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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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dunkelblauer Lieferwagen. Die
Fahrertür stand offen, und der Fahrer kauerte hinter dem
Lenkrad und stierte ins Leere, während er auf den Nägeln
herum kaute. Die Innenbeleuchtung des Sprinters ließ sein
schmales Gesicht blass erscheinen. Franka schätzte ihn auf
Ende dreißig, konnte aber aufgrund der Sichtverhältnisse
auch irren. Am anderen Rand des Parkplatzes parkte ein dunkles
Sportcoupe, das Franka bei näherem Hinsehen als VW Eos
erkannte. Beide Türen standen weit offen, und ein Kollege der
Kriminalwache war gerade damit beschäftigt, leistungsstarke
Scheinwerfer aufzustellen. Am Tatort herrschte die übliche
Hektik, mit der Ausnahme, dass die Kollegen des Streifendienstes
sich nicht mit Horden von Schaulustigen herumärgern mussten.
Die Kollegen der Spurensicherung waren erst wenige Minuten vor
Franka und Micha angekommen und klappten ihre Koffer auf. Ein wenig
überrascht stellte Franka fest, dass Bernd Krüger in
dieser Nacht Dienst hatte. Er zwinkerte ihr unauffällig zu,
während er in den faserfreien weißen Overall
schlüpfte. Lars Ricken klappte bereits die Alukoffer mit der
Ausrüstung auf und machte sich ans Werk.
    »Wo ist denn
Zielke?«, fragte Franka, die den älteren Kollegen nicht
sehen konnte.
    »Er ist bei
Baumanns Leiche«, murmelte Krüger. »Was für
eine Nacht. Mich haben sie aus dem Urlaub geholt, weil hier die
Hölle los ist. Ich werde später auch noch zu der alten
Fabrik rüberfahren und sehen, dass ich Werner helfen
kann.«
    »Schön,
dass du wieder da bist.«
    Nun lächelte er,
und seine strahlend blauen Augen blitzten. »Danke, finde ich
auch.« Dann deutete er mit dem Daumen auf den Tatort.
»Davon mal abgesehen.«
    »Hm.«
Franka nickte und schob sich die warme Mütze
zurecht.
    »Wir sollten mal
was trinken gehen, wenn das hier alles vorbei ist. Es gibt viel zu
erzählen.«
    »Dann tun wir
das.« Franka nickte.
    »Versprochen?«
Krüger legte den Kopf schräg, und Franka spürte,
dass ihm tatsächlich viel daran gelegen war, mit ihr
auszugehen.
    »Franka - kommst
du?«, rief Micha von hinten. Sie wandte sich um und ging zu
Micha.
    Ein Kollege der
Kriminalwache, den sie nur vom Sehen kannte, nahm Franka und Micha
in Empfang und berichtete ihnen, was er wusste. »Der Fahrer
des blauen Sprinters hat die Leiche gefunden«, erklärte
er in sachlichem Tonfall und deutete mit dem Kinn auf den
Lieferwagen. »Er hat hier zu einer Pinkelpause angehalten.
Der abgestellte VW kam ihm merkwürdig vor, und so begab er
sich zu dem Wagen und entdeckte darin die Tote. Sie ist schrecklich
entstellt. Der Mann hat sich auf der Stelle übergeben, dann
über den Notruf die Streife über den Fund informiert und
wollte weiterfahren, da er dringende Terminfracht geladen
hat.« Ein mattes Lächeln huschte um die schmalen Lippen
des Kollegen. »Er ist sehr blass. Wohl eine Folge des
Schocks, unter dem er steht. Der Notarzt hat ihm bereits ein
Beruhigungsmittel verabreicht.«
    »Wurde das Opfer
missbraucht?« Franka spähte zu dem Sportwagen
hinüber, wo sich die beiden Kommissare der Spurensicherung an
die Arbeit machten.
    »Allerdings. Die
Frau ist unbekleidet. Der Täter hat sie mit den Fetzen ihrer eigenen
Kleidungsstücke gefesselt und geknebelt, bevor er sich an ihr
vergangen hat. Und er fügte dem Opfer markante Bisswunden im
Bereich von Hals und Brust zu, die nach Angaben des Notarztes zum
Tod durch Verbluten geführt haben.«
    Micha nickte. Er hatte
die Hände in den Taschen seiner Winterjacke vergraben. Seine
Wangenknochen mahlten. Franka kannte ihn gut genug: Ein
untrügliches Zeichen, dass es unter seiner harten Schale
brodelte.
    »Wie kam der
Täter hierher?«, fragte sie. »Und vor allem - wie
kam er von diesem einsamen Ort wieder weg?«
    Schulterzucken.
»Vermutlich hat die Frau ihn als Anhalter
mitgenommen.«
    Micha schüttelte
den Kopf. »Das wäre nicht seine Art. Normalerweise
bereitet er einen solchen Anschlag von langer Hand vor. Er ist
gründlich und handelt überlegt, eine Tatsache, die ihn so
verdammt gefahrlich macht.«
    »Diesmal, so
scheint es, hat er sich zu einer spontanen Tat hinreißen
lassen. Oder die Frau kannte ihr Opfer und hat sich zuvor mit ihm
an einer anderen Stelle getroffen, um gemeinsam mit ihm hierher zu
kommen.«         
    Franka entfernte sich
von Micha und dem Kollegen von der Kriminalwache. Sie hatte bereits
genug gehört. Drüben am Wagen wurden die Scheinwerfer
eingeschaltet, die die Szenerie in ein gleißendes Licht
tauchten. Jetzt wurde das

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