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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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herumdrehte und ihr nun
nachstellte?         
    Ernüchtert
stellte sie fest, dass der Fall sie doch nicht losließ. Ihre
Gedanken kreisten um das grauenhafte Verbrechen, und sie fragte
sich, wer in der Lage war, eine solche Tat zu begehen. Gern
hätte sie noch mit jemandem, der zuhause auf sie wartete,
darüber gesprochen. Doch sie war alleine. Die Wohnung kam ihr
heute ganz besonders kalt und leer vor. Wie schön wäre
es, wenn jetzt jemand da wäre, der auf sie wartete - der sich
freute, dass sie nach Hause kam. Doch da war niemand. Den Seufzer,
der über ihre Lippen kam, bemerkte sie selber gar
nicht.
    Franka streifte ihre
gefütterten Winterstiefel ab, zog die dicken Strümpfe
wieder hoch, kickte die Schuhe in die Ecke und marschierte auf
Socken ins Schlafzimmer, wo sie sich entkleidete. Nachdem sie sich
im Bad frisch gemacht hatte, schlüpfte sie in den frottierten
Schlafanzug und kroch ins Bett, das ihr heute besonders groß
und leer vorkam. Die junge Kommissarin zog die Bettdecke bis zum
Kinn, drehte sich auf den Rücken und starrte an die
Zimmerdecke. Das Gespräch mit ihrer Mutter geisterte ihr im
Kopf herum. Vielleicht hatte sie gar nicht mal Unrecht, als sie
gesagt hatte, dass Franka einen Mann an ihrer Seite brauchte. Doch
augenblicklich war einfach keine Zeit, sich nach einem Mann
fürs Leben umzusehen. Sie erinnerte sich an ihre Zeit in
Berlin. Eigentlich war sie zurück in ihre Heimatstadt
gekommen, weil sie ein wenig mehr Ruhe haben wollte. Nun, Zeit
für ihre Mutter fand sie jetzt hin und wieder, aber Freizeit
war immer noch ein Fremdwort. Der Job als Kommissarin forderte sie
so sehr, dass sie froh war, wenn sie nach Feierabend einmal ein
paar Stunden in ihrer kleinen Wohnung am Rott entspannen konnte.
Trotzdem war da diese Leere tief in ihr. Sie sehnte sich nach einem
Mann, mit dem sie durchs Leben gehen konnte. Aber die wenigsten
Männer hatten Verständnis für eine Frau, die
Mörder jagte und nur selten zuhause sein konnte. Vielleicht
sollte sie sich einen Fernfahrer angeln, überlegte sie
schmunzelnd. Die Jungs waren auch nur selten zuhause, und wenn,
dann schliefen sie sich von einer anstrengenden Arbeitswoche auf
dem Bock aus. Allerdings konnte Franka sich nicht vorstellen, dass
ein Fernfahrer etwas mit einer Polizistin anfangen würde.
Eigentlich war es ihr egal, welchen Beruf der Mann ihrer
Träume ausübte, solange er hinter ihr stand und ihr ab
und zu eine starke Schulter bot, an der sie sich ausweinen und
anlehnen konnte, wenn ihre Welt wieder einmal zusammenzubrechen
drohte. In Nächten wie diesen übermannte sie die
Einsamkeit auf eine schmerzhafte Weise.
    Sie kuschelte sich
noch ein wenig tiefer in die Decke ein und schloss die Augen.
Wohlige Müdigkeit überkam sie, und nach wenigen Minuten
war sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen.

 
    57
    22.15
Uhr
    Er handelte wie im
Fieber. Zufrieden betrachtete er sein Werk. Die Frau lag, nur mit
Unterwäsche bekleidet, auf dem zurückgeklappten
Beifahrersitz. Die Fesseln, die er ihr angelegt hatte, saßen
stramm und hinterließen schon jetzt tiefrote Striemen an
ihren Handgelenken. Der Knebel machte ihr das Atmen schwer. Sie
keuchte, und winzige Schweißperlen glänzten auf ihrer
Stirn. Die Angst vor dem Sterben lag in ihren Augen.
Ohnmächtig lag sie dort und blickte zu ihm auf. Sie war ihm
ergeben.
    Er hatte Macht
über sie. Er würde bestimmen, wie es mit ihr
weiterging.
    Jetzt spürte er,
wie die Erregung in seine Lenden schoss. Sein Atem ging rasselnd,
Vielleicht würde er sie erlösen, sobald er fertig war mit
ihr. Doch so weit war es noch lange nicht. Lüstern glitt sein
Blick über ihre samtene Haut.
    Sie zerrte an ihren
Fesseln. Um Hilfe rufen konnte sie nicht, denn mit roher Gewalt
hatte er ihr den Stofffetzen, den er aus ihrer Bluse herausgerissen
hatte, in den Mund gedrückt. Einfach so. Es war ein Leichtes
für ihn gewesen, sie zu fesseln. Ironie des Schicksals, dass
die Fesseln aus den Resten ihrer eigenen Kleidung bestanden. Mit
vorgehaltener Waffe hatte er sie auf dem dunklen Waldparkplatz dazu
gezwungen, sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen. Sie hatte
gejammert und gefleht, er möge ihr nichts tun. Ihre Schminke
war verlaufen und hatte hässliche dunkle Streifen in ihrem
leichenblassen Gesicht hinterlassen. Nun wirkte ihr hübsches
Gesicht wie eine bizarre Clownsmaske. So sehr sie sich auch anfangs
gewehrt hatte, sie hatte keine Chance gegen ihn gehabt. Er war
groß und kräftig; sie war klein und

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