Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
noch einmal aus dem Haus gelockt?
Die Sorge um seine Freundin? Oder war er auf dem Weg zur Arbeit
gewesen?
    Als Franka sich
umwandte, sah sie das Telefon auf dem Sofa liegen, fast so, als
hätte er es achtlos dorthin geworfen. Sie durchquerte den Raum
und ergriff das Handy. Es handelte sich um ein recht neues
finnisches Fabrikat. Die Menüführung kannte sie von ihrem
eigenen Modell, und so war es ein Leichtes für sie, die ein-
und ausgehenden Verbindungen aufzurufen. Mehrmals hatte Belter
vergeblich versucht, Mandy anzurufen, zuletzt um 22 Uhr. Im Ordner
der ausgehenden Anrufe fand sie eine Lisa.
    »Micha, ich habe
sein Telefon gefunden.«
    »Wo bist du
denn?«
    »Hier - in der
Stube.«
    Er tauchte im
Türrahmen auf und grinste schief. »Es heißt
Wohnzimmer«, brummte er. »Warum sagt ihr Ossis
eigentlich immer Stube?«
    »Ich bin kein
Ossi«, wehrte sich Franka und gestand sich insgeheim ein,
während ihrer Zeit in Berlin den Slang dieser Region in ihren
eigenen Wortschatz übernommen zu haben, ohne es zu bemerken.
»Ich habe in Berlin gearbeitet, mehr nicht. Aber warum feiert
Köln eigentlich Karneval? Ihr seit doch das ganze Jahr
über bekloppt«, konterte sie, dann wurde sie wieder
ernst. »Hier: Er hat wahrscheinlich unmittelbar, bevor er
ermordet wurde, eine Lisa angerufen.«
    »Ich drücke
schnell die Wahlwiederholung. Vielleicht kann sie uns einen
wichtigen Hinweis geben.« Aber Franka hatte kein Glück.
Es sprang direkt Lisas Mailbox an. »Wahrscheinlich
schläft sie schon. Notieren wir uns die Nummer auf unsere
To-do-Liste für morgen«, schlug Franka
vor.         
    »Gut. Warst du
schon in den anderen Räumen?«
    »Noch
nicht.« Franka folgte ihm ins Schlafzimmer. Es gab einen zwei
Meter großen Kleiderschrank mit einer Spiegelfront, ein
französisches Bett, an dessen stählernem Kopfende sich
Handschellen befanden.
    »Aha«,
kommentierte sie. »Unser junges Paar hat wohl gern
experimentiert.«
    Micha zog die
Schubladen eines Nachtschrankes auf und fand zwei Dildos.
»Und hier geht's weiter«, grinste er.
    »Du bist wohl
neidisch«, erwiderte Franka bissig.
    »Nein,
überhaupt nicht.«
    Sie wusste, dass Micha
eine gescheiterte Ehe hinter sich hatte. Seine Frau lebte noch in
Köln, und er hatte sich nach der Scheidung ins Bergische Land
versetzen lassen, um die räumliche Distanz zu wahren.
Nichtsdestotrotz traf er sich ab und zu noch mit seiner Exfrau, um
mit ihr leidenschaftliche Nächte zu verbringen. Er machte
keinen Hehl daraus, dass sie sich nach der Trennung besser
verstanden als je zuvor und dass sie im Bett hervorragend
harmonierten. Und experimentierten. Und fünfzig Kilometer
waren eine recht überschaubare Distanz für Ex-Partner,
die einfach ab und zu miteinander vögeln wollten.
    »Hier, sieh
mal«, rief er jetzt, ohne auf Frankas Anmerkung einzugehen.
Micha hatte ein in schwarzes Leder gebundenes Fotoalbum gefunden,
das er durchblätterte. Die Fotos darin zeigten eine
hübsche junge Frau mit blonden Haaren, allesamt geschmackvolle
erotische Fotos.
    »Das ist dann
wohl unsere Mandy.«
    Franka blickte ihm
über die Schulter und erkannte auf den Fotografien die Frau
wieder, die sie ermordet am Rand der Berliner Straße gefunden
hatten.
    »Allerdings.« Sie
musste eine begehrenswerte Frau gewesen sein. Die Kommissarin
kämpfte gegen die aufkeimende Wut gegen den Mörder an und
widmete sich dem Kleiderschrank. Im rechten Fach hingen Hemden und
Hosen ordentlich auf Bügeln, daneben einige Jacken. Auf dem
Schrankboden reihten sich Herrenschuhe, allesamt blitzblank sauber,
nebeneinander auf. Thomas Belter schien ein sehr ordnungsliebender
Mensch gewesen zu sein. Links außen wurden Herren- und
Damenkleidungsstücke aufbewahrt. Socken, T-Shirts, die
üblichen Freizeitklamotten und Jogginganzüge, die sowohl
von einem Mann, als auch von einer Frau getragen werden konnten.
Franka nahm einen zweiteiligen Jogginganzug aus dem Fach und
faltete ihn sorgfältig auseinander. »Größe
zweiundfünfzig«, murmelte sie. »Der dürfte
wohl kaum der Klimmek gehört haben.«
    Micha brummte
zustimmend und machte sich am mittleren Schrankfach zu schaffen.
»Bingo«, grinste er.
    Franka trat neben den
Kollegen. Ihr Blick fiel auf Frauenkleidung. Jacken, Kleider und
Blusen hingen auf Bügeln, Röcke und Hosen befanden sich,
sauber gefaltet, auf dem Brett darüber. Von der
Alltagskleidung bis hin zum »kleinen Schwarzen« war
alles vertreten. Franka begutachtete die Wäsche. Im obersten
Fach fand sie

Weitere Kostenlose Bücher