Mein ist der Tod
Eben!
Frau Bossi bringt immer Ergebnisse.
Wie auf sein Stichwort vibrierte Törrings Telefon, und Michaela Bossi teilte mit, dass sie in fünf Minuten mit einer Zeugin eintreffen werde.
Sie betrat zusammen mit einer jungen Frau, die ebenso enge Jeans trug wie sie selbst und einen guten Kopf größer war, das Konferenzzimmer im Präsidium am Burgweg und stellte ihre Begleiterin als Aminata aus London beziehungsweise Gambia vor.
Ich weiß, es ist ungewöhnlich, aber ich werde meine Zeugin später um ihre Anwesenheit bei unserer Sitzung bitten, wenn Sie einverstanden sind. Bernd Viereck taxierte Aminata. Sie gefiel ihm, die rotblonden Locken, die bis auf den Kragen der grünen Fleecejacke fielen, umrahmten ein gelöstes, ebenmäßiges Gesicht.
Ist das okay?, fragte Bossi.
Kriminalrat Klantzammer hatte nicht den Eindruck, er habe etwas zu genehmigen, nickte nur, deutete auf die freie Seite des Tisches und setzte sich. Viereck erhob sich, schob für Aminata einen Stuhl zurecht und betrachtete ungeniert ihre Figur. Törring schien mit der Anwesenheit der Unbekannten nicht einverstanden zu sein und starrte sie an.
Aminata?, fragte er.
Aminata nickte. Sie begriff sofort, dass er sie lieber ausgeschlossen hätte, und lächelte.
Im Übrigen, fuhr die Chefermittlerin des BKA fort, bitte ich darum, Herrn Ex-Kriminalhauptkommissar Swoboda künftig an unseren Sitzungen bezüglich der Fälle Runge, Paintner, Jökulsdóttir teilnehmen zu lassen. Er ist unser einziger und wichtigster Zeuge.
Das ist gegen jede Vorschrift, sagte Klantzammer, ich schätze ihn sehr, wie Sie wissen, aber es würde uns auch nicht gelingen, ihn herzuholen. Er ist, soweit ich weiß, heilfroh, diese Räume für immer verlassen zu haben.
Sie nickte, auch Törring nickte, ebenso nickten Viereck und Sibylle Lingenfels.
Da sich offenbar alle einig sind, werde ich es selbst unternehmen, ihn zu informieren. Ich muss betonen, dass alles, was ich Ihnen über den Ötzi-Fall mitteile –
–, der Geheimhaltung unterliegt, fiel Klantzammer ihr ins Wort. Das ist für uns selbstverständlich, Frau Kollegin.
Gut zu wissen. Dann kann ich Ihnen ja sagen: Das BKA steht in diesem Fall unter Anweisung des Innenministers, der wiederum dringenden Wünschen des Verteidigungsministeriums folgt. Das will offenbar über jede Erkenntnis in dieser Angelegenheit informiert werden. Fragen Sie mich nicht, ich weiß auch nicht, wer da wo gedreht hat, jedenfalls habe ich die Direktive. Dies alles ist nie gesagt worden, klar?
Törring mischte sich ein.
Aber die Sache ist schon bei der Staatsanwaltschaft. Frau Freya Paintner hat Anzeige gegen ihre beiden Brüder erstattet, die angeblich in Gemeinschaft mit ihrem Vater den Kriegsgefangenen Yoro Mboge im März 1945 vorsätzlich getötet haben.
Das ist mir bekannt. Darf ich fortfahren?
Ihr freundlicher Ton war von einer Sachlichkeit getragen, die keinen Zweifel an der Position ließ, aus der sie sprach. Das Bundeskriminalamt hatte sowohl den Fall des Ötzis von der Nelda als auch in Amtshilfe die Frauenmorde übernommen, solange die Möglichkeit bestand, dass sie mit dem toten Tirailleur Senegalais in Zusammenhang standen.
Auch wenn die Chefermittlerin es nicht aussprach: Klantzammer war klar, dass im Verteidigungsministerium offenbar kein erhöhtes Interesse daran bestand, den Fall eines französischen Kriegsgefangenen an die große Glocke zu hängen. Er konnte sich vorstellen, dass Veteranenverbände in Frankreich nicht ruhen würden, bis ihre Regierung nachfragte. Er wunderte sich nur darüber, das seine Kollegin vom BKA diese Vorgehensweise akzeptiert hatte.
Sie verstehen, fuhr Michaela Bossi fort, dass wir die Ermittlungen nicht voneinander lösen können: Neben seiner Leiche lag der Kopf von Nína Jökulsdóttir. Unter den ermordeten Frauen befindet sich die Enkelin und Nichte der verdächtigten Täter im Fall Mboge: Iris Paintner. Vorerst werden die Fälle im Zusammenhang behandelt, so lange wir nicht wissen, ob es sich vielleicht nur um eine zufällige Koinzidenz handelt.
Legen Sie Wert auf den Stand unsere Ergebnisse?, fragte Klantzammer mit der leisen Stimme, für die er im Präsidium bekannt war, wenn er sich ärgerte.
Sehr, antwortete sie sofort. Ich bin aber gern bereit, Ihnen zuerst unsere Erkenntnisse mitzuteilen.
Aminata versuchte, mit ihrem Crashkurs-Deutsch zu folgen und scheiterte. Außer dem Namen Yoro Mboge hatte sie kaum etwas verstanden und mehr auf Mimik und Gestik der Sprechenden
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