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Mein mutiges Herz

Mein mutiges Herz

Titel: Mein mutiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAT MARTIN
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wollte nicht wahrhaben, dass es schon Morgen war. Träge öffnete sie die Augen und blinzelte. Kitty beugte sich über ihr Bett.
    „Fühlen Sie sich nicht wohl, Miss?“ Lindsey schlief nur selten bis in den Vormittag hinein; es musste wohl an der unruhigen Nacht gelegen haben, dass sie verschlafen hatte.
    „Es geht mir gut“, antwortete sie gähnend, schlug die Decke zurück und setzte sich auf.
    „Ihre Mutter wünscht Sie zu sprechen. Ich soll Ihnen ausrichten, sobald Sie angekleidet sind und Ihre Morgenschokolade getrunken haben, wartet sie im blauen Salon auf Sie.“
    „Hat Sie gesagt, warum Sie mich sprechen will?“
    „Nein, Miss.“
    Lindsey streckte sich, um die Spannung in ihrem Nacken loszuwerden, trat an den Waschtisch, goss Wasser in die Schüssel und wusch sich das Gesicht. Nachdem sie eine Tasse Schokolade getrunken und ein paar Kekse gegessen hatte, fühlte sie sich ein wenig gestärkt. Sie wählte ein braunes, mit Samtbändern verziertes Wollkleid an diesem kühlen Oktobertag und begab sich nach unten.
    Im blauen Salon saß ihre Mutter in einem roséfarbenen Seidenkleid auf dem Brokatsofa, den weiten Rock um sich gebreitet. Bei Lindseys Eintreten legte sie den Stickrahmen beiseite.
    „Guten Morgen, mein Kind.“
    „Guten Morgen, Mutter.“
    „Hast du schlecht geschlafen? Du siehst müde aus.“
    „Nein, Mama, ich fühle mich wohl“, log sie.
    „Möchtest du eine Tasse Tee?“
    „Ja, gerne.“ Lady Renhurst war eine attraktive Frau Ende vierzig mit dichtem brünettem Haar, einen Ton dunkler als Lindseys, von feinen Silberfäden durchzogen. Von ähnlicher Statur wie ihre Tochter, hochgewachsen und schlank, hatte sie allerdings auf ihrer letzten Reise durch den Kontinent ein wenig zugenommen. Sie goss einen duftenden, mit Jasmin gewürzten Tee in zwei goldgeränderte Tassen aus feinstem Porzellan und reichte Lindsey eine Tasse. Sie schien keine Eile zu haben, das Gespräch zu beginnen, während ihre Tochter nicht viel von Zeitverschwendung hielt.
    „Du willst mich sprechen? Hat es etwas mit Rudy zu tun?“ Mit einer verschnörkelten Zange nahm Lindsey ein Stück Zucker aus der Silberdose und gab es in ihren Tee.
    „Dein Bruder ist ein anderes Thema, das mir Sorgen bereitet. Aber im Moment geht es um dich, meine Liebe – um deine Zukunft.“
    In Lindseys Kopf schrillte eine Alarmglocke. Um Zeit zu gewinnen, nahm sie ein zweites Stück Zucker und rührte in ihrer Tasse, bis es sich aufgelöst hatte.
    Ihre Mutter bedachte sie mit einem wissenden Blick. „Wie ich sehe, würdest du das Thema gern auf sich beruhen lassen. Zu meinem Bedauern haben dein Vater und ich unsere Pflichten dir gegenüber ein wenig vernachlässigt. Das muss sich endlich ändern.“
    Lindsey nahm einen Schluck Tee. „Ich fürchte, Mama, ich verstehe nicht recht, worauf du hinauswillst.“
    „Ich glaube zwar, du verstehst sehr wohl, aber das wollen wir dahingestellt sein lassen. Es ist an der Zeit, dass du dich verheiratest, mein Kind. Du bist zweiundzwanzig und hast lange genug deine unbeschwerte Jugend genossen. Nun ist es Zeit, an die Zukunft zu denken.“
    Lindseys Magen rebellierte. Auf dieses Gespräch war sie nicht vorbereitet. „Mir gefällt mein Leben so, wie es ist, Mama. Ich habe einen wunderbaren Beruf, der mich ausfüllt. Ich habe Freunde und führe ein eigenständiges Leben.“
    „Du lebst immer noch in deinem Elternhaus, Kind. Das muss sich ändern.“
    „Da ihr fast das ganze Jahr auf Reisen seid, dachte ich, es stört euch nicht.“
    „Natürlich stört uns das nicht! Es ist schließlich dein Geburtshaus. Aber du kannst nicht dein ganzes Leben bei uns wohnen. Du wünschst dir doch eine eigene Familie und Kinder, habe ich recht?“
    Es hatte eine Zeit gegeben, in der Lindsey sich dessen nicht so sicher war. Seit sie Thor kannte, war ihr allerdings manches über ihre eigene Person klar geworden. Sie wünschte sich Kinder, Ehemann und Familie. Und plötzlich tauchte Thors Bild vor ihrem inneren Auge auf.
    Wenn der Mann ihres Leben nur Thor sein könnte.
    Ein Knoten schnürte ihr die Kehle zu. „Natürlich wünsche ich mir all das … eines Tages.“
    „Aber das ist genau der Punkt, Liebes. Wenn du noch länger wartest, könnte es für deine Wünsche vielleicht zu spät sein. Du bist in der Blüte deiner Jahre, jetzt gilt es zu handeln. Dein Vater und ich haben ausführlich darüber gesprochen. Wir sind der Meinung, dass du baldmöglichst einen Heiratsantrag annehmen und Pläne für die Zukunft

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