Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
mit ihr in Richtung Burgfried. »Bitte, lasst uns erst hineingehen, bevor wir sprechen.«
»Gewiss.«
Der gefrorene Boden knirschte unter ihren Füßen. Beim Gedanken an das flackernde Feuer im Kamin beschleunigte Isobel ihre Schritte. Etwas zu essen wäre nicht schlecht, hatte sie doch versäumt, zu Mittag zu essen.
Als sie die Treppe des Burgfrieds hinaufgingen, bemerkte sie, dass zwei Stufen gesprungen waren. Sie fügte die notwendige Reparatur der Liste in ihrem Kopf zu. Die Burg gehörte nun ihr. Nie mehr musste sie Hume um Erlaubnis anbetteln, sich um das, was getan werden musste, kümmern zu dürfen.
Beim Eintritt in die Halle sah sie, dass ihr nächster Nachbar sich am Feuer die Hände wärmte. Sie warf Vater Dunne einen scharfen Blick zu. Der Priester hatte sich gründlich getäuscht, wenn er glaubte, die Ankunft von Bartholomew Graham wäre ein triftiger Grund, sie von ihrer Totenwache abzuhalten.
»Isobel!«
Sie biss die Zähne aufeinander, als sie hörte, wie Graham sie mit ihrem Taufnamen ansprach, obwohl sie ihn wiederholt gebeten hatte, das nicht zu tun.
»Mein tief empfundenes Beileid zum Tode von Lord Hume«, sagte Graham, während er mit ausgestreckten Armen auf sie zueilte.
Sie bot ihm die Hand, um ihn daran zu hindern, ihr zu nah zu kommen. Sie mit seinen hellgrauen Augen musternd, presste er seine Lippen darauf. Er hielt sich unnötig lange damit auf. Wie immer.
Sie hätte nicht schockiert sein sollen, als Graham ihr während ihrer Ehe den Hof machte. Schließlich war er schon als Junge ein Lügner und Betrüger gewesen. Doch dass er immer noch nicht begriffen hatte, dass er mit seinem guten Aussehen und seinem Charme bei ihr nichts erreichte, blieb ihr ein Rätsel.
»Ich danke Euch für Euer Beileid, aber ich muss jetzt mit Vater Dunne sprechen«, sagte sie und entzog ihm ihre Hand. Sie biss die Zähne aufeinander, um ihn nicht anzuherrschen. Normalerweise erwehrte sie sich seinen Aufmerksamkeiten eleganter, aber sie war müde und mit ihrer Geduld nahezu am Ende. Die letzten Tage von Humes Krankheit waren nicht leicht gewesen.
»Wenn Ihr warten wollt«, zwang sie sich zu sagen, »lasse ich Euch Erfrischungen bringen.«
Vater Dunne räusperte sich. »Verzeiht mir, Lady Hume, aber ich muss darum bitten, dass er uns begleitet.« Ihre Miene musste ihre Verwirrung widergespiegelt haben, denn Vater Dunne beeilte sich hinzuzufügen: »Ich habe einen guten Grund für diese Bitte, wie Ihr sehen werdet.«
Sie konnte sich schlecht vor den Dienern im großen Saal mit dem Burgkaplan streiten. Ihre Verärgerung hinunterschluckend drehte sie sich um und führte die beiden Männer die Wendeltreppe zu den Privatgemächern der Familie im darüber liegenden Stockwerk hinauf.
Still fügte sie der Liste in ihrem Kopf den Austausch des Burgkaplans hinzu.
Als sie in den Privatgemächern angelangt waren, gab sie sich nicht mehr die Mühe, einen milden Ton anzuschlagen. »Nun, Vater Dunne, was gibt es so Wichtiges, dass Ihr Euch veranlasst saht, mich aus meinen Gebeten für die verstorbene Seele meines Gatten zu reißen?«
Der Kaplan reagierte gereizt. »Ich fühlte mich verpflichtet, Euch von einem Dokument in Kenntnis zu setzen, das Euer Gatte meinen Händen anvertraut hat.«
»Ein Dokument?« Sie verspürte einen Anflug von Unbehagen in ihrem Magen. »Was für eine Art Dokument?«
»Es geht um die Übertragung bestimmter Besitztümer.«
Wie groß mochte die Summe wohl sein, die Hume den Zisterziensermönchen von Melrose Abbey vermacht hatte, damit diese eine Messe für ihn sangen? Sie missgönnte den Mönchen nichts, doch hoffte sie, es würden genügend Mittel übrig bleiben, um die lange versäumten Reparaturarbeiten an der Burg anzugehen.
»Ihr sprecht von seinem Testament?«, fragte sie.
»Ein Testament könnte diesem Zwecke nicht dienen«, sagte Vater Dunne auf seine behäbige Art. »Ein Mann kann sein Gold, seine Rüstung oder sein Pferd einem jeden vermachen, den er in seinem Testament wählt – doch nicht sein Land. Bei seinem Tod fällt sein Land an seinen Erben.«
Vater Dunne hustete. Zum ersten Mal wirkte er beklommen. »Wenn er sein Land irgendeinem anderen vermachen möchte«, sagte er und zog ein Pergament aus seiner Kutte, »dann muss er dies vor seinem Tod tun.«
Isobel hatte seit Monaten versucht, ihren Mann davon zu überzeugen, Jamieson das bisschen Land, das er bearbeitete, kaufen zu lassen, damit er die Müllerstochter heiraten konnte. Mit dem Tod, der an seine Tür
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