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Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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einem Mann. Wer ihm begegnete, sah nur das Äußere und machte sich nicht mehr die Mühe, hinter die Fassade zu blicken.
    Hatte Elvira das jemals getan?
    Vermutlich nicht.
    Was würde sie sagen, wenn er ihr das mit dem Teddy gestand?
    Donald, der weder trank noch rauchte, gehörte nicht zur Sorte kaputter Bullen, sondern war ein Mann, der sich selbst und seinen Job ernst nahm.
    Dennoch war er ein einsamer Mann. Einer, der sich lieber im Büro aufhielt, als zuhause, wo alles still und ruhig war.
    Auch heute Abend.
    Ruhende Telefone. Leere Büros.
    Er saß vor dem Computer und knabberte einen Salat, den er sich von McDonald geholt hatte. Immer wieder sah er sich die unterschiedlichen Filme vom Alexanderplatz an.
    » Auch ihr würdet den letzten Knopf drücken!«
    Was meinte der Mörder damit? Was verbarg sich hinter diesem mysteriösen Knopf? Und warum weinte die Frau mit dem Kopftuch?
    Donald seufzte, als er hinter sich Schritte hörte.
    Er drehte sich auf dem Stuhl um.
    Elvira.
    »Du hier?«, fragte er erstaunt.
    »Du auch noch?«
    »Mir geht so vieles durch den Kopf«, antwortete er.
    »Und bist du weitergekommen?«
    »Kein bisschen.«
    »Dann geh nach Hause und schlaf dich aus. Du siehst müde aus.«
    Wie gerne hätte er sie gefragt, ob sie mit zu ihm kam. Wie gerne würde er sich an sie schmiegen, ihre Haut atmen, sie küssen und schließlich zwischen ihren schweren Brüsten wegschlummern.
    »Warum glaubst du, ich könne den Mann fassen? Du hast eine große Abteilung bester Leute.«
    Sie lächelte und lehnte sich an einen Aktenschrank. »Du bist ein harter Kerl. Und du bist ein heller Kopf. Was du in Dortmund geleistet hast, spricht für dich.«
    »Sagt das meine Vorgesetzte oder die Frau, mit der ich hin und wieder schlafe?«
    »Das sagt eine Frau, die dich kennt. Konzentriere dich auf das, was du willst, und du bekommst es. So war es doch immer, auch damals, als wir noch zusammen Dienst taten.«
    Also konzentriere ich mich auf dich und ich bekomme dich?
    Donald grinste schräg. »Danke für die Blumen.« Kannte sie ihn wirklich so wenig oder nutzte sie ihn für ihre Zwecke aus?
    Ihre Blicke trafen sich.
    »Kannst du dir eigentlich vorstellen, dass einer wie ich mit einem Teddy im Bett schläft?«
    Sie zog die feingeschwungenen Brauen hoch. Dann runzelte sie Stirn. Ihre Lippen kräuselten sich. »Wie immer ein Witzbold.«
    Er rieb sein Kinn. Es wurde Zeit, dass er sich rasierte. Hatte er zuletzt vor vier Tagen gemacht.
    »Na ja, man wird ja wohl noch Scherze machen können. Ist ein Teddy mit einem Messer in der Brust, damit ich nie vergesse, warum ich diesen Job mache.«
    Sie lachte verlegen, dann erleichtert. »Und hat dir dein Teddy schon einen heißen Tipp gegeben?«
    »Noch nicht, aber das wird geschehen.«
    »Und was macht dich so sicher?«
    »Mein Teddy ist mein Freund. Er lässt mich nie im Stich.«
    »Dann mach nicht mehr so lange. Er wartet auf dich. Schlaf gut.« Sie drehte sich um und ging hinaus.
    Er blickte ihr nicht hinterher.

34
     
    Alexanderplatz!
    Dejá vù!
    Graues Wetter. Nur wenige Gäste im Café King . Und niemand, der sich an Max störte oder ihn wahrnahm. Lag es daran, dass die meisten Besucher Touristen waren, vielleicht aus anderen Ländern, die nicht wussten, was hier vor wenigen Tagen geschehen war?
    Lena hoffte es, denn dann war Max sicher.
    Inzwischen bereute sie es, ihn zu einer weiteren Tat motiviert zu haben.
    Hat er es nicht selbst gewollt?
    Trage ich dafür die Verantwortung?
    Sie nestelte den Camcorder aus ihrer Handtasche, ein unscheinbarer Lederbeutel ohne Marke. Sie legte das Gerät auf ihre Oberschenkel und wartete darauf, dass Max aufstand. Er würde es heute genauso tun wie vor einer Woche. Vermutlich suchte er jetzt schon sein Opfer. Er würde keinen jungen Menschen töten. Erstens hatte dieser sein Leben noch vor sich, zweitens konnte es sein, dass sich ein junger Mann wehrte. Frauen waren sowieso tabu.
    Menschen, die aus der U-Bahn-Station strömten. Runter und rauf!
    Lena war nervös. Ihre Hände zitterten, und obwohl es kühl war, rann ihr fettiger Schweiß über den Rücken.
    Bitte pass auf, Liebster!
    Max erhob sich. Seinen Tragebeutel, in dem sich das Messer befand, drückte er an seine Hüfte. Er legte einen Geldschein neben seine Tasse und ging auf den Platz hinüber zu den Bänken. Wie beim letzten Mal trug er Handschuhe. Dort saßen zwei ältere Männer und eine junge Frau.
    Lena schloss die Augen, denn ihr wurde schwindelig, dann riss sie sich zusammen und

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