carly hatten rein gar nichts gemeinsam. Das auch nur zu denken, war eine Beleidigung für Rose gewesen!
Plötzlich stand Alice wieder am Mikrofon. „Wie mein Vorredner William Montgomery heute schon gesagt hat, wollen wir heute nicht in die Vergangenheit, sondern nach vorne blicken. In diesem Sinne ist meine erste Amtshandlung als neue Präsidentin der First National Bank die zeitlich unbeschränkte Beurlaubung unseres Vizepräsidenten Dalton Montgomery. Wenn er einmal zu uns zurückkommen möchte, ist sein Büro immer für ihn frei. Aber …“
Alice schwenkte drei dicke Umschläge, die aussahen wie Reiseunterlagen eines Reisebüros. „Ich denke, ich habe hier etwas, was ihm vorerst lieber ist.“
Dalton stutzte. Was hatte Alice vor? Das gehörte nicht zum Plan!
„In diesen Umschlägen sind die Unterlagen für eine Kunstreise durch Europa. Für jene Anwesenden, denen das bisher vielleicht verborgen geblieben ist: Dalton ist nicht nur bei der Arbeit mit Zahlen, sondern auch mit Ton ein echter Künstler. Außerdem scheint er sich – nach geheimen Informationen, die mir zugespielt wurden – auch zu einem tollen Partner und Vater zu entwickeln. In diesem Sinne bitte ich Rose und Anna Vasquez zu mir auf die Bühne. Sie möchten Dalton nämlich eine Frage stellen.“
In Daltons Hals bildete sich ein riesiger Klumpen, und seine Knie fühlten sich an wie aus Kaugummi. Trotzdem blieb er tapfer stehen. Er konnte den Blick einfach nicht von den beiden Frauen seiner Träume abwenden. Kein Wunder, dass sein Dad die Neuigkeit so gut verdaut hatte. Anscheinend hatte
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