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Mein irischer Held

Mein irischer Held

Titel: Mein irischer Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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Weile zurückzuziehen. Sie war wahrhaftig nicht in der richtigen Stimmung, um an einem fröhlichen Fest teilzunehmen. Am besten würde es sein, sich in der Nähe der Wand ein ruhiges Plätzchen zu suchen, um – von den anderen unbemerkt – weiterhin der Musik zu lauschen.
    In diesem Moment legten die Musikanten ihre Instrumente aus der Hand und begaben sich lachend und plaudernd zu ei nem der Tische, auf denen große Mengen appetitlich aussehender Speisen angerichtet waren.
    Dann wurde es plötzlich still im Saal. Eine Frau hatte begonnen, ein Stück auf der Harfe vorzutragen. Jetzt erhob sich die tiefe und klare Stimme eines Mannes. Er sang eine traurige Ballade über die unglückliche Liebe eines Hirten zu einem schönen Mädchen.
    Genevieve schloss die Augen, um sich besser auf die Melodie konzentrieren zu können. Es war so lange her, dass sie eine musikalische Darbietung genießen konnte. Hugh mochte es nicht, wenn jemand ein Instrument spielte oder gar ein Lied sang. Er hielt dies für Zeitverschwendung. Deshalb hatte er ihr auch bald nach ihrer Ankunft auf Rionallís erklärt, dass sie seine Männer nicht mit Musik von ihren Pflichten ablenken dürfe.
    Als der letzte Ton der Harfe verklungen war, berührte jemand Genevieves Schulter. Sie zuckte zusammen und riss die Augen auf.
    Vor ihr stand nicht, wie sie gehofft hatte, Bevan, sondern ein rothaariger Mann mit dichtem Bart. „Ich habe Euch noch nie hier gesehen“, begrüßte er sie auf Gälisch. „Ich hoffe, es gefällt Euch auf Laochre. Habt Ihr Lust, mit mir zu tanzen? Ihr seid sehr hübsch.“ Sein Blick drückte Bewunderung aus.
    Genevieve schüttelte den Kopf. „Danke, aber ich … tanze nicht.“
    „Dann solltet Ihr es lernen!“ Er strahlte sie an, griff nach ihrer Hand und versuchte, sie auf die Tanzfläche zu ziehen. „Ich heiße Seán.“
    Sie bemühte sich, ihm ihre Finger zu entziehen. Doch es wollte ihr nicht gelingen, obwohl Seán sich keine besondere Mühe zu geben schien, sie festzuhalten. „Bitte“, sagte sie, „ich möchte nicht tanzen.“
    Ein zweiter Mann gesellte sich zu ihnen. Er war groß, breitschultrig und trug ebenfalls einen Bart. „Wir können beide mit ihr tanzen, Seán“, meinte er grinsend. „Anschließend kann sie zwischen uns wählen.“ Er legte Genevieve den Arm um die Taille.
    Angst stieg in ihr auf. „Lasst mich los“, drängte sie. „Bitte!“
    Aber die beiden lachten nur und zogen Genevieve mit sich auf die Tanzfläche. Der Rothaarige begann, sie herumzuschwenken. Eine seiner Hände hatte er dabei auf ihre Rippen gepresst, Genevieve musste einen Schmerzensschrei unterdrücken.
    Unerwartet gab er sie auf einmal frei. Auch sein Freund machte einen Schritt zurück. Bevan war zwischen die Männer getreten. Drohend ließ er den Blick zwischen ihnen hin- und herwandern. „Niemand fasst sie an!“
    Sie zuckten die Schultern und verschwanden in der Menge.
    „Haben sie Euch wehgetan?“, erkundigte Bevan sich sichtlich besorgt.
    „Sie haben mich nicht ernst genommen, als ich sagte, ich wolle nicht tanzen“, beruhigte sie ihn. „Weiter ist nichts geschehen.“
    „Alle hier sollten wissen, dass man eine Frau zu nichts zwingen darf“, stellte Bevan erregt fest. „Ich werde mich darum kümmern, dass sie es nicht noch einmal tun.“
    „Nein, nein“, widersprach Genevieve. „Ich bin sicher, sie hatten nichts Böses im Sinn.“ Sehnsüchtig schaute sie in Richtung der ruhigen Ecke, in der sie sich zuvor aufgehalten hatte.
    Bevan begriff sofort. Er führte sie aus der Mitte der tanzenden und lachenden Menschen fort und blieb dann einfach bei ihr stehen. Er berührte sie nicht, er sprach aber auch nicht mit ihr. Nach kurzer Zeit gelang es ihr, sich zu entspannen. Als wenig später die Harfenistin wieder zu spielen begann, huschte ein Lächeln über Genevieves Gesicht.
    Erst als das Stück endete, fragte Bevan: „Ihr hört gern Musik?“
    „Ja.“
    Eine neue Melodie erklang. Und dann spürte Genevieve, wie Bevan seine Finger leicht auf ihre legte. Sie wehrte sich nicht, obwohl sie wusste, dass es besser gewesen wäre, wenn sie ihm nicht gestattet hätte, sie anzufassen. Seine Nähe bewirkte, dass ihr heiß wurde.
    Irgendwann umschloss er ihr Gesicht sanft mit den Händen. „Man sieht diesen blauen Fleck gar nicht mehr“, stellte er fest.
    „Isabel hat ihn mit einer Salbe abgedeckt.“
    Bevan begann, mit ihrem Haar zu spielen, das sie, auf Isabels Vorschlag hin, nach irischer Sitte offen und ohne Schleier

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