Mein Leben für dich
Stunden als mein Bodyguard arbeitet. Wer weiß, wen mir mein Vater ab morgen an die Seite stellt? Und auch wenn er unverschämt ist und ich ihn gestern im Beisein von Kai am liebsten zum Mond geschossen hätte, Simon Winter ist wenigstens kein Ekelpaket, so wie Zwerg. Vielleicht kann er mir noch ein paar Tipps auf den Weg geben, wie ich in Zukunft selbstbewusster vor der Presse rüberkomme.
Entschlossen schlüpfe ich in meine neuen roten Wildlederballerinas und mache mich auf den Weg zu seinem Zimmer. Vor seiner Tür zögere ich kurz. Seltsamerweise bin ich plötzlich ultranervös. Ich zupfe mein weißes Spitzentop zurecht, dann klopfe ich. Keine Reaktion. Dann ein Rascheln. Ich lege mein Ohr an die Tür, aber da höre ich schon Schritte, die sich nähern, und die Tür wird aufgerissen. Schnell weiche ich zurück.
»Oh, hi, Mia. Wow, ohne deine gefährlichen Stelzenschuhe bist du ja einen ganzen Kopf kleiner. Alles in Ordnung? Ich dachte schon, du wärst verschollen.«
Obwohl mich sein Kommentar zu meiner Größe ärgert, starre ich Simon nur an. Mit diesem Anblick hatte ich nicht gerechnet. Anscheinend kommt er gerade aus der Dusche. Seine dunklen Haare sind noch feucht und ein paar längere Strähnen fallen ihm vorne in die Stirn. Außer zerschlissenen Bluejeans trägt er … nichts. Seinen Augen weiche ich lieber sofort aus, weil ich mittlerweile weiß, was sie mit mir anrichten, aber dafür bleibt mein Blick an seinem nackten Oberkörper hängen. Wo sollte er auch sonst hin? Ich schlucke. Erst jetzt sehe ich, wie durchtrainiert er ist. Nicht so total aufgeblasen, sondern genau richtig. Seine Arme sind bis dort, wo die T-Shirt-Ärmel aufhören, einen Tick mehr von der Sonne gebräunt als die Schultern. Seine Brust ist glatt rasiert und darunter zeichnen sich die einzelnen Muskelpartien seines Bauches ab. Ein Hitzeschwall überkommt mich und ich verfluche mich dafür, dass ich mir nicht vorher zurechtgelegt habe, was ich ihm eigentlich genau sagen will.
»Und? Was gibt’s Neues?«, fragt er und mein Blick schießt alarmiert nach oben und trifft nun doch wieder mitten in dieses krasse Hellblau seiner Augen. Peng, und schon fühle ich mich wie von einem betäubenden Pfeil getroffen.
Simon Winter lächelt mich an. Mit diesem leicht frechen, spöttischen Zucken um seine Mundwinkel. »Willst du vor der Party heute Abend etwa noch woandershin?«, fragt er. »Soll ich dich vielleicht fahren? Ich muss nur in zwei Stunden wieder hier sein. Du weißt schon, das Abschlussgespräch mit deinem Vater …«
»Ja, ja, ich weiß, das Abschlussgespräch«, murmle ich zerstreut. »Nein, also, eigentlich …« Plötzlich erhasche ich hinter ihm im Zimmer eine Bewegung. Ich beuge mich etwas nach vorn – und erspähe Tanja, eines der Zimmermädchen. Sie sitzt auf der Bettkante und erhebt sich gerade. Ich brauche einen Moment, um zu verstehen, in was ich da offensichtlich hineingeplatzt bin. Ein ekelhafter Stich durchfährt mich, so, als würde jemand mit einem Ruck einen Reißverschluss aufziehen, der mitten durch meinen Körper geht.
Tanja rückt ihre Frisur zurecht, schnappt sich ein Tablett, das vor dem Bett steht, und schiebt sich an Simon und mir vorbei. Ihre Wangen sind gerötet.
Mein Herz klopft. Der Boden schwankt.
»Sonst noch einen Wunsch, Simon … Ich meine, Herr Winter?«
»Nein danke, das wär’s, vielen Dank, Tanja.«
Mir bleibt die Luft weg und ich muss mich daran erinnern, dass es besser wäre zu atmen, weil ich hier sonst jeden Moment umkippe. »Was … war das denn?«, presse ich hervor, obwohl ich die Antwort längst kenne.
»Ich habe mir Kaffee und Erdbeerkuchen aufs Zimmer bestellt«, erklärt Simon trocken. »Mit Sahne.«
Ein paar Sekunden lang ist Pause, Bilder schießen durch meinen Kopf: nackte Haut, eine rote Erdbeere zwischen Simon Winters Lippen, die er zu Tanjas Mund führt, Zungen, ihre Hände, die über seinen muskulösen Bauch fahren … Stopp, nicht weiter!, befehle ich mir, bevor ich in Gedanken weiter ins Detail gehen kann.
»Alles in Ordnung mit dir?«
»Du hältst mich wohl für komplett bescheuert, oder?«, zische ich. »Kaffee und Erdbeerkuchen … Aber bitte, mach, was du willst. Ich dachte nur, dass wir, also … dass du und ich …« Ich stocke. Verdammt, ja, was eigentlich?
»Was dachtest du?« Simon sieht mich abwartend an und lehnt sich lässig an den Türstock.
»Ich dachte nur, wir könnten vielleicht Kaffee trinken und Kuchen essen, weil ich mich eigentlich wegen
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