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Mein ist der Tod

Mein ist der Tod

Titel: Mein ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Heidenreich
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machte eine verscheuchende Handbewegung, und der Läufer setzte seinen Weg fort.
    Erst als der KTU-Assistent Klaus Gröber Michaela Bossi zum Boot rief, entzog die Chefermittlerin Swoboda ihre Hand.
    Wir haben übrigens Saskia Runges Anrufe ausgewertet. Kein Hinweis.
    Aber ich habe sie kurz vorher noch telefonieren sehen!
    Prepaid. Empfänger heißt Wolf Böser. Falscher Name, tote Nummer. Vielleicht ein Date. Vielleicht auch was ganz anderes.
    Sie ging zum Tatortteam und gab die Anweisungen, die alle längst erwartet hatten. Sie sprach unnötig laut.
    Ich will, dass ihr mit dem großen Programm arbeitet, ich will wissen, ob er den Kopf geküsst hat, ich will, dass Spermaspuren gesucht werden, ich will jedes Stäubchen und Härchen und Schüppchen, Flusen, Fett, die gesamte Haut nach fremder DNA, ich will an diesem Kopf das komplette Täterprofil lesen. Und ich will das Wundrandprofil abgeglichen wissen, vielleicht kriegen wir den Schwertschliff oder sogar die Legierung oder sonst was raus.
    Gröber, der sie um einen halben Meter überragte und gerade noch in die XXL-Ausführung des Polypropylenanzugs mit Kapuze und Gummizug rund um sein rotes Gesicht passte, gab zu bedenken, dass der Kopf von Saskia Runge bereits seit Tagen im Bilgewasser des Kahns gelegen und zahllosen Insekten ausgesetzt gewesen sei.
    Dann will ich jeden Milliliter von diesem Wasser im Kahn analysiert haben und von jedem verdammten Insekt die Adresse!
    Sie schnappte nach Luft, und auf einmal wurden ihr die Beine weich, sie streckte den rechten Arm aus, als bäte sie um eine Zigarette, und sank mit einer zierlichen Drehung zu Boden; ein altmodisches Verhalten, das ihr keiner zugetraut hätte. Der lange Gröber konnte, vollkommen überrascht, gerade noch verhindern, dass sie auf der Wiese aufschlug.
    Entschuldigung, sagte sie leise.
    Swoboda kam hinzu. Sie saß in ihrer offenen, roten Lederjacke in einer Haltung vor ihm, zu der ihm das Wort anmutig einfiel. Er sprach es nicht aus.
    Was ist los? Bist du okay?
    Sie schüttelte den Kopf.
    Ich muss wohl gestolpert sein.
    Helfen Sie, sagte er zu dem Assistenten, wir bringen sie in mein Auto. Ich kümmere mich um sie.

TAGEBUCH

    Ich liebe diese Naturfilme! Schilf und Boot, Trauerweide über dem rollenden Kopf – gibt es sanftere Bilder?
    Leider war die Zeit zu kurz, den Ton richtig zu bearbeiten, natürlich hätte ein anschwellender Insektenchor dem Ganzen mehr Bedeutung und Volumen verliehen.
    Doch wenn es um die Ausmerzung des Bösen geht, kann man nicht jede Feinheit berücksichtigen. Schließlich muss ich so handeln, dass die Bullen, die nichts von der Schlange wissen, mich weiter gegen sie kämpfen lassen. Sie halten mich für einen Mörder.
    Alles, was ich für sie tun kann, ist, sie auf die Spur zu lenken. Auf Dantes Wege. Wenn sie ihn lesen, werden sie erfahren, worum es geht. Er kann es besser erklären als ich.
    Dennoch tut es mir leid, seine Verse wie Perlen vor die Säue zu werfen.
    Ich habe gesehen, dass eine Frau bei der Polizei, sie trug Rot!, auf die Wiese sank. Hielt den Anblick nicht aus. Daraus sieht man, dass die Polizei keine Ahnung vom Bösen hat.
    Ich empfand eine tiefe Freude, als ich den Kopf filmte, wie er im Boot herumkullerte, ich hätte beinahe laut gejubelt!
    Ich konnte sogar hören, wie der Kopf um seine Füße bettelte.

X

    Die Auferstehung des Leibes

    DASS UM DEN FISCHERBRUNNEN AM HEISEPLATZ in der Zungerer Neustadt Hunde streunten und schnüffelten, war nicht ungewöhnlich. Doch an diesem sonnigen, kühlen Morgen, es war noch nicht zehn, fiel auf, dass ein Mann Mühe hatte, seinen hechelnden American Staffordshire Terrier unter Kontrolle zu halten. Trotz gerichtlicher Auflage, dass diese Kampfmaschine einen Maulkorb zu tragen hatte, lief Thor, wie der arme Hund hieß, mit offenem Maul und schlappenden Lefzen um die Brunnenschale, sprang immer wieder hoch, verbiss sich im Rand des Sandsteinbeckens und ließ jaulend los. Offensichtlich verstand er die Unverträglichkeit von Stein und Zahn nicht.
    Conan, sein Herrchen, dreiundzwanzig, der mit bürgerlichem Namen Falk Bürklein hieß, Zeitungsausträger, zur Zeit jedoch arbeitslos und bei seinem Vater in der Laubenkolonie am Rand der südlichen Gemeindeteile an der Mahr untergekommen, bemühte sich, seinen Thor zu mäßigen, was ihm schwerfiel, weil der Hund nach allem schnappte, was sich ihm näherte, und weil Falk Bürklein, der sich gern Conan nennen ließ, ein eher schmächtiger Mann von Einsneunundsechzig

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