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Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition)

Titel: Mein Herz zwischen den Zeilen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult , Samantha van Leer
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meine. »Delilah, willst du mich heiraten?«
    »Was? Was! Was machst du denn da?« Sie stößt mich zurück, sodass ich hintenüberkippe. »Oliver, ich bin erst fünfzehn! Ich werde nicht heiraten, bevor ich nicht wenigstens meinen Schulabschluss in der Tasche habe!«
    »Wenn wir heiraten, kann ich dir alles kaufen«, locke ich sie.
    Sie steht resigniert auf. »Du verstehst das nicht.«
    »Ich dachte, du willst mit mir zusammen sein«, wende ich ein.
    Sie geht hinüber zum offenen Fenster wie Seraphima in der Schlüsselszene des Märchens. »In meiner Welt heiratet man nicht mit fünfzehn«, sagt sie. »Außer, man ist schwanger und in einer MTV -Show aufgetreten. Ich wünsche mir einen Freund, mit dem ich ins Kino gehen und Händchen halten und Witze machen kann, die keiner außer uns versteht. Ich will alberne Fotos mit meinem Handy schießen. Ich will zum Valentinstag eine Karte bekommen, die nicht von meiner Mutter ist.« Delilah blickt mich an. »Ich will ein richtiges Date mit dir.«
    »Ein Date? Du meinst, zum Beispiel … am ersten Donnerstag im Juli?«
    Sie lächelt. »So ähnlich. Das bedeutet, dass man zusammen irgendwas unternimmt und den anderen so ein bisschen besser kennenlernt.«
    Plötzlich kommt mir das Frühstück protzig vor, übertrieben, eine ganz dumme Idee. »Wir müssen nicht heiraten«, sage ich. »Das Einzige, was ich wirklich will, ist, mit dir zusammen zu sein.«
    »Dasselbe dachte ich auch von mir – aber nun stellt sich heraus, dass es nicht stimmt«, gesteht Delilah. »Ich will auch in meinem eigenen Bett aufwachen. Und Hosen tragen. Und – du meine Güte, ich kann kaum glauben, dass ich so etwas sage – zur Schule gehen.« Sie umschließt mein Gesicht mit den Händen. »Ich will, dass du Teil meines Lebens wirst. Aber es soll mein Leben bleiben.«
    Schuldbewusst gehe ich ein wenig auf Abstand. »Ich weiß, es ist alles meine Schuld. Aber als mir klar wurde, dass uns kein gemeinsames Leben bestimmt sein würde, konnte ich diesen Gedanken nicht ertragen …«
    »Stopp mal«, sagt Delilah. »Woher weißt du, dass uns kein gemeinsames Leben bestimmt ist?«
    Ich werde rot. »Als ich bei Orville war, habe ich in meine Zukunft gesehen«, flüstere ich. »Und du kamst darin nicht vor.« Ich zögere. »In dem Blick in die Zukunft, den er mir gewährt hat, habe ich ein anderes Mädchen gesehen.«
    »Du hast was?«, empört sich Delilah. »Wen denn? Seraphima?«
    »Also bitte. Igitt!«
    »Wen denn dann?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kenne sie nicht.«

    Delilah denkt darüber nach. »Die Zukunft entwickelt sich immer anders«, stellt sie fest. »Vor einer Woche hättest du dir mich in diesem Buch zum Beispiel noch nicht vorstellen können. Nach allem, was wir wissen, könnte deine Zukunft eine ganz andere sein, falls es Orville gelingt, mich mit einem Zauberspruch nach Hause zu schicken.« Sie ergreift meine Hand und zieht mich mit sich. »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
    Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, Orville flirtet.
    Ich habe den alten Kauz noch nie so flink auf den Beinen gesehen. Seit ich ihm Delilah vorgestellt habe, läuft er ständig rot an wie ein Schulmädchen, und er hat sie schon mit allen möglichen Zaubertricks beeindruckt: Er hat einen Molch verschwinden lassen, eine schwebende Geige herbeigezaubert, die von selbst spielt, und mit seinem neuesten Kunststück angegeben, einer Ente, die fließend Ungarisch spricht.
    Im Gegenzug erzählt Delilah ihm offenbar alles, was sie im Chemieunterricht gelernt hat. »Man mischt das Zink mit Natronlauge und erhitzt das Ganze bis zum Siedepunkt. Wenn man dann eine Kupfermünze hinzufügt, verwandelt sie sich zu Silber. Erhitzt man die Silbermünzen anschließend über einer Flamme, werden sie zu Gold.«
    »Alchemie!« Orville schnappt nach Luft.
    »Nein, eigentlich nicht. Zink und Kupfer verbinden sich zu Messing. Aber aussehen tut es trotzdem wie Gold«, erklärt sie.
    Stirnrunzelnd verschränke ich die Arme. »Wenn ihr beiden euch gründlich ausgetauscht habt, würde ich sehr gern noch einmal einen Blick in meine Zukunft werfen …«
    »Oh ja, natürlich«, sagt Orville. Er führt Delilah zu dem schwarzen Postament und holt diverse Glasfläschchen herbei. Dann schüttet er eine Mixtur in die Schale und beginnt rhythmisch zu rühren.
    Delilah und ich haben eine Art Plan entwickelt. Durch mein Experiment mit Pyro wissen wir, dass das kleine Buch, das ich bei mir trage – eine originalgetreue

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