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Mein Ist Die Nacht

Mein Ist Die Nacht

Titel: Mein Ist Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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schwarz vor Augen.
    Daniela spürte,
wie das Leben aus ihr wich. Und sie wehrte sich nicht, sehnte sich
nur nach Frieden. Nach Ruhe. Und sie sehnte den Moment herbei, da
diese höllischen Schmerzen endlich aufhörten.
    Der Umstand, dass ihr
Peiniger im Augenblick seines Höhepunktes für einen
Moment lang verwundbar war, war ihr nicht verborgen geblieben. Doch
sie hatte keine Kraft mehr, sich zur Wehr zu setzen. Und sie wollte
es auch gar nicht mehr. Sie spürte, dass sie diesen ungleichen
Kampf verloren hatte. Schwer lag er auf ihr. Schlapp, fast leblos.
In diesem Zustand schien er fast das Dreifache seines eigenen
Gewichts zu haben. Er keuchte, und sein fauliger Atem traf sie. Er
lähmte ihre Atemwege und brachte sie an den Rand einer
Ohnmacht. Sie wünschte sich zu sterben, doch so leicht machte
er es ihr nicht. Da war dieser pochende Schmerz in der Brust. Eine
warme, klebrige Substanz - ihr eigenes Blut.
    Sie würde
verbluten.
    Seine feuchte Hitze
breitete sich in ihrem Schoß aus. Sie würgte. Der Knebel
nahm ihr die Luft. Ihr wurde heiß. Sie schloss die Augen,
versuchte ihre Atmung zu kontrollieren, was ihr nicht gelang. Sie
war kraftlos und ausgemergelt. Jeder Muskel, den sie anspannte,
schien unter der Haut zu bersten und ihren Körper sprengen zu
wollen. Doch ihre Gliedmaßen gehorchten nicht. Sie war
gefangen im eigenen Körper, drehte den Kopf nach links und
sah, dass die Autoscheiben beschlagen
waren.         
    Überall war Blut.
Am Wagenhimmel über ihr, an den Seitenverkleidungen, einfach
überall. Es sah aus, als hätte hier ein Massaker
stattgefunden. Und es war ihr Blut. Ihr wurde übel, und
langsam fühlte sie, wie ihr die Sinne schwanden. Sicherlich
würde es nicht mehr lange dauern, bis sie starb. Sie machte
sich Mut damit.

 
    59
    22.35
Uhr
    Er hockte über
ihr und betrachtete zufrieden, wie das Leben aus ihrem schlanken
Körper wich. Sie verdrehte die Augen und bäumte sich ein
letztes Mal auf, dann sackte sie leblos unter ihm
zusammen.
    Bleiern lag die Tote
auf ihrem Sitz. Die Spannung in ihrer Hüfte ließ nach.
Schlaff fielen die Beine zur Seite, und langsam zog er sich aus ihr
zurück. Ihr Oberkörper war blutüberströmt. Noch
immer hatte er den Geschmack ihres Fleisches im Mund.
Genießerisch leckte er sich über die Lippen. Ganz zart
war ihr Fleisch gewesen. Als er sich umblickte, sah er, dass der
ganze Innenraum des Wagens blutverschmiert war. Auf den Sitzen, den
Türverkleidungen, teilweise sogar auf den Seitenscheiben,
befanden sich Blutspritzer. Er blickte an sich herunter und stellte
beruhigt fest, dass er selber relativ sauber geblieben war.
Vermutlich war nur sein Gesicht mit Blut beschmiert. Das würde
er gleich im Innenspiegel überprüfen und sich
säubern, bevor er den Heimweg antrat. Auf dem Hemd befanden
sich einige verräterische, dunkelrote Spuren. Wenn er den
Mantel überzog, würde er nicht auffallen, und zuhause
konnte er es entsorgen.
    Sein Blick glitt
über den leblosen Körper der jungen Frau. Sie wirkte auch
im Tod noch so makellos, so unschuldig. Die tiefe Wunde in ihrem
Oberkörper empfand er als ästhetisch und sehr anziehend.
Klaffende Wunden zierten Hals, Gesicht und die linke Brust. Er
hatte die Brustwarze aus ihr herausgebissen und sie verschluckt.
Zufrieden beugte er sich über sie. Seine Zunge glitt über
die Wunden. Der Geschmack ihres noch warmen Blutes erregte ihn
erneut.
    Es war eigenartig
gewesen. Eigentlich hatte er gar nicht vorgehabt, sich in dieser
Nacht ein Opfer zu suchen. Spontan hatte er seinem Verlangen
nachgegeben. Nicht sofort, erst nach einigen Kilometern, die sie
gemeinsam im Wagen verbracht hatten. Sie war eine schöne Frau
gewesen. So gebildet.
    Eine junge Architektin
sei sie, hatte sie ihm bereitwillig Auskunft gegeben. Alles an ihr
hatte nach Geld gerochen. Der Wagen, ihre Kleidung, das
Parfüm. Kam von einem Kundentermin und war unterwegs in ihre
teure Dachgeschosswohnung in der Stadtmitte. Dort wartete niemand
auf sie. Ein Single, eine Karrierefrau. Emanzipiert, und trotzdem
war sie begehrenswert gewesen. Der Gedanke, sie zu seinem Opfer zu
machen, war ihm spontan in den Kopf gestiegen und hatte fortan sein
Denken und Handeln beherrscht.
    Er hatte gefühlt,
wie das Verlangen in ihm aufgestiegen war und er hatte seiner Gier
nachgegeben. Die Bestie in ihm war erwacht.
    Es war, als wäre
er innerhalb weniger Minuten zu einem anderen Menschen mutiert. Zu
einem anderen Wesen.
    Sie war vorsichtig und
misstrauisch ihm gegenüber

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