Mein Leben für dich
mehr als tausend Euro eingesammelt haben. Ich gestehe, ich musste zuerst loslachen, als er plötzlich in seinem mittelalterlichen Kostüm vor mir auftauchte, vor allem, weil sein Gesichtsausdruck dabei einfach unbezahlbar war. Trotzdem, ein klitzekleines bisschen tut es mir sogar leid, dass ich ihn da mit reingezogen habe. Aber um ehrlich zu sein, ich finde, dass er gar nicht mal eine so üble Figur in seiner Kluft macht. In den engen Hosen kommt sein knackiger Hintern nämlich ganz hervorragend zur Geltung. Tanja, oder welche Frau auch immer, kann sich über diesen Körperbau freuen, denke ich. Und auch Carolin von Sebald hat anscheinend Gefallen an meinem Bodyguard gefunden, was mich ein bisschen wurmt. Sie schmeißt sich anscheinend an jeden sexy Typen ran, der ihre Umlaufbahn kreuzt. Aber egal, besser Simon Winter als Kai Thalbach, denn mehr als gutes Aussehen hat mein Bodyguard ohnehin nicht zu bieten – und nach der gescheiterten Beziehung mit Chris sollte ich wissen, dass Optik nicht alles ist, was zählt. Abgesehen davon sieht Kai schließlich auch super aus.
Als Simon mir direkt in die Augen sieht, schaue ich schnell weg und mir wird erst jetzt bewusst, dass ich ihn schon seit geraumer Zeit angestarrt habe.
»Du bist einfach wundervoll, Mia«, haucht mir Kai ins Ohr, als er auf der Bühne an mir vorübergeht und dabei seine Hand leicht über meine Hüften streifen lässt. »Wo hast du nur gelernt, so charmant zu sein? Du ziehst den Leuten das Geld ja regelrecht aus der Tasche. Ich schätze, ich muss in Zukunft auf meinen eigenen Geldbeutel achten, wenn ich mit dir unterwegs bin.«
In Zukunft? Hat er wirklich in Zukunft gesagt? Ein wunderbares Glücksgefühl durchströmt mich, nicht nur, weil Kai ununterbrochen mit mir flirtet. Endlich, denke ich. Endlich kann ich zu etwas Sinnvollem beitragen. Das hier ist ein echter Anfang für das Leben, das ich führen möchte. Ich will in der Öffentlichkeit stehen und beliebt und sozial engagiert sein. Etwas Schöneres kann ich mir für mein zukünftiges Leben kaum vorstellen. Irgendwann werde ich vielleicht sogar meine eigene Stiftung gründen, überlege ich gedankenverloren. Die Mia-Falkenstein-Stiftung. Die Menschen werden gerührt und bewundernd zu mir aufblicken. Ich werde ihnen ein Vorbild sein. Und er wird mich auf meinem Weg dorthin begleiten und mir helfen. Kai Thalbach, ein Mann, der dieselben Ideale und Vorstellungen hat wie ich, der sich nicht nur auf seinem Ruhm ausruht, sondern ihn nutzt, um damit weniger privilegierten Menschen zu helfen.
Plötzlich gibt es einen lauten Knall, sodass ich glaube, mein Trommelfell zerbirst. Ich bin so dermaßen geschockt, dass ich mich nicht von der Stelle bewegen kann, sondern nur wie gelähmt auf die entsetzten Gesichter unter mir starre. Im nächsten Moment werde ich mit voller Wucht nach unten gerissen. Sekunden vergehen, in denen ich nichts außer dem Pochen meines eigenen Herzens höre und ein Gewicht auf mir spüre, das mich schwer gegen den harten Bretterboden presst. Ich weiß nicht, was um mich herum passiert, ich weiß nicht, wie viel Zeit verstreicht, ich weiß nur eins: Mein Körper ist erfüllt von Angst, die alles in mir lahmlegt. Plötzlich dringt Stimmengewirr zu mir durch, das lauter und lauter wird und mich schließlich aus meiner Schockstarre löst. Ich versuche, mich zu bewegen, und das Gewicht auf mir gibt tatsächlich nach. Ein vertrauter Duft steigt in meine Nase. Ein Geruch, den ich nicht zuzuordnen weiß, der mir aber trotz meiner schrecklichen Angst das beruhigende Gefühl gibt, alles ist in Ordnung. Noch schaffe ich es nicht, meine Augen zu öffnen und meine Muskeln zu gebrauchen, aber ich spüre Arme, die mich umschlingen, vom Boden heben und davontragen. Ich bin dankbar, dass ich mich einfach an sie schmiegen und mich ihnen überlassen kann.
»Mia? Mia, kannst du stehen? Ist alles in Ordnung?«
Ich blinzle erst, als ich wieder Boden unter meinen Füßen spüre.
»Was? Ja, ich glaube schon, ich …« Ich blicke in helles Blau, das die Dunkelheit um mich herum zerreißt, und fühle mich mit einem Schlag wieder wach. Simon Winter steht vor mir und seine Hände umschließen mein Gesicht, während ich mich an seinen Armen festkralle. Ich atme den frischen, herben Duft ein, den sein Körper verströmt und der mir in diesem Moment nicht verwirrend, sondern wunderbar vertraut erscheint. »Tut mir leid, habe ich dir wehgetan?«, fragt er leise. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«
Ich
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