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Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben (German Edition)

Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben (German Edition)

Titel: Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Hannawald
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hatten. Seine Besucher mussten erst mal die Schuhe gegen Pantoffeln tauschen, ehe sie in seine Wohnstube gebeten wurden. Wir hatten gerade Platz genommen, da schob er eine alte Kassette in den Rekorder, um uns einen Fernsehbericht des Hessischen Rundfunks aus dem Jahr 2002 vorzuspielen. Es lief ein etwa fünfminütiges Porträt über Erich Hilbig, über die »Skisprung-Wiege« Johanngeorgenstadts und die trostlose Abwärtsspirale. Und es ging um meine Rolle – als verlorenen Sohn. Zu bewegten Bildern kommentierte ein Sprecher, dass der »Schwarzwälder Bub« und »Jung-Millionär« wohl leider »seine alte Heimat« vergessen habe. Und Erich Hilbig sprach in die Kamera: »Ist ja alles kaputt hier oben. Kein Wunder, dass er sich nicht mehr blicken lässt.« Und er fügte in dem Filmbericht hinzu: »Die letzte Grußkarte von Sven kam aus Nagano, von den Olympischen Winterspielen, mit herzlichen Grüßen von Ihrem jungen Hüpfer. Seitdem nix mehr. Als wüsste er nicht mehr, wo er herkommt. Als hätte er uns vergessen.«
    Dann fragte mich Herr Hilbig: »Hast du uns vergessen?«
    Nein, natürlich nicht. Ich versuchte ihm die lange, die viel zu lange Funkstille zu erklären.
    Im Juli 2013 habe ich mit meiner Freundin Alena Gerber bei der SAT-1-Show »Mein Mann kann« gewonnen. Meine 25.000 Euro Siegerprämie sollen dem Nachwuchs des WSV 08 Johanngeorgenstadt zugutekommen.
    Die alte Welt lag weit hinter mir
    Für mich war die neue Welt im Westen anfangs so komplett neu und so spannend. Die alte Welt, das Erzgebirge, lag jetzt 600 Kilometer hinter mir. Ich wollte nicht mehr zurückschauen, sondern nur noch vorwärtsgehen. Natürlich war ich als Heranwachsender damals total mit mir selbst beschäftigt, und ich hatte nicht wirklich viel Zeit. Und wenn ich mal nicht mit Training & Co. verplant war, habe ich meine Eltern besucht, die in dieser Zeit schon in der Nähe von Augsburg lebten.
    Herr Hilbig zeigte Verständnis. Ich war wirklich erleichtert. Er holte uns Wasser und brachte eine grüne Mappe, in die er alte Aufzeichnungen, Dokumente und vor allem Zeitungsausschnitte abgelegt hatte. Es war ein gutes Gefühl, mich zusammen mit meinem ersten Trainer durch Erinnerungen zu blättern und alte Heldentaten aufleben zu lassen.
    Fingerzeig in der »Freien Presse«
    Wir fanden einen Artikel aus der »Freien Presse«. Titel: »Nächstes Ziel ist die KJS«. Es war ein Porträt über mich. In der Unterzeile hieß es: »Saison 1986/87 bescherte Sven reiche Medaillensammlung«. Ich las den vierspaltigen Artikel noch einmal. Der Redakteur, ein Dr. Volkmar Költzsch, lieferte einen akkuraten Bericht über meinen Status als hoffnungsvoller Zwölfjähriger: »Die Bilanz des Schützlings von Trainer Erich Hilbig im Bezirkstrainingszentrum Hans Friedrich der SG Dynamo Johanngeorgenstadt aus den vergangenen Wochen und Monaten kann sich wirklich sehen lassen. Bei den DDR-Meisterschaften der AK 12 in Pöhla begann er mit einer Goldmedaille im Mannschaftssprunglauf und einer Bronzemedaille in der Einzelwertung der Nordischen Kombination.
    Zwei Gold- und drei Silbermedaillen zur Bezirksmeisterschaft in den nordischen Skidisziplinen in Oberwiesenthal erkämpfte sich Sven ebenfalls. Dabei konnte er seine Vielseitigkeit in den Einzel- und Mannschaftswettbewerben sowohl in der Nordischen Kombination als auch des Spezialsprunglaufs unter Beweis stellen. Und daß er mit den Wettkampfanlagen in Oberwiesenthal ausgezeichnet zurechtkommt, dafür sind wohl die drei Goldmedaillen, die Sven von der DDR-Spartakiade 1987 mit nach Hause brachte, eine eindrucksvolle Bestätigung.«

    Vierspalter in der »Freien Presse«, Chemnitz (1987): Meine ersten Erfolge werden offiziell gewürdigt. Damals noch unter meinem Namen Sven Pöhler.
    »Sven kann ein ganz Großer werden«
    Der Journalist fasste zusammen: »Mit Eifer, Begeisterung und Trainingsfleiß kann Sven einmal ein ganz Großer in seiner Sportart werden. Sportfreunde wie Erich Hilbig, der zur Zeit etwa 20 Nachwuchsathleten der AK 10 bis 12 betreut, und viele andere Helfer, natürlich die Familie nicht zu vergessen, legen dafür schon heute die Grundlagen.«
    Und ich wurde auch in dem Zeitungsartikel der »Freien Presse« zitiert: »›Mit diesen Leistungen bin ich meinem Ziel ein großes Stück näher gekommen‹, berichtete mir der Schüler der 6. Klasse der Johanngeorgenstädter Erich-Weinert-Oberschule freudestrahlend. ›Ich möchte zur Kinder- und Jugendsportschule beim SC Dynamo Klingenthal.‹«
    Ein

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