Mein ist dein Tod
verhaften«, sagte Lena tonlos. »Ich will das nicht.«
» Kommen Sie!«
» Nein, das tust du nicht!«, rief Max und war fast bei ihnen. Sein Gesicht war weiß und flach. Seine Augen spuckten Zorn, seine Lippen waren von den Zähnen gezogen, was hässlich aussah. Er stieß zwei Stühle zur Seite und Lenas Glas kippte um. »Du nimmst mir nicht meine Frau.«
» Verschwinde!«, rief der alte Mann. »Hau ab in die U-Bahn, sonst ist es zu spät.«
Und er hatte Recht. Im Gegensatz zur letzten Aktion waren die Menschen auf dem Alexanderplatz gewillt, den Täter zu stellen, vielleicht, weil Max unsicher wirkte. Sein tapferes Charisma war ihm abhanden gekommen.
Instinktiv warf Lena die Kamera in ihre Handtasche und stolperte im festen Griff des Alten weg von Max. Nur wenige Schritte, dann versuchte sie, sich erneut von ihm zu lösen. Sie wollte bei Max bleiben.
» Du nimmst sie mir nicht weg!«, brüllte Max.
Der Alte blieb stehen und sagte ganz ruhig: »Du hast noch eine Minute, um zu verschwinden. Vielleicht noch zwei. Sonst kriegt dich die Polizei.«
Max blickte sich um, sicherte wie ein verfolgtes Tier.
»Bleibe bei mir, Lena.«
» Ja, ich will.«
» Dann tue es.«
» Ich will, aber ...«
» Wenn du mit ihm gehst, bringe ich dich um. Ich schwöre es. Ich bringe dich um!«
» Aber ...«
» Lass sie!«, schnauzte der Alte.
» Ich habe ihr vertraut«, sagte Max weinerlich.
» Ich komme zurück«, sagte Lena.
» Nein, du bleibst!«, fluchte Max unversehens. Er hob das Messer, mit dem er dem Greis ein Ohr abgeschnitten hatte. Die Klinge war blutig. Es wies mit der Spitze auf Lena. »Du gehst nicht, Lena!« Diese Worte sprangen auseinander wie splitterndes Eis. »Du gehst nicht. Du bist mein Ding. Du gehst nicht!«
» Hören Sie ihn?«, fragte der Alte. »Begreifen Sie?«
Mein Ding!
Lena begriff gar nichts, nur dass ihnen allen die Zeit davonlief, denn der Greis kreischte erbärmlich, was die Passanten und die Gäste des Cafés aufbrachte.
» Du gehörst mir«, ächzte Max. Seine Augen glühten. »Und wenn du gehst, töte ich dich. Du wirst nie wieder ruhig schlafen können, Lena. Ich werde dich finden.«
Seine Worte trafen sie mit der Wucht eines mentalen Tsunamis. Tonlos schrie sie in sich hinein, sicher, sich verhört zu haben. Hatte sie nicht.
»Kommen Sie, bitte. Es wird alles nur noch schlimmer«, sagte der Alte und zerrte an ihr.
Max sah aus wie ein Wahnsinniger. »Wenn du mit ihm gehst, töte ich dich!«
Sein Mund öffnete und schloss sich, dann rannte er davon, schnappte auf dem Weg seine Umhängetasche, ohne den heulenden Greis zu beachten , und verschwand in der U-Bahn-Station.
Lena wirbelte herum, versuchte , sich aus dem erstaunlich festen Griff des Alten zu lösen, und starrte ihn an. »Was soll das? Was wollen Sie von mir?«
» Das werde ich Ihnen erklären. Aber zuvor kommen Sie mit mir. Zwei Straßen weiter wartet mein Auto. Vertrauen Sie mir. Bitte! Sonst wandern Sie ins Gefängnis.«
Sie begriff, dass sie keine Chance hatte, wollte sie nicht Opfer der Polizei werden , und folgte dem Mann.
35
Donald Stark blickte auf die Bilder der Überwachungskameras, die den ganzen Alexanderplatz observierten.
» Ich weiß nicht, was ich über den Mann denken soll. Entweder er ist ein Idealist oder ein Verrückter. Er hat tatsächlich versucht, seinen Mord zu wiederholen, und das an gleicher Stelle. Und ich wette, wäre ihm nicht dieser alte Mann dazwischen gekommen, hätte er wieder den Platz als Sieger verlassen.«
Elvira Kreidler verbarg ihr Gesicht in den Händen. Sie hob ihre Ellenbogen von der Tischplatte und blinzelte Donald an, als hätte sie geweint. »Dieser Mann wird immer populärer. Inzwischen werden Politiker in Karikaturen mit diesem Kinderschänderbart gezeigt, und jeder weiß sofort, was gemeint ist. Oder man stellt Greise dar, die dieser Mann tötet, und schreibt, dass Mister Null das Rentenproblem löse. Anstatt ihn zu hassen, lieben ihn die Leute. Andauernd wird das im Fernsehen gezeigt. Was ist schon ein abgeschnittenes Ohr, wenn es uns unsere Unzulänglichkeit zeigt? Ich frage mich, warum uns unsere Schwächen so amüsieren. Stattdessen könnten wir sie abstellen und besser werden.«
Donald lächelte. Das waren die Momente, in denen er Elvira umso mehr liebte. Schwächen abstellen. Ja, das gefiel ihm. Das war konstruktiv, nicht angepasst.
»RTL oder VOX zeigen das, und die sind nicht der Maßstab«, sagte er stattdessen.
» Aber das sind die Sender, die dem Volk
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