Mein Leben für dich
genau soll ich nun darstellen?«, frage ich missmutig. »Ganz bestimmt nicht James Bond.«
Carolin von Sebald lacht. »Nein, bloß einen Gefolgsmann von Robin Hood. Aber jeder hat schließlich mal klein angefangen, oder?«
Ich tröste mich damit, dass schließlich auch Spiderman so ein enges Kostüm getragen hat, und schiele zu meinem Schützling. Mia wühlt in einer Kiste mit lauter Theaterklamotten und stößt alle paar Sekunden einen quiekenden Begeisterungsschrei aus. Gerade setzt sie sich einen riesigen Hut mit Blumen auf. Sie strahlt übers ganze Gesicht und flirtet mit Kai Thalbach, was das Zeug hält. Der Schleimer lässt keine Gelegenheit aus, sie mit seinen schmierigen Händen zu betatschen. Plötzlich spüre ich so etwas wie Eifersucht in mir aufkeimen. Darauf, dass dieser Idiot es schafft, sie in eine so gute Stimmung zu versetzen, während wir uns schon wieder in die Haare bekommen haben, nachdem es für einen Moment mal ganz spaßig zwischen uns war. Aber ich kann eben nicht so schlau daherreden wie dieser Thalbach. Dazu müsste ich mich viel zu sehr verbiegen, und das sehe ich nicht ein. Trotzdem: Als ich Mia sagte, ich hätte eigentlich noch etwas vor, war die Badewannengeschichte eine Notlüge. In echt hätte ich sie nach unserer Shoppingtour nun doch gerne noch auf Kaffee und Erdbeerkuchen eingeladen. Aber okay, das hat sich jetzt erledigt. Auf keinen Fall gebe ich Kai Thalbach einen Kaffee aus. Ich würde ihm viel lieber was anderes geben, nämlich eins in die Fresse. Jetzt pirscht sich seine Hand doch tatsächlich verdächtig nahe an Mias Hinterteil heran. Wann genau ist es wohl meine Aufgabe, dazwischenzufunken?, frage ich mich. Habe ich nicht Falkensteins strikte Anweisung, darauf zu achten, mit wem sich seine Tochter einlässt?
»Es passt dir nicht, wie er mit ihr flirtet, oder?«, fragt mich Carolin von Sebald plötzlich und ich reiße schnell meinen Blick von den beiden los. Ich fühle mich glatt von ihr ertappt, zucke aber bloß gleichgültig mit den Schultern. »Kann mir egal sein, wem sie sich an den Hals wirft«, murmle ich, »ist schließlich ihr Ding. Ich finde es nur krass, dass sie sich so von dem Typen blenden lässt. Sorry, ich weiß, ihr beiden seid befreundet, aber seine großspurige Art geht mir ehrlich gesagt ziemlich auf den Sack.«
Caro zupft an meinem viel zu warmen taillierten Oberteil herum und nickt lächelnd. »Tja, so ist Kai eben. Er lässt sich gerne feiern und umschwärmen, vor allem von Frauen. Wenn ich dir einen Rat geben darf … Pass lieber auf deinen Schützling auf, Kai steht auf Frischfleisch. Auf die kleine Falkenstein hat er definitiv ein Auge geworfen. Und wie es aussieht, scheint auch sie nicht abgeneigt zu sein.«
Ich runzle die Stirn. Die Art, wie sie das sagt, klingt nicht gerade besorgt, sondern vielmehr eifersüchtig. »Moment mal, erzählst du mir das, weil du selbst auf ihn abfährst?«, frage ich geradeheraus.
Caro zuckt mit den Schultern. »Warum ich es dir erzähle, ist doch einerlei, oder? Tatsache ist, es ist die Wahrheit. Er wird ihr nachsteigen, er wird sie kriegen und er wird sie anschließend fallen lassen. Glaub es oder lass es bleiben. Ich habe dich gewarnt.« Damit dreht sie sich um und lässt mich einfach stehen. Ich starre ihr verdattert hinterher. Weiber!, denke ich. Man weiß nie, was sich genau hinter ihren Andeutungen verbirgt. Aus diesem Grund habe ich mich bisher auch nie ernsthaft auf eine Frau eingelassen, das war mir immer viel zu stressig.
»Verehrtes Publikum, wenn ich nun bitte um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte!«
Kai Thalbach hat inzwischen die kleine Bühne betreten und verbeugt sich überschwänglich vor dem applaudierenden Publikum.
»Vielen Dank, Bürger von Hamburg, danke!« Alle lachen über sein bescheuertes Gerede, und nachdem er sich genug verbeugt hat, macht er eine erhabene Geste, die das Publikum verstummen lässt. Oh Mann, mich regt mittlerweile jede einzelne Bewegung dieses arroganten Selbstdarstellers auf. Nichts an ihm wirkt echt, sondern schreit geradezu nach Fake . Bin ich etwa der Einzige, der das so sieht?
»Wir freuen uns, dass so viele zu unserer kleinen Spendenaktion erschienen sind, und kommen nun zum Highlight des heutigen Nachmittags, unserer Requisiten- und Kostümversteigerung. Eine hübsche junge Dame hat sich spontan bereit erklärt, Ihnen eine bunte Auswahl aus unserem Theaterfundus zu präsentieren, und wir wollen nichts davon wieder mit zurücknehmen. Also, überprüfen Sie
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