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Mein Leben für dich

Mein Leben für dich

Titel: Mein Leben für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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einzigen Fläche des Esstisches ab, der nicht voll ist mit Aschenbechern, zerknüllten Servietten, Bierflaschen und schmutzigen Gläsern.
    »Ja, äh, genau«, antwortet Kai und fährt sich hektisch durch die Haare. »Gestern hat mir ein Kumpel vom Theater erzählt, dass er Vater wird, und das haben wir gefeiert. Vielleicht … ein bisschen zu viel.«
    »Tja, scheint fast so, wenn du seit gestern Abend noch nicht einmal Zeit hattest, aufzuräumen …«
    Kai kratzt sich nervös am Arm. »Also, pass auf, Mia, es ist mir ziemlich peinlich, dich in diesem Saustall zu empfangen. Und dann auch noch in so einem Aufzug. Lass mich wenigstens kurz ins Bad gehen und duschen, okay? Dann machen wir es uns gemütlich. Ich freu mich wirklich, dass du hier bist, ganz im Ernst.«
    Ich lächle, obwohl ich mir ganz und gar nicht mehr sicher bin, dass es richtig war, herzukommen. Ich fühle mich absolut unwohl, und es ist mir peinlich, Kai in diesem Zustand zu sehen. Seine Augen sind klein und rot, offensichtlich hat er noch immer einen Kater, und sein Zimmer riecht nach Bier und nach abgestandenem Rauch. Anscheinend hat er den ganzen Tag noch nicht gelüftet. Nichts ist so, wie ich es mir ausgemalt habe, und ich kann mir nicht vorstellen, dass in diesem Chaos auch nur ansatzweise so etwas wie Romantik aufkommen könnte. Im Moment weiß ich nicht einmal, wohin ich mich setzen soll. Die Couch und Sessel sind voll mit leeren Pizzaschachteln, Chipstüten, Flaschen und Bröseln.
    »Setz dich am besten hierhin, okay?«, sagt Kai, als habe er meine Gedanken gelesen, und fegt einen Sessel frei, in den er mich anschließend drückt. »Ich bin gleich wieder bei dir, meine Süße.« Er beugt sich zu mir runter und will mir noch einen Kuss geben, aber ich drehe automatisch den Kopf, sodass er nur meinen linken Mundwinkel erwischt. Seine Lippen fühlen sich feucht und kalt an und mir rinnt eine Gänsehaut über den Rücken. Kai lächelt mir noch einmal zu, dann verschwindet er im Bad – und mit ihm meine Chance, ihm zu sagen, dass ich lieber wieder gehen und morgen wiederkommen möchte. Kurz überlege ich, einfach so abzuhauen, aber das kommt mir dann doch zu unhöflich vor.
    Aus den Boxen von Kais Stereoanlage schallt leise Musik, und ich halte Ausschau nach einer Zeitung oder einem Buch, in dem ich herumblättern kann, um nicht einfach bloß dumm herumzusitzen. Ich stehe auf, um die Bücher in den Regalen zu betrachten. Plötzlich fällt mein Blick auf das braune Lederetui, das Kai vor Kurzem hat fallen lassen. Es klemmt zwischen zwei Büchern. Keine Ahnung, warum ich die Hand danach ausstrecke. Kurz bevor ich es berühre, spitze ich die Ohren. Aus dem Bad höre ich das Prasseln der Dusche. Vorsichtig ziehe ich die schmale Ledertasche hervor und öffne den Reißverschluss. Zuerst denke ich, da ist nur Rasierzeug drin: ein paar Klingen, ein Spiegel. Doch als mein Blick auf ein kleines Plastikröhrchen und mehrere Tütchen mit weißem Pulver fällt, die in einem Extrafach stecken, dämmert mir, was ich da tatsächlich vor mir habe. Ich bin starr vor Schreck, nur meine Hände beginnen zu zittern. Mit Mühe gelingt es mir, das Mäppchen wieder zu schließen und zurück in sein Versteck zu schieben. Mein Kopf fühlt sich merkwürdig leicht an und ich stehe mitten im Raum, unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Mein Blick fällt auf den kleinen Couchtisch. Erst jetzt fallen mir die weißen Überreste auf, Spuren des Pulvers, sowie ein zusammengerollter Zwanzigeuroschein. Mir wird heiß. Allmählich wird mir klar, wobei ich Kai überrascht habe, und alle möglichen Szenen der letzten Wochen schießen mir durch den Kopf: Kai, unkonzentriert und neben der Spur, schwitzend und hektisch, im nächsten Moment wieder charmant und souverän.
    Ich merke kaum, wie ich mich langsam Richtung Tür bewege, wie meine Füße sich ganz von allein bewegen. Jetzt ist es mir auch völlig egal, was Kai von mir denkt, wenn ich grußlos verschwinde. Ich kann ihm ja sagen, mir wäre schlecht geworden, mein Vater habe angerufen, Simon habe mein Handy geortet – oder aber, ich sage einfach gar nichts mehr, weil ich nichts mehr mit ihm … Krach! Ich stoße gegen eine leere Weinflasche, die geräuschvoll über den terrakottafarbenen Fliesenboden rollt. Erschrocken starre ich ihr hinterher. In diesem Moment geht die Badezimmertür auf. Kai zieht eine Duftwolke hinter sich her, die mich fast würgen lässt. Es ist dasselbe Parfum wie sonst, aber auf einmal finde ich

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