Mein mutiges Herz
und dennoch weiblich gerundet.
Einen flüchtigen Moment sah er sie nackt vor sich: ihre schmale Taille, ihre wohlgerundeten Apfelbrüste mit rosigen Knospen, deren Ansätze im tiefen Ausschnitt dieses aufreizend roten Kleides sichtbar wurden.
Ihm war beinahe, als spüre er ihre vollen Lippen unter seinem Kuss, ihre glatte Haut, wenn er sie streichelte.
Das Blut schoss ihm in die Lenden, während sie sich ihm näherte, und er verspürte ein schmerzhaftes Sehnen nach ihr. Er redete sich ein, sie sei nicht die richtige Frau für ihn und dürfe seinem Verlangen nicht erliegen.
Dennoch begehrte er sie. Nicht nur seit dem flüchtigen Moment, als er sie nackt gesehen hatte. Ihm war bewusst geworden, dass er sie schon seit Längerem begehrte. Aber sie war Kristas Freundin und die Tochter eines vornehmen Aristokraten, so unerreichbar wie eine Wikingergöttin, die seine Landsleute auf der Insel verehrten.
Da er sie nicht besitzen durfte, hatte er sich eingeredet, sie übe keinen Reiz auf ihn aus.
Lindsey reichte ihm nun seinen Gehrock, den er sich schnell überzog, in der Hoffnung, sie bemerke seine starke körperliche Reaktion auf sie nicht. Madame Fortier, deren Lippen ein wissendes Lächeln umspielte, hatte allerdings ein geübtes Auge für derlei Dinge.
Sie warf einen Blick auf die verräterische Ausbuchtung zwischen seinen Schenkeln und schüttelte bedauernd den Kopf. „Jammerschade. Sind Sie sicher, dass Sie nicht bleiben wollen?“
Nichts würde er lieber tun. Er wünschte sich, Lindsey in eines der oberen Zimmer zu tragen, ihr das unzüchtige Kleid vom Leib zu reißen, sich in ihrem langen, seidigen Haar einzuspinnen wie in einen Kokon, die gereckten Perlen ihrer Brustspitzen an seiner Haut zu spüren und sich in der süßen Enge ihres Schoßes zu verlieren.
Thor fluchte innerlich. Bisher hatte er eine Fassade der Gleichgültigkeit zur Schau getragen und sie und sich selbst damit genarrt. Nachdem er sie nackt der Willkür dieser Wüstlinge ausgeliefert gesehen hatte, war seine Selbstbeherrschung zusammengebrochen wie ein Kartenhaus.
Jetzt konnte er sich nicht länger belügen. Er begehrte sie glühend wie keine andere Frau zuvor.
Thor schwor sich bei allem, was ihm heilig war, Lindsey sein Verlangen niemals zu erkennen zu geben.
Benommen saß Lindsey neben Thor in Madame Fortiers eleganter Karosse. In dieser Nacht war so viel geschehen. Wäre Thor nicht plötzlich aufgetaucht, wären Elias und sie möglicherweise umgekommen. Sie versuchte, nicht an Madame Fortier und ihr Bordell zu denken, aber das Bild der schönen Frau ließ sich nicht verdrängen.
„Sie verkehren wohl häufig im Red Door, da Sie mit Madame Fortier befreundet sind?“
Thor warf ihr einen Seitenblick zu. „Wir haben uns gelegentlich miteinander vergnügt.“
Sie bekam große Augen und versuchte, ihre Schamröte zu verbergen. Aber schließlich hatte sie das Thema angeschnitten und wusste, wie unverblümt Thor sein konnte. Und außerdem war sie neugierig.
„Die anderen Frauen schienen Sie gleichfalls gernzuhaben.“
Er hob seine breiten Schultern. „Ein Mann hat gewisse Bedürfnisse, und ich bin nicht verheiratet wie mein Bruder.“
Lindsey setzte sich aufrecht hin. „Dann begleitet Leif Sie wohl nicht zu Ihren nächtlichen Vergnügungen?“
„Mein Bruder hat seine Lebensgefährtin gefunden. Er hält sich an das Eheversprechen.“
Offenbar war er davon überzeugt, dass ein Ehemann treu sein musste, keine weitverbreitete Ansicht unter den Herren aus vornehmen Kreisen. „Sind Sie auf der Suche nach Ihrer Lebensgefährtin?“
„So die Götter wünschen, finde ich sie.“
Thor hatte eine merkwürdige Ausdrucksweise. Sie wünschte, mehr von ihm zu wissen. Fröstelnd zog sie Thors Gehrock enger um ihre Schultern. Sie hatte den Umhang abgelehnt, den Madame Fortier ihr angeboten hatte, weil sie verhindern wollte, dass Thor ihn zurückbrachte, was natürlich lächerlich war, denn früher oder später würde er das Bordell wieder aufsuchen. Wie er bereits gesagt hatte, ein Mann hatte seine Bedürfnisse, und Thor mit seiner ausgeprägten Männlichkeit hatte gewiss mächtige Bedürfnisse.
Lindseys Wangen begannen zu glühen. Sie wusste, was zwischen Mann und Frau geschehen konnte. Sie hatte ihre Erfahrung mit Tyler Reese gemacht, als sie beide gerade mal sechzehn waren. Törichterweise hatte sie geglaubt, in den hübschen jungen Viscount verliebt zu sein; und sie war neugierig gewesen.
Tyler hatte sein Vergnügen an der Begegnung,
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