Mein ist dein Herz
fühle mich wie vor den Kopf gestoßen.
Mein anfängliches Gestotter stelle ich in dem Moment ein, als mir klar wird, dass ich so oder so keinen anständigen Satz zusammenbekommen werde. Allerdings hat Sean so lange nicht mehr locker gelassen und mich mit seinen Fragen gelöchert, bis wir bei mir zuhause angekommen sind und ich ins Bad geflüchtet bin.
Nun sitze ich mit angezogenen Beinen auf dem geschlossenen Toilettendeckel, schaue aus dem Fenster und puste den Rauch meiner Zigarette dem starren Blick hinterher.
Eigentlich wollte ich auf der Basis dessen, dass ich das letzte Wochenende rauchfrei verbracht habe, meiner Sucht entsagen, steckte mir jedoch viel zu schnell eine an, nachdem mir die Einsamkeit am Abend auf die Pelle rückte.
Ich gebe es ja zu, Jane Bears ist ein Schwächling. Das ist zumindest mein Empfinden, wenn jeder Versuch meiner Abhängigkeit ein Ende zu setzen missglückt. Es tut allerdings zu gut, seine Nervositäten in Rauch aufgehen zu sehen, um dieser Art von Entspannung den Rücken zuzudrehen ...
»Kann ich rein?«, höre ich Sean fragen. Ihm muss wohl aufgegangen sein, dass ich mich hier lediglich verschanze und somit vor einem Gespräch drücke.
Mir braucht auch niemand zu sagen, dass mein Benehmen lächerlich ist. Die glühenden Wangen sprechen für sich.
Mein Blick schweift zur Tür, die sein Klopfen ebenso wiedergibt, wie ich es empfinde. Vorsichtig und leise. Und das ist auch der Augenblick, an dem ich mir nichts sehnlichster wünschte, als ein angstfreies Bewusstsein. Diese Ängste sitzen allerdings dermaßen tief in mir drinnen, dass meine Hoffnung auf eine Heilung, einem Weiberhelden ähnlich, längst die Kurve gekratzt und sich nie wieder bei mir gemeldet hat.
Der Gedanke an eine Gegenüberstellung behagt mir nicht, dennoch bleibt mir nichts anderes übrig, außer ein »Ja« zu krächzen und den abgebrannten Stummel durch eine neue Zigarette auszutauschen.
Sean betritt das Bad, rümpft sogleich die Nase, behält aber seine Meinung zu dem sich ihm bietenden Bild vorerst für sich und nimmt gegenüber von mir auf dem Badewannenrand Platz.
Seinen Grobstrickpullover, den ich vorher an ihm gesehen habe, hat er wohl abgelegt. Nun ist es ein schwarzes langarmiges Shirt, das sich an seinen schönen Oberkörper schmiegt und dessen Ärmel er in einer nur ihm gegebenen Eleganz bis zu den Ellbogen hochschiebt.
»Ich will aus Ihnen schlau werden, Miss Bears!«, gesteht er. »Und seit wann rauchst du eigentlich?«
»Seit ich sechzehn bin!«, kommt bei mir wie aus der Pistole geschossen.
»Die ganze Zeit über ...?«
»Eigentlich schon.« Er fährt sich grübelnd über das Kinn und nimmt mir dann die Zigarette aus der Hand.
Obwohl ich zunächst protestieren möchte, blende ich diesen Wunsch aus.
»Was war dann letztes Wochenende? Da hast du nicht geraucht ...«
»Mir war nicht danach ...«
»Und jetzt ist dir danach?«, fragt er, zieht kräftig an der Zigarette und unterdrückt den aufkommenden Husten, indem er die Luft anhält.
Welch Irrsinn!
Im Zuge dessen, dass er seine Tat wiederholt, ohne vorher auszuatmen, setzt er in meinen Augen auch noch eins drauf. Ich befürchte sogar für einen Moment, dass er gleich nach hinten umkippt. Diese Angst erweist sich aber zum Glück als unberechtigt, weil er nun wie ein ›echter‹ Raucher ein und ausatmet, sich einen letzten kräftigen Zug genehmigt und mir die halbaufgerauchte Zigarette zurückgibt.
»Was war denn das?«, frage ich und deute auf den verrauchten Stängel.
»Kennst du den Vergleich, dass es für einen Nichtraucher genauso unangenehm ist, einen Raucher zu küssen, wie es unangenehm wäre, wenn man einen Aschenbecher auslecken müsste? Abgesehen davon, dass ich andere Bereiche viel lieber mit meiner Zunge beehre, will ich dich nachher noch küssen und musste deswegen lediglich für faire Verhältnisse sorgen.«
Der Klassiker!
Und dennoch ...
Finde nur ich, dass seine Antwort süß, anzüglich und herb zugleich ist? So Seantypisch, eben!?
Wie dem auch sei, diese Erklärung löst den größten Teil meiner Nervosität auf und sorgt für eine Anspannung in den Regionen, wo ich diese weitaus lieber empfinde.
»Hast du früher mal geraucht?«, frage ich.
»Ja ... ein paar Jahre lang, bis ich eine Lungenentzündung hatte, die eine Bronchitis hinterlassen hat und mein Arzt mir nochmaligen Kontakt mit den Glimmstängeln und qualmenden Leuten verboten hat.«
Autsch! Das war wohl ein Wink mit dem meterhohen
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