Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
angemessen unterzubringen.«
Stephen nahm an, dass der Abt nicht so sehr um Isobels Komfort besorgt war, sondern vielmehr um den Frieden der Brüder. Eine schöne Frau, noch dazu in Beinkleidern, in der Enge des kleinen Klosters war eine Störung, die der Abt nicht riskieren wollte.
»Wir werden nicht lange bleiben«, versicherte ihm Stephen. »Ich habe vor, im Schutz der Nacht nach Caen zurückzureiten und morgen mit einem großen Kontingent an Soldaten zurückzukehren.«
Die Augen des Abtes weiteten sich voller Sorge. »Wir haben bloß zwei kleine Gästezimmer …«, fing er mit klagender Stimme an, doch Stephen unterbrach ihn.
»Wenn mein Bruder sicher bewegt werden kann, werden wir morgen gegen Mittag alle aufbrechen.«
Der Abt stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Einer unserer Brüder ist im nächsten Dorf aufgewachsen. Er wird Euch den ersten Teil Eures Weges in der Dunkelheit führen.«
Der Abt wollte, dass sie jetzt so schnell wie möglich verschwanden.
»Ich werde Euch etwas zu essen in die Gästezimmer bringen lassen«, fügte er hinzu.
»Ihr seid zu gütig«, meinte Stephen. »Vielleicht könnte ich nach dem Essen einen Spaziergang mit Lady Hume unternehmen.«
»Ein Spaziergang wäre genau das Richtige, um sie zu beruhigen«, sagte der Abt. Er schien die Möglichkeit, Isobel am Nachmittag loszuwerden, sehr zu begrüßen. »Es gibt einen reizenden Pfad am Fluss entlang zu unserem Obstgarten. Das Land liegt im Innern der Klostermauern, es ist also recht sicher.«
Stephen aß mit Geoffrey und Isobel an dem kleinen Tisch in dem winzigen Gästezimmer, das ihnen zugeteilt worden war. Dabei befragte er Isobel darüber, was geschehen war, nachdem er sie und William bei dem Baumstamm zurückgelassen hatte.
Sein Magen krampfte sich zusammen, als sie es ihm erzählte. Beinahe hätte er sie beide verloren! Allein der Gedanke raubte ihm den Atem. Er hoffte, Isobel wäre nicht bewusst, dass die Männer sie zuerst vergewaltigt hätten; er wünschte, er müsste es sich selbst nicht vorstellen.
Das Bild, wie sie auf William gelegen hatte, als er sie beide für tot gehalten hatte, wollte nicht aus seinem Kopf. Er nahm ihre Hand. Es war ihm egal, was ihr Bruder denken mochte.
»Ein Spaziergang könnte uns auf andere Gedanken bringen«, sagte er. »Der Abt hat mir von einem Pfad am Fluss entlang erzählt, den wir nehmen können.«
»Wenn wir morgen bereits aufbrechen«, sagte Geoffrey und erhob sich, »würde ich gern die verbleibenden Stunden im Gebet vor der heiligen Reliquie des Klosters verbringen.«
Isobel lächelte ihm schwach zu. »Deshalb bist du hier.«
»Aber bitte, nehmt Isobel mit«, bedrängte Geoffrey Stephen. »Es wird ihr guttun.«
Isobels Bruder war von einer Naivität, die an Dummheit grenzte. Stephen wusste verdammt gut, was passieren würde, wenn sie diesen Nachmittag allein unterwegs wären. Nach ihrer Begegnung mit dem Tod wäre dieses Mal keiner von ihnen sonderlich vorsichtig.
Stephen stand auf, als Geoffrey zur Tür ging.
»Ich werde um Lord FitzAlans Genesung beten«, erklärte Geoffrey.
»Danke«, sagte Stephen. Auf Isobel hinabschauend, fügte er hinzu: »Heute können wir Eure Gebete alle gebrauchen.«
Als Geoffreys Schritte draußen auf dem Steinboden verhallten, streckte Stephen Isobel die Hände entgegen. Er wusste, was er jetzt wollte. Wenn sie es auch wollte, würde er sie haben.
Isobel sah ihm in die Augen. Sie tat gar nicht erst so, als würde sie ihn nicht verstehen. Dann ergriff sie seine Hände.
20
Isobel sah das blanke Verlangen in Stephens Blick. Wenn sie ihn abweisen wollte, dann musste sie es jetzt tun. Sie nahm seine Hände. Heute kümmerte es sie nicht, was richtig oder falsch war, was weise und was töricht. Dieses eine Mal würde sie den Mann nehmen, den sie wollte, nicht den, den sie nehmen musste. Sie würde sich selbst dieses Geschenk machen und nicht daran denken, was danach kam.
Ohne dass sie ein Wort gewechselt hätten, nahm Stephen die Wolldecken von der Lagerstatt und faltete sie unter seinem Umhang zusammen.
Sie folgten dem gepflasterten Weg an der Küche vorbei. Hinter dem Küchengarten fanden sie das Tor, das zum Flusspfad führte. Dankenswerterweise war es weder die Jahreszeit, in der die Äpfel im Obstgarten geerntet wurden, noch die Tageszeit, zu der Fische für das Abendessen der Mönche geangelt wurden. Auf dem Flusspfad zeigte sich keine andere lebende Seele.
Sobald die Bäume ihnen Sichtschutz boten, legte Stephen den Arm um
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