Mein Leben für dich
ihm zu hören, aber diese Worte schlagen wie ein Bombenregen in mir ein.
»Ich weiß nicht, ich finde … es läuft nicht richtig rund zwischen uns. Ich kann nicht auf dich aufpassen, wenn ich keine Ahnung habe, was du genau treibst und mit wem. Ich wusste noch nicht einmal, dass Kai Thalbach keine Zeit hatte und du allein unterwegs bist. Ich dachte schon, er würde dich …« Er beendet den Satz nicht, sondern fährt sich mit einem Seufzer durch die Haare und seine Verzweiflung lässt mich nicht triumphieren, so wie ich es mir kürzlich noch mit Vorfreude ausgemalt hatte, sondern sie macht mir Angst. Ja, ich merke eine schreckliche, schreckliche Angst in mir aufsteigen. Angst davor, dass er wirklich gehen könnte, Angst, die mich total hilflos macht. Und bevor ich richtig begreife, was ich da eigentlich tue, strecke ich meinen Arm nach ihm aus und greife nach seiner Hand.
Sein Blick schnellt bei der ersten Berührung zu mir und ich will seine Hand schon erschrocken loslassen, bevor er mir zuvorkommen und sie mir entziehen kann, da merke ich, wie er sie umschließt. Er hält meine Hand fest und auch ich drücke nach einem kurzen Moment seine fester, und es ist diese warme, prickelnde Verbindung zwischen uns, die mich dazu bringt, zu reden und das zu sagen, wovon ich noch nicht einmal eine Ahnung hatte, dass es stimmt.
»Bitte«, sage ich leise, »geh nicht weg.«
Die hellblauen Augen meines Bodyguards haften an meinen und bekommen einen eigenartigen Glanz. Schließlich öffnet er seinen Mund, als wolle er etwas erwidern, doch er bleibt stumm.
»Ich weiß«, mache ich stattdessen weiter, »es ist nicht immer optimal gelaufen zwischen uns und … Am Anfang hast du mich wirklich genervt und ich dachte, du steckst mit meinem Vater unter einer Decke. Ich war so sauer auf ihn, weil er nie für mich da war und mich dann plötzlich mitten aus meinem Leben gerissen hat. Und dich habe ich in eine Schublade mit ihm gesteckt. Deshalb war ich oft so zickig, aber … Jetzt weiß ich, dass das dumm war und falsch.«
Simon schüttelt den Kopf, als wäre er immer noch nicht besonders überzeugt, und allmählich ahne ich, was ihn wirklich bedrückt, und mit der Erkenntnis bildet sich ein dicker Klumpen in meinem Magen. Ich hole angestrengt Luft. »Wenn der Grund ist, dass Tanja und du … dass ihr euch mehr als nur gut versteht«, presse ich mühsam hervor und merke, dass er bei meinen Worten zusammenzuckt. Es stimmt also, denke ich leicht schwindelnd, ich hatte recht. Mein Bodyguard hat sich in sein Zimmermädchen verliebt. Warum auch nicht? Tanja ist hübsch und immer lieb und nett. Sie hat so ein süßes, ehrliches Lächeln und ist sicherlich nie zickig. Und bestimmt zwingt sie ihn auch nicht dazu, auf Shoppingtouren oder schicke Veranstaltungen zu gehen, die er so verabscheut. Bei ihr darf er einfach erselbst sein.
Simon sieht mich noch immer mit halb geöffnetem Mund an, und wieder habe ich den Eindruck, er will mir etwas sagen. Er atmet so hastig, als würde er Anlauf nehmen, um seine Worte endlich loszuwerden, aber es kommt einfach nichts.
»Also wenn das so ist, dann freue ich mich für dich, ehrlich«, mache ich weiter, weil ich die Stille um uns nicht ertragen kann. Während ich zu ihm spreche, hämmert mein Herz wie verrückt. Es tut beinahe weh. »Niemand wird damit ein Problem haben, dass ihr zusammen seid. Weder mein Vater … noch ich. Bloß, bleib weiterhin mein Bodyguard. Wenn sich Kai und ich in Zukunft treffen, werde ich dir immer genau sagen, wo wir sind und was wir anstellen, das verspreche ich dir.« Ich zwinge mich zu einem Lächeln. »Na ja … vielleicht nicht jedes Detail«, setze ich hinterher, um zur Abwechslung mal etwas Witziges zu sagen, »aber was ich dir eigentlich sagen will, ist, dass ich es dir ab jetzt leichter machen werde.«
»Warum?«
Ich erschrecke beinahe vor seiner plötzlichen Reaktion und Simons Frage verwirrt mich noch mehr, als ich ohnehin schon bin.
»Warum willst du, dass ich bleibe?«
Ich habe das Gefühl, seine Hand umgreift meine noch eine Spur fester, und mein Herz pocht so heftig, dass ich glaube, es will aus meiner Brust springen. Seine Frage springt und purzelt in meinem Kopf umher wie ein wild gewordener Flummi und als wäre sie wie verrückt auf der Suche nach der richtigen Antwort, die sich irgendwo in mir versteckt und sich einfach nicht aufspüren lässt. Aber ich kann nicht warten, bis sie sich zeigt, ich muss irgendetwas auf die Schnelle sagen, etwas, das gut
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