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Mein Leben

Mein Leben

Titel: Mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Clapton
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hatte Jimmy Cliffs »Many Rivers to Cross« schon seit Jahren im Ohr und immer vorgehabt, etwas aus dieser Akkordfolge zu machen, im Wesentlichen aber ging es mir in diesem Song um eine Frage, die ich mir schon seit dem Tod meines Großvaters immer wieder gestellt hatte. Werden wir uns einmal wiedersehen? Es ist schwierig, sich eingehend über solche Songs zu äußern, gerade deswegen schreibt man sie ja. Ihre Entstehung und Entwicklung ist das, was mich auch in dunkelsten Zeiten am Leben gehalten hat. Wenn ich versuche, mich in diese Zeit zurückzuversetzen, mich an die furchtbare Betäubung zu erinnern, in der ich damals lebte, schrecke ich ängstlich zurück. So etwas will ich nicht noch einmal durchmachen. Ursprünglich waren diese Songs nie zur Veröffentlichung gedacht, sie haben mir lediglich dazu gedient, nicht wahnsinnig zu werden. Ich spielte sie nur für mich allein, immer und immer wieder, veränderte und verfeinerte sie, bis sie ein Teil von mir geworden waren.
    Gegen Ende meines Aufenthalts auf Antigua charterte ich ein Boot und fuhr mit Roger und seiner Frau zwei Wochen lang in der Karibik herum. Ich war immer gern am oder auf dem Meer gewesen, auch wenn ich niemals Seemann werden wollte. Die schiere Größe des Ozeans wirkt einfach beruhigend und belebend auf mich. Die Fahrt fing nicht sehr vielversprechend an. Roger und ich lagen uns immer noch wegen verschiedener Dinge in den Haaren, und die Atmosphäre zwischen uns war ziemlich frostig. Später kamen Russ Titleman und dann auch Yvonne Kelly mit meiner sechsjährigen Tochter dazu, die sie Ruth genannt hatte. Das hob die Stimmung, und langsam ging es uns allen besser.
    Unter den Briefen, die ich nach Conors Tod bekam, war auch einer von Yvonne, in dem sie vorschlug, mich mit Ruth zu besuchen. Sie meinte, es würde mir vielleicht ein wenig über den Verlust hinweghelfen, wenn ich mich einmal ausführlich mit meiner Tochter beschäftigen könnte. Das war unglaublich großzügig und wies mir einen Weg durch den Nebel, bis dieser sich verzogen hatte. Diese kleine Kreuzfahrt war die erste von vielen solchen Zusammenkünften, und die Idee ging tatsächlich auf. Es war wunderbar, wieder mit einem Kind, meinem Kind, zusammen zu sein. Ich werde Yvonne immer dankbar sein, dass sie mir diese zweite Chance gegeben hat. Es war ein Rettungsanker in einem Meer aus Chaos und Verwirrung. In den nächsten zwei Jahren besuchte ich sie öfter in Montserrat und stellte nach und nach eine Beziehung zu meiner Tochter her, bis Yvonne zu dem Schluss kam, dass Ruth eine anständige Ausbildung haben und mehr Zeit mit mir verbringen sollte, und mit ihr nach Doncaster zog, die Stadt in Yorkshire, in der Yvonne aufgewachsen war.
    Der Aufbau einer Beziehung zu Ruth linderte meinen Schmerz über Conors Tod zunächst nur behelfsmäßig. Erst als es nicht mehr nur um Mitleid ging und wir anfingen, wirklich Spaß miteinander zu haben, wurde die Sache für mich zu etwas Echtem. Das dauerte seine Zeit, weil ich zuerst einmal zu viel damit zu tun hatte, mich selbst wieder aufzurappeln. Bis dahin war meine Fähigkeit, eine enge emotionale Beziehung zu meiner Tochter aufzubauen, sehr stark eingeschränkt. Ich musste lernen, was Disziplin bedeutet, und war mir sehr unsicher, inwiefern ich überhaupt Anspruch auf sie hatte, aber ganz allmählich lernten wir uns besser kennen, und in der Therapie bekam ich mit, wie ich notfalls auch einmal mein Missfallen ausdrücken konnte. Im Rückblick auf diese Zeit erkenne ich, welch tief gehende Wirkung Ruth auf mein Wohlbefinden ausgeübt hat. Ihre Gegenwart in meinem Leben war für meine Genesung absolut unerlässlich. In ihr hatte ich ein Stück Realität wiedergefunden, um das ich mich kümmern musste, und das hat mir sehr geholfen, wieder zu einem aktiv am Leben teilnehmenden Menschen zu werden.
    Im Frühsommer 1991 machte ich einen Ausflug nach New York, um mir Fieberhaft anzusehen, einen Film von Lili Zanuck, der Frau des amerikanischen Filmproduzenten Richard Zanuck. Er basiert auf der wahren Geschichte einer Undercover-Agentin, die im Drogenmilieu ermittelt und dann selbst süchtig wird. Lili war ein großer Fan von mir und wollte, dass ich die Musik dazu schreibe. Ich hatte noch nie zuvor die alleinige Verantwortung für ein solches Projekt übernommen. Bei früheren Filmkompositionen hatte mir immer der amerikanische Arrangeur und Komponist Michael Kamen zur Seite gestanden. Wir hatten gemeinsam die Musik für die englische Krimiserie Edge of

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