Mein leidenschaftlicher Ritter: Roman (German Edition)
warten.«
»Aye«, sagte sie mit einer Stimme, die kaum mehr war als ein Flüstern. »Wir sollten warten.«
Hume hatte sich an die Mahnungen der Kirche gehalten, während ihrer monatlichen Blutung vom Vollzug der Ehe abzusehen. Sie hatte die Ausrede so oft benutzt, wie sie es gewagt hatte. Anhand de Roches angeekelten Gesichtsausdrucks vermutete sie, dass sie diese Gnadenfrist eher einer perversen Zimperlichkeit zu verdanken hatte als seinem Bemühen, eine Sünde zu vermeiden.
De Roche begleitete sie zurück zu ihrem Zimmer und gab sich keine Mühe, seinen Unmut zu verbergen. Als könnte sie etwas dafür, dass sie ihre Regel hatte! Sie hatte gelogen, aber das konnte er nicht wissen.
Nun, sie war auch wütend auf ihn. Und sie hatte einen guten Grund! Ihn zu verstimmen würde ihr auf die Dauer jedoch nicht wohl bekommen. Der Mann konnte ihr das Leben auf Tausende von Arten zur Hölle machen, wenn er wollte.
Warum also hatte sie gelogen, um ihn hinzuhalten? Wenn sie ein Kind trug, dann wäre es das Sicherste und Klügste, bald mit ihm zu schlafen. Das einzig Vernünftige. Wenn ihr Ehemann Zweifel daran hegte, dass das Kind von ihm war … Sie schloss die Augen. Nichts könnte schlimmer sein.
Trotzdem konnte sie sich selbst nicht dazu bringen, es zu tun. Sie konnte diesen letzten Schritt noch nicht tun. Eine Verlobung und der Vollzug ergaben eine Ehe, unabhängig von den Formalitäten.
Sie würde Stephens Begehr ehren, so gut sie konnte. Obschon sie nicht in der Lage gewesen war, die Verlobung aufzuschieben, würde sie den Vollzug der Ehe so lange hinauszögern, bis sie sicher war, ob sie ein Kind trug. Stephens Kind.
Es war töricht, denn Stephen konnte sie jetzt nicht mehr retten. Selbst wenn er es wollte – er konnte es nicht.
27
Als würde sie für ihre Lüge gestraft, wachte Isobel am nächsten Morgen mit einer klebrigen Feuchtigkeit zwischen den Beinen auf.
Nein, das konnte nicht sein! Sie schloss die Augen und versuchte es zu ignorieren. Sie rollte sich auf die Seite und zog die Knie an den Bauch.
Es gab kein Baby.
Erst jetzt konnte sie sich selbst gegenüber eingestehen, wie sehr sie es sich gewünscht hatte. Wenn sie schwanger gewesen wäre, hätte es keine Möglichkeit gegeben, dass Stephen es erführe, keine Möglichkeit für sie, es ihn wissen zu lassen. Dennoch hatte sie die Hoffnung gehegt, dass er es doch wüsste. Und kommen würde, um sie zu holen.
Es hätte keinen Unterschied gemacht, dass er sie nur des Kindes wegen geheiratet hätte. Und auch nicht, dass sie eine bemitleidenswerte Ehefrau abgegeben hätte, immer in der Hoffnung, ihn dazu zu bringen, sie zu lieben. Im geheimsten Winkel ihres Herzens wollte sie gezwungen werden, es mit ihm zu versuchen.
Und auf jeden Fall wollte sie dieses Baby. Stephens Kind. Einen Teil von ihm, den sie behalten und lieben konnte.
Linnet regte sich neben ihr im Bett und holte sie abrupt in die Gegenwart zurück. Nun gab es kein Entkommen aus ihrem Verlöbnis. Ihr Leben war hier in der Normandie. Mit de Roche.
Isobel war derart verzweifelt, dass ihre Tage und Nächte miteinander verschmolzen. Sie verließ ihre Zimmer nicht, weigerte sich, sich anzukleiden, und aß bloß, was Linnet ihr einflößte.
Obwohl sie sich selbst sagte, dass sie sich zusammenreißen und sich ihrer Zukunft stellen musste, brachte sie es einfach nicht fertig. Es brauchte all ihre Kraft, um sich aus dem Bett zu quälen und in ihrem Vorzimmer zu sitzen. Sie verbrachte den Großteil ihrer Zeit dort und betrachtete den Baum im Innenhof. Er trug inzwischen Blüten.
Sie ignorierte das Ziehen an ihrem Arm. Als es nicht aufhörte, wandte sie den Blick von dem Baum ab. Linnet stand neben ihr.
»Ich versuche Euch etwas zu sagen!« Linnets Stimme klang drängend und verärgert.
Isobel versuchte sich um des Mädchens willen zusammenzureißen. »Was denn?«
»Ich habe allen gesagt, Ihr hättet hohes Fieber, aber es dauert jetzt schon eine Woche, und de Roche fragt nach Euch.«
Wie konnte Linnet glauben, dass ihr das etwas bedeutete?
»Hört mir zu!« Linnet stemmte die Hände in die Hüften und stampfte mit dem Fuß auf. »Ich schwöre, ich gebe Euch eine Ohrfeige, wenn Ihr nicht aufhört, diesen verdammten Baum anzustarren. François und ich brauchen Eure Hilfe.«
Bevor Isobels Gedanken wieder abdriften konnten, hob Linnet einen Becher Wein an ihre Lippen und hielt ihn dort, bis sie trank. Sie spürte, wie der Wein in ihren Magen rann und in ihre Glieder fuhr. Sie hatte so wenig im
Weitere Kostenlose Bücher