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Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten

Titel: Mein Mann, der Liebhaber und der Tote im Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Buscha
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es nicht eilig gehabt und wäre ich nicht auf ihre Hilfe angewiesen gewesen, hätte ich mir Hedwig spätestens jetzt zur Brust genommen.
    Stattdessen schaute ich ihr gebannt zu. Sie hatte einen kleinen Stein in den ersten Kasten zu ihren Füßen geworfen, stand nun auf einem Bein, das andere angezogen, davor und musterte die Distanz zum zweiten Kasten mit seitlich geneigtem Kopf.
    Dann sprang sie los und überflog wippend und flatternd den ersten Kasten, um im zweiten zu landen.
    Die ganze Person wogte hin und her, als sie dort auf einem Fuß zum Stehen kam. Pony, Kopf, Schultern, der runde Busen und das Kleid schwangen auf und nieder, während sich ihr weißer Kragen in ihren Haaren verfing und aufrecht stehen blieb.
    Nach einer kleinen Pause, die sie einlegte, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden, sprang sie schließlich zum nächsten Kasten.
    »Hedwig! Jetzt beeil dich.«
    »Treib mich nicht an.« Hedwig hielt inne. »Treib mich ja nicht an. Dann konzentriere ich mich nicht richtig und falle womöglich um.«
    »Ja, und verletzt dich auch noch, weil du dir dein dämliches Messer wieder an den Gürtel binden musstest.«
    Hedwig funkelte mich böse an, während sie, auf einem Bein schwankend, ihr Gleichgewicht zu bewahren versuchte.
    »Es ist immer dort, wie du weißt. Und was geht es dich überhaupt an, Claire? Man kann nie wissen, zu was so was gut ist. Vielleicht brauchen wir es ja im Wald.«
    »Als ob man ein Messer nicht auch in der Handtasche mit sich führen könnte.«
    Hedwig wollte etwas erwidern und öffnete den Mund, doch inzwischen schwankte sie gefährlich, während ich einen Schritt auf sie zumachte und sie am Arm abstützen wollte. »Lass das gefälligst. Es wäre gemogelt und ungültig«, stieß sie hervor.
    Ich trat erschrocken zurück. Es fehlte gerade noch, dass sie auf die Idee käme, von vorn zu beginnen. Resigniert winkte ich ab. »Okay, Hedwig, ich warte. Spring.«
    Hedwig nahm neuerlich Schwung und sprang konzentriert und mit zusammengekniffenen Augen von einem Kasten zum nächsten. Die Falte zwischen ihren Brauen trat überdeutlich hervor und verlieh ihrem Gesicht einen verbissenen Ausdruck.
    So ging das eine ganze Weile lang, bis sie schließlich wieder vor dem ersten Kasten landete, den Stein aufnahm und ihn in den zweiten warf.
    Es hatte keinen Sinn, sie zur Eile zu bewegen. Ich wollte mich gerade umdrehen und zu Lisa zurückgehen, als geschah, was ich am meisten befürchtet hatte: Hedwigs ausgetretene Gesundheitsschuhe konnten die ausgeleierten Bänder an den Knöcheln nicht halten. Sie knickte beim Aufprall des Fußes seitlich weg, schrie auf, wankte, ruderte mit den Armen, stürzte zur rechten Seite, fing den Aufprall mit den Händen ab, fiel aber dennoch auf ihre Hüfte und stieß einen unterdrückten Schrei aus, der in eine leises Wimmern überging. Die Löckchen wippten, der Kragen, der sich kurz zuvor in ihren Haarsträhnen verfangen hatte, fiel ordnungsgemäß auf ihre Schultern zurück.
    Sie wimmerte weiter und rieb sich die rechte Hüfte - in die sich selbstverständlich der Griff des Messers gebohrt und wohl eine schmerzhafte Prellung verursacht hatte. Ich eilte zu ihr, betete, sie möge sich außer dieser eventuellen Prellung bitte, bitte nichts getan haben, und reichte ihr die Hand, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein.
    Sie schaute hoch, Tränen in den überraschten Augen.
    Ich sagte nichts. Sie versuchte mühsam, sich an meiner Hand hochzuziehen. Es gelang nicht, so dass ich ihr schließlich unter die Achseln griff, um ihr aufzuhelfen.
    Sie stand, ein wenig unsicher zwar, aber sie stand - und streckte mir ihre beiden Hände entgegen, deren Innenflächen aufgeschürft und verschmutzt waren. Aus der einen oder anderen Abschürfung traten winzige Bluttropfen hervor. Nichts Dramatisches. Ein wenig säubern, ein wenig desinfizieren und verbinden. Mehr nicht.
    »Kannst du laufen?« Ich sah sie fragend an.
    Sie nickte, den Kopf gebeugt. Entdeckte ich da einen Hauch von Scham?
    »Hast du ein Taschentuch dabei?«
    Kopfschütteln.
    »Soll ich dir helfen, die Wunden zu säubern?«
    Hedwig sah nun doch zu mir hoch und fand ihre Sprache wieder, während sie immer noch mit den Tränen kämpfte.
    »Nein, nein, lass mal. Ich kann das schon allein.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, ist schon gut, brennt nur ein wenig. Geh du schon mal ins Haus. Ich komme gleich nach.«
    »Okay.«
    Was hätte es auch gebracht, da draußen dumm rumzustehen und zu warten, bis Hedwig, die ein wenig humpelnd in

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